Led Zeppelin - How The West Was Won

Review

Das wirklich edle 3er-Package „How The West Was Won“ von LED ZEPPELIN wurde bei mir erstmal ein viertel Jahr lang geparkt, denn es erschien mir als Todsünde, während der Tournee der ROLLING STONES und vor dem 60. Geburtstag von Mick Jagger LED ZEPP‘ zu hören – eine kleine Eigenheit des Rockopas Metalgreg senior. Ritchie Blackmore sagte mal zu SNAKE-Zeiten über DEEP PURPLE: „Wir waren gut, aber nie genial.“ Ich würde über LED ZEPPELIN sagen: „Sie waren schon genial, aber immer herzlos.“ Man würde nie 40 Jahre später „40 Licks“ von LED ZEPP‘ hören wollen. Jimmy Page hat genauso perfekt wie seine Guitar-Drum-Vocal-Arrangements auch dieses 3er-CD-Set (bzw. DVD) zusammengestellt aus 2 Liveauftritten vom Juni ’72 an der US-Westküste. Aber was bleibt davon 30 Jahre später? Die Mischung ist perfekt, da hat Page recht: „This is Led Zeppelin at its best!“ Aber die über 20 Minuten langen Stücke langweilen heute. Vor 30 Jahren lauschten wir andächtig den ewig langen Soli, das hatten wir zuvor noch nie gehört. Jimmy Page „trommelte“ seine Gitarre, John Bonham „gitarrisierte“ sein Schlagzeug und Robert Plant trieb es mit beiden im Dialog – ob Studio oder live, immer auf dem Weg zur Perfektion. Page machte sogar die E-Gitarre zur Laute und einen Ausflug ins Mittelalter, indem er z.B. eine Andeutung des damals besten britischen Lautenspielers Julian Bream einbaute. Aber der kühle Mathematiker Page hat sich nie den Arsch aufge- und das Blues-Herz zerrissen. Und so gibt es auch 30 Jahre später keine „30 Licks“. Die STONES waren und sind immer noch schlecht, aber die Bühne ist bei einem ihrer Konzerte überschwemmt mit dem Herzblut des Rock & Blues. Als LED ZEPPELIN nach einigen Jahren der Trennung 1979 bei Stonehenge ein Comeback versuchten, endete alles kläglichst – und danach hörte man nie wieder etwas von ihnen, während die Steine immer noch stehen. Aber was bleibt von LED ZEPP‘ 30 Jahre später? Es ist wie mit einem griechischen Tempel. Was müssen diese heiligen Schuppen damals in der Antike herrlich in der Landschaft gestanden haben. Was aber bleibt davon bis heute? Die Säule – und die ist auch 2500 Jahre später immer noch recht imposant anzuschauen. Genauso ergeht es auch den Liedertempeln der Hard Rock-70er heute 30 Jahre später: Was bleibt, ist das Riff. Und diese Riffs haben es – wie die Säulen eines antiken Tempels – immer noch in sich. Da bekommst du auch heute noch die Gänsehaut, den Thrill. DEEP PURPLEs 12 Takte von „Smoke On he Water“, JIMMY HENDRIX‘ Anfang von „Purple Haze“, Keith Richards‘ „Satisfaction“-Riff, mit dem alles begann – das sind die übrig gebliebenen Säulen für die Tempel der musikalischen Ewigkeit. Der Rest aber ist inzwischen Schutt und Trümmer, Baumaterial. Unterm Strich: Als 3er-Set ist „How The West Was Won“ zwar chic und edel, aber überflüssig, als DVD einerseits unerlässlich für die Ahnengalerie des Hard Rock der 70er, aber anno 2003 nur noch was für die LED ZEPP-Fans.

05.08.2003
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