Metsatöll - Curse Upon Iron

Review

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Eine „Sternstunde nicht nur des Metals, sondern der Musik und der Folklore schlechthin“ sei die Konzert-Dokumentation „Curse Upon Iron“ – so zumindest habe ich noch vor wenigen Monaten die estnische Ethno Metal Band METSATÖLL in das baltische Pantheon gelobt. Nicht nur Kollege Alboin fragte damals schon: Warum?

Je größer der zeitliche Abstand, desto verlegener ringe ich um eine Antwort, denn – so musste ich feststellen – Konzert und Dokumentation auf der DVD habe ich zwar mit Interesse bis Begeisterung gesehen, die CD hingegen verschwand hingegen zügig in einem Stapel nicht weiter bemerkenswerter Veröffentlichungen. Nun sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt und offenbar haben sich die drolligen Kerle von METSATÖLL gleich bei der ersten Begutachtung der DVD genau dort in meinem Oberstübchen eingenistet, wo einst die Kindheitserinnerungen an Ronja Räubertochter und Asterix abgelegt wurden. Moment mal – drollig?! Ja, das sind sie zweifelsohne, denn von der Ausstrahlung her wirken sie nun mal wie eine fröhliche Räuberbande.

Und genau genommen, sind sie ja auch ziemlich dreist: als Metal-Band über das fast verschollene und vom Komponisten, musikalischen Schatzsucher und estnischen Nationalhelden Veljo Tormis dem Vergessen entrissene Liedgut sich hermachend, lassen es METSATÖLL ordentlich krachen. Ihre metallischen Neuauflagen der Volkslieder aus dem finno-ugrischen Sprachraum entbehren keineswegs einer urig-rauen Faszinationskraft. Zudem greift die Band nicht nur auf ein außergewöhnliches, teilweise in Heimarbeit erstelltes Folk-Instrumentarium zurück, sondern konnte sich für das dokumentierte Konzert die Stimmgewalt des estnischen Nationalmännerchors sichern. Bei dieser Konstellation werden bereits im Vorfeld Erinnerungen an WALTARIs Schelmenstreich „Yeah! Yeah! Die! Die!“ geweckt, doch während die Finnen ein düstere Vision des Menschen im Computerzeitalter vertonten, feiern METSATÖLL die von ihnen selbst am Leben gehaltene Tradition. In das simpel-solide Metal-Grundgerüst werden allerhand Instrumente eingewoben, deren estnischer Name ungewöhnlicher klingt als die Instrumente selbst: mittelalterliche Klangfarben im Metal sind nichts Neues, professionelle Chöre, die starke eigene Akzente setzen (und nicht nur seichte pseudo-„klassische“ Versionen der altbekannten Songs) hingegen schon.

Somit überrascht „Curse Upon Iron“ mit einer Tiefe und Urkraft im Ausdruck, wenn der Chor zu Höchstleistungen aufläuft – kommt hingegen die Band ins Spiel, klingt ihre Musik vergleichsweise banal. Schaut man sich das komplette Konzert auf DVD an, so fällt dieser Kontrast allerdings nicht so stark auf, denn allein das Ambiente der alten Burganlage, die Abenddämmerung und das erwartungsfrohe Publikum verleihen der Darbietung etwas Feierliches. Der „Ethno Metal“ klingt grundsätzlich jedoch nicht anders als eine durchaus bekannte Variante von Folk- und Pagan Metal.

Warum dieser Konzertmitschnitt im DVD-CD-Doppelpack angeboten wird, verstehe ich zwar nicht, aber zumindest die DVD kann ich jedem offenen und an Folk-Experimenten interessierten Metal-Fan empfehlen. Auch wenn METSATÖLLs Musik in ihren Grundfesten nicht allzu weit über die herkömmlichen Darbietungen herausragt, so wirft doch ihre Allianz mit dem Chor je nach Stand der Abendsonne gewaltige Schatten.

30.12.2007

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