Heaven Shall Burn - Antigone

Review

Ein schönes, saftiges Steak, triefend in tierischem Fett – wohl DIE Horrorvorstellung eines jeden Veganers. Somit könnte ich HEAVEN SHALL BURN, die allesamt Veganer sind und keine tierischen Produkte zu sich nehmen, indirekt vorwerfen, mit ihrem neuen Album „Antigone“ (aus einer griech. Sage: Tochter des Ödipus und der Iokaste) gänzlich gescheitert zu sein. Warum? Weil es bei mir als absolutem Fleischfreund dasselbe Glücksgefühl hervorruft, wie wenn ein herzhafter Schweinelappen auf dem Grill der Vollendung entgegenbrutzelt und mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Es ist aber auch wirklich FETT, was die fünf Freunde hier auf Konserve verewigt haben. Melodic DeathCore at its best, würde ich sagen, wobei diesmal die Hardcore-Schlagseite im Vergleich zum Vorgänger ein wenig vernachlässigt worden ist und man stattdessen verstärkt skandinavisch anmutende Melodien integriert hat. Was dabei herausgekommen ist, kann man nur als intensiv bezeichnen, sowohl auf musikalischer, als auch auf emotionaler Ebene. Eingerahmt von den zwei herzzerreißend romantisch-melancholischen Klassik-Instrumentals „Echoes“ und „Deyjandi Von“ brettern HEAVEN SHALL BURN dazwischen so ziemlich alles in Grund und Boden, ohne dabei auf ruhige, zerbrechliche Momente zu verzichten. In selbigen zeigt sich das songschreiberische Geschick dieser Formation, vervielfachen sie durch diesen Kontrast doch die zerstörerische Wirkung ihrer messerscharfen Riffs noch. Ich sehe jetzt schon Metalheads und Metalcoreler gleichermaßen zu Abrissbirnen wie „The Weapon They Fear“, „The Only Truth“ oder „Bleeding To Death“ vor jeder Stage, die HSB entern, einen höllenhaften Pit entfachen. Wie soll es auch anders sein, wenn das Beste aus AT THE GATES, BOLT THROWER, IN FLAMES, HATEBREED und EARTH CRISIS aufeinander trifft?! Nochmals intensiviert wird dieses Hörerlebnis durch die mächtige Sangesperformance von Marcus Bischoff. Während des stimmungsvollen „Numbing Pain“ stinkt sogar ein Tompa Lindberg in punkto kompromisslosem und kraftvollem Ausleben unverfälschter Gefühle ab. Und das will schon was heißen! HEAVEN SHALL BURN haben mit ihrem Drittwerk zum ganz großen Wurf ausgeholt und lassen sogar bärenstarke Kollegen wie CALIBAN locker hinter sich. „Antigone“ – ein mitreißendes Geflecht aus musikalischer Klasse und starken bis fragilen Emotionen, gesegnet mit einem hohen Gehalt an Schweden-Melodien und unzähligen Brachial-Kalorien … womit wir wieder beim Steak wären. Guten Appetit!

24.05.2004
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