Lord Of The Lost - Judas

Review

Soundcheck Dezember 2021# 27 Galerie mit 22 Bildern: Lord Of The Lost - Blood & Glitter Tour 2023 in Karlsruhe

LORD OF THE LOST kann man in Sachen Arbeitswut nur bewundern. Seit dem Debüt „Fears“ aus dem Jahr 2010 gab es im jährlichen Turnus mindestens eine neue Veröffentlichung. Viele würden jetzt aufhorchen und der Band, ohne die Scheiben gehört zu haben, Ausverkauf, Massenware oder Stagnation vorwerfen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Band hat sich stetig weiterentwickelt und nach sechs regulären Studioalben, drei Ensemble-Alben, mehreren Live-Outputs, EPs und einer Best-Of folgt nun Platte Nummer sieben, ein Doppelalbum über die Figur des Judas Iskarioth.

Als klassisches Konzeptalbum soll das Werk aber nicht verstanden werden. Stattdessen setzt die Band eher auf ein lyrisches Leitmotiv für die einzelnen Songs. Die zwei Scheiben repräsentieren die beiden Seiten des Judas. Der erste Tonträger beschäftigt sich mit Judas, dem Verräter („Damnation“), der zweite schaut im positiveren Licht auf Judas, den Erlöser („Salvation“). Auch wenn man die Stücke für sich nehmen kann, betrachten wir die beiden Scheiben im Folgenden getrennt.

Judas, der Verräter – „Damnation“

„Priest“, welches auch die erste Singleauskopplung war, eröffnet das Album und legt die Messlatte gleich extrem hoch. Treibende Drums, ein sich langsam aufbauender Song und dann der druckvolle Refrain: LORD OF THE LOST haben das Stück goldrichtig als Vorgeschmack für ihr Album gewählt. Es klingt erfrischend anders und doch vertraut.

Im weiteren Verlauf der Scheibe präsentieren sich LORD OF THE LOST mit Material, das für die Band recht klassisch daherkommt („Your Star Has Led You Astray“) und streuen immer wieder eine konzeptuell passende, sakrale Stimmung wie in „Born With A Broken Heart“ ein. Über der erstklassigen Instrumentalfraktion thront Chris Harms‘ unglaublich variabler Gesang, der vom schmachtenden Grufti-Bariton bis zu keifenden, aggressiven Screams und Shouts alles drauf hat. Gegen Ende überrascht die Band mit dem grandiosen Instrumental „Be Still And Know“, welches ein furioses Gitarrensolo beinhaltet und dem geradezu sphärischen „The Death Of All Colours“.

LORD OF THE LOST tänzeln auf „Damnation“ gekonnt zwischen all den Facetten, die sie über die Jahre ausprobiert haben und präsentieren zwölf Songs, die für sich genommen schon ein gutes Album abgeben würden. Aber da kommt ja gleich noch eine Scheibe hinterher.

Judas, der Erlöser – „Salvation“

Mit dem „The Gospel Of Judas“ beginnt der zweite Silberling ähnlich geladen wie der erste. Der Name des Stückes verkommt dabei nicht zum Beiwerk. Die eingestreuten „Judas“-Gesänge hören sich wirklich nach einem Männer-Gospel an. Auch hier betreten LORD OF THE LOST wieder neues Terrain, bevor sieim Refrain auf gewohnten Pfaden laufen.

„Viva Vendetta“ hingegen ist ein typischer Stampfer, entwickelt sich aber zu einem spannenden Experiment, denn auf den Deluxe-Editionen des Albums (Earbook und Boxset) wird sich die „LOTL+“-Doppel-CD befinden, auf welcher 32 befreundete Künstler*innen den Song auf ihre eigene Weise interpretiert haben. Dabei hatten sie nur die Instrumentals zur Verfügung und mussten einen eigenen Text dazu schreiben und durften das Stück um weitere Instrumente ergänzen. Doch auch das Original rockt schon tüchtig.

Natürlich bleibt bei der Länge eines Doppelalbums der ein oder andere Song nicht aus, der einfach an einem vorbei zieht. Aber insgesamt macht auch die zweite Hälfte von „Judas“ Spaß und das ein oder andere Stück hat mit seiner Atmosphäre Grower-Potential.

„Judas“ – LORD OF THE LOST können es auch lang machen

24 Stücke, darunter kein Totalausfall, lediglich der ein oder andere Filler. Das ist eine Leistung, an der viele Bands scheitern, wenn sie so viele neue Stücke auf einmal veröffentlichen. Im direkten Vergleich mit „Thornstar“ zieht „Judas“ knapp den Kürzeren, war die Hymnendichte auf dem Album noch etwas größer. Aber LORD OF THE LOST zeigen auch auf ihrem siebten Album, dass sie Headlinerpotential haben.

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25.06.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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4 Kommentare zu Lord Of The Lost - Judas

  1. nghizhidda sagt:

    Wirklich gut. Die Stimme ist außergewöhnlich klar und variabel. Das macht eine super Atmosphäre und trägt jeden Song. Dazu so viele gute Ideen in den Songs, manches erinnert mich Type o negative. Von der Struktur her.
    Ich kannte die Truppe nicht und hab jetzt grad mal 3 Songs gehört. Daher werd ich mir jetzt mal die Discographie der Reihe nach gönnen. Daumen hoch, wenn der Rest auch so fesselt.

    8/10
  2. Watutinki sagt:

    Geht so überhaupt nicht an mich ran, will groß sein, will bombastisch sein, will schwermütig sein as hell, erreicht damit aber genau das Gegenteil, nämlich Belanglosigkeit in allen Belangen. Hat man so auch schon tausend mal wo anders gehört, nur halt charmanter und intensiver.
    So richtig gruftigen, verträumten Gothic Metal/Rock, gibt es ja heutztage eigentlich genau so wenig, wie nordischen BM vergangener Güte und Intensität. Zumindest ich vermisse das alles sehr. Lord of the Lost ist nur ein Versuch, dass einem noch größeren Publikum schmackhaft zu machen, dürfte aber jeden alteingesessenen Gruftie in erster Linie langweilen.

  3. nili68 sagt:

    Wenn ich mal nicht über Kunst/Kommerz (so what?) nachdenke oder wo man das einordnet, mit anderen Bands vergleicht und sich im Kopf schon ’ne musikwissenschaftliche Abhandlung, wo der Verweis auf Black Metal natürlich auch nicht fehlen darf, zurechtphantasiert usw., gefällt mir das, was ich gehört habe, eigentlich ganz gut. Kann man gut weghören. Wen interessiert denn, ob sich alteingesessene Grutfties (oder Black Metaller) langweilen? Um mal in Youtube-Jargon zu verfallen: Nobody gives a shit. 😉

  4. Sinistrous sagt:

    @Watutinki: Es gibt schon ein paar nette Sachen in dem Bereich, aber halt auch nicht viel was mir gefällt.
    Mir sind besonders zwei Sachen hängen geblieben. Vielleicht trifft das deinen Geschmack eher:
    A Projection „Framework“: https://youtu.be/1IgfyfBXUIo
    Nox Novacula „Acension“: https://youtu.be/KjDfcbciRsI

    Das ist meiner Meinung nach noch mal was ganz anderes als Musik, wie zu dem Review hier. Irgendwie „ehrlicher“, ungezwungener. Aber letztlich halt auch nur Geschmackssache. 😉