Massemord / Svartskogg - Split

Review

1990. Norwegen. Ein 14-Jähriger spielt in einer Band und schreibt Songs, die nach eigenen Angaben „die perfekte Mischung aus Metallica, Megadeth und Overkill“ waren. Natürlich, für einen 14-Jährigen die leichteste Übung. 1993. Der Black Metal hält Einzug in Norwegen und das Leben des 17-Jährigen änderte sich radikal: er formte eine eigene Band, MASSEMORD, und schaffte es, in 10 Jahren zwei Demos aufzunehmen, die von so durchschlagender Qualität waren, dass niemand mit ihm zusammenarbeiten wollte. 2003 trifft der mittlerweile 27-Jährige zwei Black-Metal-Touristen aus Italien, einen davon macht er zu seinem Sänger.
2004. Der Herr nennt sich „LH Warmachine“, spielt und singt auf der jetzt schon dritten Veröffentlichung alles alleine und macht zur Abwechslung mal wieder ein wenig Death Metal. Lassen wir die Katze aus dem Sack: „New Millennium Holocaust“ ist ein krampfhaft auf extrem, anstößig und unkorrekt getrimmtes Werk, das zur Hälfte aus wirklich netten, aber langatmigen Akustikgitarrenstücken, zum anderen auf nach Plastik klingenden, völlig einfallslosen Death-Metal-Liedchen besteht. Die Riffs sind von der Sorte, die man sich nicht mal traut zu spielen, wenn man im Musikladen um die Ecke ein neues Effektgerät testen will. Das Schlagzeug poltert und knüppelt absolut präzise und mechanisch, was vermutlich daran liegt, dass es ein Drumcomputer ist und nicht Mr. Warmachine selbst (wie es im Booklet steht). Der teils tiefe, teils kreischige Gesang ist seelenlos und zu allem Überfluss übersteuert, die Gitarren klingen viel zu digital. Musikalisch alles verkehrt gemacht, würde ich sagen.
Dazu kommen Texte Marke „My life is over / I commit suicide / I want to die! I want to desappear from the fucking world” (kein Schreibfehler meinerseits!), die an Dümmlichkeit nur schwer zu überbieten sind. Der Hammer ist aber ein „Entschuldigungsschreiben“ des Protagonisten im Booklet, in dem er sich wegen der Stiländerung zu rechtfertigen versucht. Köstlich.
Wie MASSEMORD früher einmal klang, kann man anhand des Live-Bonus-Tracks erahnen – das wäre dann uninspirierter Black Metal, wie man ihn millionenfach gehört hat.
Wenn Ihr mich fragt: es wäre besser gewesen, MASSEMORD hätten sich auch in den nächsten 10 Jahren auf Demos beschränkt, die keiner zu hören kriegt. Eine Mini-CD, zudem von dieser Güte, braucht kein Mensch.

SVARTSKOGG sind die für diese Split ausersehenen Partner, die auch auf der MASSEMORD-Homepage reichlich Erwähnung finden, einmal als Link, einmal als „eine Band, die Respekt für ihre großartige Musik und ihre ‚true’ Einstellung verdient“. Was hier vermittels veränderter Pseudonyme, gegenseitiger Respektbezeugungen und dergleichen versucht wird zu verschleiern: auch SVARTSKOGG besteht bei genauem Hinsehen natürlich aus LH Warmachine, auch wenn er hier mal zur Abwechslung einen auf „böser, norwegischer Troll-Black-Metaller“ macht. Derselbe klinische Sound, derselbe Drumcomputer, dieselben Plastikgitarren, der gleiche ungekonnte Gesang… und was das Schlimmste ist: auch die Riffs sind bei SVARTSKOGG nicht besser. Ein bisschen atmosphärischer klingt diese Split-Hälfte zwar, das aber nur, weil der Mann auf allerdreisteste Art und Weise bei seinen Landsmänner von Immortal („God’s sadistic nature“ ist mindestens zur Hälfte „Blashyrkh“), Dimmu Borgir (die andere Hälfte stammt von „Stormblast“, schätze ich), DARKTHRONE („Maanesteinen“ ist in etwa ein Light-Medley, irgendwo zwischen „Transilvanian Hunger“ und „Under a funeral moon) und einem halben Dutzend ähnlicher Kaliber geklaut hat. Die Eigenleistung tendiert gegen Null, und wenn dann besteht sie auch noch aus dem Versuch, sich selbst mit den Lorbeeren anderer zu schmücken. Wenn man schon klaut, dann sollte man es entweder wenigstens zugeben, nicht so offensichtlich tun oder zumindest etwas Anständiges damit anfangen. Aber sowas kotzt mich ganz ehrlich tierisch an. Schade, dass ein Label, das sich mit der Veröffentlichung von LUNAR AURORAS „Elixir of sorrow“ schmücken kann, auf so plumple Machenschaften reinfällt.

11.12.2004

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