Katatonia - Dead End Kings

Review

Meine Erwartungen an das neue Werk der Schweden hätten – offen gesagt – nicht größer sein können. Kein Wunder, war doch das letzte Release „Night Is The New Day“ einer meiner persönlichen Meilensteine der letzten zehn Jahre. Um es vorweg zu nehmen – KATATONIA haben die Erwartungen nicht enttäuscht: Die Schweden klingen nach wie vor wunderbar melancholisch, ausgefeilt und vielschichtig. Und auch der Sound von „Dead End Kings“ wird allen Ansprüchen gerecht. Kein Wunder, hat die Band doch erneut mit Produzent David Castillo zusammengearbeitet, der bereits das Vorgängeralbum veredelte.

Aber alles der Reihe nach. „The Parting“ eröffnet die Platte in bewährter KATATONIA-Manier: sphärische Keys umschließen den charakteristisch-leidenden Gesang von Frontmann Jonas Renkse, düster-schwere Gitarrenriffs im Midtempo-Bereich wechseln mit zurückhaltend instrumentierten Strophenparts. „Dead End Kings“ wirkt zum Auftakt allerdings noch schwerer greifbar als „Night Is The New Day“, was vor allem daran liegt, dass die Melodien diesmal noch diffiziler, noch versteckter ausgearbeitet werden. Dieser Ansatz zieht sich im Anschluss durch die meisten der Songs. Während Tracks wie das treibende „Lethean“, das kraftvolle „Buildings“ oder das mit deutlicher OPETH-Schlagseite versehene „Dead Letters“ sofort zünden, offenbaren viele der Kompositionen ihre Schönheit erst nach intensivem Hören. Details müssen zunächst entdeckt, dann verstanden und schließlich eingeordnet werden. Das trifft vor allem auf Nummern wie „Undo You“, das mit innovativer Melodiearbeit aufwartet, oder das introvertierte „The One You Are Looking For Is Not“ zu. Nimmt man sich aber die nötige Zeit und Bereitschaft, die Songs auf sich wirken zu lassen, erschließen sich allmählich Komplexität und Vielseitigkeit der Arrangements. Ist man erst einmal durch die erste Pforte getreten, öffnen sich in der Folge weitere Türen und fördern die für KATATONIA typische, mitreißende Atmosphäre und Emotionalität zutage. Momente wie jener nach etwas einer Minute Spielzeit im Track „The Racing Heart“, wenn man von der hypnotischen Gitarrenarbeit und Renkses variablem Gesang hinweg getragen wird, sind somit letztlich nur die Spitze eines Eisbergs von Album, welches mit Geduld und Ausdauer erkundet werden will.

„Dead End Kings“ ist auch deswegen ein bemerkenswertes Album, weil die Schweden den einfachsten Weg gemieden haben, indem sie sich eben nicht für das Schreiben von griffigen, eingängigen Songs entschieden haben. Vielmehr ist das Album das Resultat des künstlerischen Anspruchs, den sich KATATONIA als Musiker auferlegt haben. Die Band ist den hohen Maßstäben am Ende gerecht geworden – und hat dabei ein weiteres, großartiges Album geschaffen.

24.08.2012
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