Lord Of The Lost - Antagony

Review

Die Hamburger LORD OF THE LOST sind auf dem Sprung ganz nach oben. Mit ihrem letztjährigen Debüt “Fears“ konnten sie mehr als nur Achtungserfolge erzielen; sowohl auf dem Wacken Open Air, als auch auf dem M’era Luna gaben sie sich die Ehre. Mit ihrem neusten Werk “Antagony“ schicken sie sich an, sich endgültig eine Position an der Spitze der schwarzen Szene zu sichern.

Dabei ist auch dieser Silberling wieder von der enormen Vielseitigkeit gekennzeichnet, welche auch den Vorgänger schon so stark machte. Die Combo bedient sich grundsätzlich aus dem Fundus der düsteren Musik, um eine melancholisch-verzweifelte Grundstimmung zu erzeugen. Dabei scheren sie sich aber nicht um Genre-Grenzen, sondern ziehen immer jenes Stilmittel heran, das gerade am Besten zum jeweiligen Song passt. Und so stehen hier Keyboard- und Streicher-Melodien aus dem deutschen Gothic Rock der Marke CREMATORY einträchtigt neben Riffs, die zum poppigen Stil von HIM oder den 69 EYES passen. Daneben finden sich aber immer wieder auch härtere Momente auf der Scheibe. Sänger Chris “The Lord“ Harms beherrscht nicht nur cleanen, düsteren Gesang, welcher jenem von Tilo Wolff (LACRIMOSA) nicht unähnlich ist, sondern auch aggressive Growls, die an den Dark Metal von LACRIMAS PROFUNDERE erinnern. Elektronische Momente sorgen dafür, dass der Hörer nicht vergisst, dass Band-Kopf Chris sich auch einmal in der Industrial-Szene tummelte; und schließlich gibt es immer wieder heftige Ausbrüche, die an die düstere Musik amerikanischer Ausprägung erinnern. MARILYN MANSON und die DEATHSTARS seien hierfür als Referenz heran gezogen.
Aus all diesen Zutaten mischen sie eine musikalische Mixtur, welche den Hörer anspricht, ihn mitnimmt auf eine emotionale Reise und ihn in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele reißt. Aber immer dann, wenn es am schwärzesten ist, gibt es auch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Bei den Hamburgern äußert sich dieser in den wirklich großartigen Melodien, in welche sich die Songs immer wieder auflösen. Dadurch, dass diese Momente hauptsächlich in den Refrains vorkommen, ist dort auch die Erinnerung an den skandinavischen Goth Rock mit seiner simplen Radiotauglichkeit am größten. Zum Glück beschränken sich LORD OF THE LOST nicht nur auf dieses Prinzip, mit dem das Geld verdienen wohl am einfachsten wäre, sondern bringen immer wieder auch sperrige Elemente in ihren Songs unter, die einen wunderbaren Kontrast darstellen. So herausragend arrangiert hat in letzter Zeit selten eine Band der Szene. Fast jeder Song bietet Überraschungen und musikalische Wendungen und dürfte auf diese Art fast jeden ansprechen. Egal, ob der jeweilige Hörer nun simple Eingängigkeit oder musikalische Finessen bevorzugt.

Leider verliert “Antagony“ zum Ende hin ein wenig seine Außergewöhnlichkeit. Die Lieder werden vorhersehbarer, ebenso wie die Musik an Überraschungen verliert. Dennoch hat sie auch am Ende des Albums nichts von ihrem hohen Grad an Emotionalität verloren und kann auf diese Weise punkten. Mit diesem Werk sollte es LORD OF THE LOST zweifellos gelingen, sich ganz oben festzusetzen.

19.05.2011
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