Lord Of The Lost - Weapons Of Mass Seduction

Review

LORD OF THE LOST liefern mit „Weapons Of Mass Seduction“ ein Coveralbum als Nachschlag zum erfolgreichen „Blood & Glitter“-Jahr, das mit einer Charts-Pole-Position und dem Erlebnis der Eurovision-Song-Contest-Teilnahme diverse Highlights für die Band zu bieten hatte. Über die offizielle Platzierung in dem Wettbewerb hüllen wir den Mantel des Schweigens, die Fangemeinde sieht das sicherlich anders.

Auf „Weapons Of Mass Seduction“ finden sich elf neue Coverversionen, es existiert darüber hinaus eine Deluxe-Version mit einer zweiten CD voller Coversongs, die in der Vergangenheit bereits veröffentlicht oder live gespielt wurden. Wir haben uns die neu interpretierten Favoriten der Band näher angehört.

LORD OF THE LOST reisen durch verschiedene Jahrzehnte

Das Coveralbum fokussiert sich nicht auf eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Genre, sondern besteht aus Favoriten der Band, wobei die finale Entscheidung über die von allen Bandmitgliedern vorgeschlagenen Titel am Ende Sänger Chris Harms oblag. Warum so nachvollziehbarerweise so entschieden wurde, erklärt er uns im bald erscheinenden Interview.

Manche der Stücke sind bisher insbesondere in unserem Genre noch keiner Frischzellenkur unterzogen worden, so zum Beispiel das noch recht neue „Unstoppable“ von SIA, das in der LOTL-Version logischerweise ein Eckchen rockiger wirkt, sein Gefühl aber nicht verliert.

Andere Songs, wie „Smalltown Boy“ von BRONSKI BEAT haben schon diverse Interpretationen hinter sich, was unsereins gar nicht so bewusst war. Aber es haben sich schon alleine aus dem Metal und Rock PARADISE LOST, OOMPH! (als „Kleinstadtboy“), ATROCITY und DEADLOCK daran versucht. Selbst K.I.Z. haben ein Sample des Songs in „Hurensohn“ verwendet. Die Version von LORD OF THE LOST bleibt nah am Original und überträgt die Melancholie des Textes mit passender Musik.

Von JUDAS PRIEST bis MICHAEL JACKSON

Die musikalischen Vorlieben der Hamburger Band sind vielseitig. Dass „Turbo Lover“ von JUDAS PRIEST eine der am naheliegendsten Coverversionen der britischen NWoBHM-Legende ist, war irgendwo klar. Auch „Hymn“ von ULTRAVOX ist in der LOTL-Version ebenso infizierend mit seinem Refrain wie im Original und überrascht mit kleiner Scream-Einlage.

Dass vom „King Of Pop“ MICHAEL JACKSON „Give In To Me“ gewählt wurde, ist wohl auch kein Zufall, das Gitarrensolo des Songs spielte im Original Slash und ihm wird natürlich auch in dieser Version die gebührende Ehre geboten. „River“ von BISHOP BRIGGS überzeugt mit Ohrwurm-Refrain und Modern-Metal-Touch.

„Somewhere Only We Know“ könnte die Leute überzeugen, denen das Original von KEANE eine Spur zu schmalzig war und „(I Just) Died In Your Arms“ von CUTTING CREW ist wieder 80s-Worship pur. Zudem passt das Feature von ANICA RUSSO, gegen die LORD OF THE LOST im Eurovision-Vorentscheid antraten, sehr gut dazu.

Die zweite CD beinhaltet das ein oder andere Schmankerl

Wer sich die Deluxe-Fassung von „Weapons Of Mass Seduction“ zugelegt hat, der bekommt auf dem zweiten Silberling eine Zusammenstellung von Songs, die von LORD OF THE LOST in der Vergangenheit schon einmal gecovert wurden – entweder auf Platte oder live. Da finden sich neben „The Look“ vom „Blood & Glitter“-Album und den Songs der „The Heartbeat Of The Devil“-EP auch älteres Material wie „Bad Romance“ (LADY GAGA), das ursprünglich 2012 auf der „Beside & Beyond“-EP veröffentlicht wurde.

Obendrauf gibt es noch ein paar Raritäten wie den finnischen ESC-Beitrag „Cha Cha Cha“, der es der Band ganz besonders angetan hat und das eigentlich totgenudelte, hier aber erstaunlich stimmig auftretende „It’s A Sin“ von den PET SHOP BOYS. Insgesamt lohnt es sich nicht nur für Komplettisten, der Doppel-CD-Variante eine Chance zu geben.

„Weapons Of Mass Seduction“ verwandelt Songs in neue Hits

Mit „Weapons Of Mass Seduction“ beweisen LORD OF THE LOST ein weiteres Mal ihre Wandelbarkeit und verbinden die Verbeugung der Band vor dem gecoverten Material mit einer respektvollen Anpassung an den eigenen Sound. Fans der Originale, aber auch solche, die mit diesen nichts anfangen können, sollten hier einmal reinhören. Fans der Band werden dies sowieso.

22.12.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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