Kaunis Kuolematon - Kun Valo Minussa Kuoli

Review

Soundcheck November 2025# 5

Das Feld der finnischen Melancholie wurde ja schon hinreichend ergründet, sollte man zumindest meinen. Und doch erfreut sich der melodische Todesblei in Kombination mit skandinavischer Schwermut nach wie vor enormer Beliebtheit – und kein vorzeitiges Ende ist in Sicht. Auch dessen Variante mit vergleichsweise niedriger Schlagzahl scheint so schnell nicht aus der Mode zu geraten, was Bands wie KAUNIS KUOLEMATON nur recht sein sollte. Deren melodisch-melancholischer Death Doom, der seine Verwandschaft zu Kollegen wie SWALLOW THE SUN oder DAWN OF SOLACE kaum verleugnen kann, geht zwei Jahre nach „Mielenvalta“ mit „Kun Valo Minussa Kuoli“ gerade rechtzeitig kurz vor dem kalendarischen Winterbeginn in die fünfte Vollzeitrunde.

Finnische Melancholie in Reinkultur – KAUNIS KUOLEMATON gehen in die fünfte Vollzeitrunde

Eine der Markenzeichen des Quintetts ist die konsequente Verwendung ihrer Muttersprache, die den lyrischen Zugang zur Materie hinter „Kun Valo Minussa Kuoli“ so ein bisschen vernagelt. Damit ist man als Nicht-Finne auf die Klanggestaltung der Herren aus Hamina angewiesen. Hier macht die Band es ihrer Hörerschaft jedoch sehr leicht, denn die seither für die Verwebung von Momenten der Schwere, Härte, aber auch Epik und Anmut stehende Formation ändert an ihrer Formel anno 2025 nicht viel, sondern erforscht weiter die Möglichkeiten ihres angestammen Bauplans in Hinblick auf Dynamik, Abwechslungsreichtum und Stimmung, sodass sich Freunde der nordischen Melancholie sofort heimisch fühlen sollten.

Damit kochen KAUNIS KUOLEMATON natürlich nur mit den üblichen Wassern der tausend Seen, sodass die geneigte Hörerschaft vermutlich ungehört schon eine Idee haben dürfte, wie „Kun Valo Minussa Kuoli“ klingen wird. Aber wie in der italienischen Küche ist es die Hochwertigkeit der Zutaten, die ein Gericht erst richtig glänzen lassen. Und analog hierzu werfen auch die gegenständlichen Finnen nur hochwertige Zutaten in ihren Death Doom-Topf. Der Sound der Herren ist angenehm vielschichtig und wuchtet sich selten allzu vorhersehbar durch die Boxen, sondern fordert ein ordentliches Maß an Aufmerksamkeit auf Empfängerseite trotz der im Allgemeinen hohen Zugänglichkeit des Dargebotenen.

Die Finnen bleiben erfolgreich bei dem, was sie am besten können

Der Sound dreht sich um die groß angelegten Melodiebögen, die gerne eine trübselige Epik ausstrahlen. Die Klangflächen werden durch ein gut abgestimmtes Zusammenspiel aus Gitarren und Keyboards beschrieben, während der knorzige Bass meist nur die Grundharmonien beisteuert. Die gutturalen Vocals von Olli Suvanto gehören bei dieser Art Sound praktisch zum Grundinventar und klingen hinreichend monströs, ohne das Feld zu überlagern. Unterdessen liefert Klampfer Mikko Heikkilä die cleanen Counterparts und treibt den epischen Apsket der Musik beispielsweise in „Kun Kyynelistä Muodostuu Meri“ in besonders luftige Höhen. Aber die Songs erfordern eben durch ihre meist non-zyklische Strukturierung ordentlich Aufmerksamkeit beim Konsumieren.

Durch den vorherrschenden Wohlklang ist die langfristige Beschäftigung mit „Kun Valo Minussa Kuoli“ jedoch überhaupt kein Thema. Die nordische Sadboy-Ästhetik mag ein alter Hut sein, doch KAUNIS KUOLEMATON schaffen es, diese in ihrem melodischen Death Doom-Sound frisch und angenehm kühl klingen zu lassen. Die Trauerweiden wiegen sanft im Wind, wenn die Finnen wie in „Maailman Ainut Ihminen“ zu den schweren Geschützen in Sachen schwermütiger Melodiebögen greifen – und wenn Heikkilä dann noch mit seinem wortlosen Gesang beschwörerisch drüber hinweg segelt, darf man schon mal ins Schwelgen geraten. KAUNIS KUOLEMATON machen also nicht viel neu, dafür aber praktisch alles richtig. Manchmal ist es eben gut, wenn ein talentierter Schuster bei seinen Leisten bleibt …

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01.12.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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