Mystic Prophecy - Never Ending

Review

Ist ein Glas, wenn es zur Hälfte gefüllt ist, halb leer oder halb voll? Denke ich optimistisch oder pessimistisch? Soll ich es schade finden, dass MYSTIC PROPHECY sich im Vergleich zum Vorgängeralbum „Regressus“ nicht steigern konnten? Oder soll ich mich darüber freuen, dass die multinationale Kooperation erneut ein starkes Stück Power Metal auf den Markt loslässt?
Egal, wie man es dreht oder wendet, eine Sache ist sicher: Dieses Quartett ist und bleibt eine gute Power Metal-Band. Nicht mehr, nicht weniger. Da ist es wurscht, ob man das Jahr 2002, 2003 oder 2004 schreibt, oder die erschienenen Alben „Vengeance“, „Regressus“ oder eben jetzt „Never Ending“ heißen, enthalten ist immer bodenständiger Stahl aus der Schmiede, in der von PRIMAL FEAR bis hin zu GRAVE DIGGER und BRAINSTORM jeder gerne mal Kunde ist. Einziger Unterschied: Genannte Persönlichkeiten verwenden ausschließlich absolut hochwertiges Material, während sich bei MYSTIC PROPHECY hier und da immer noch marginale Macken einschleichen. Gesanglich verlässt Herr Liapakis ganz selten den grünen Bereich („Under A Darkened Sun“), auch wenn man ihm zugute halten muss, dass er einer der wenigen Sänger in diesem Genre ist, der ohne brutalst hohe Eunuchen-Schreie auskommt.
Musikalisch kann man den Größen der Konkurrenz durchaus das Wasser reichen. Dies demonstrieren von der Ballade bis zum Riffbrecher abwechslungsreiche Songs zur Genüge. Nur sollte sich das Quartett angewöhnen, auf den nächsten Alben die klitzekleinen Dramaturgielöcher (z.B. „Dust Of Evil“) zu schließen. Musikern von einem Gus G.-Kaliber sollte dies eigentlich möglich sein. Man höre nur, wie er sich im Titeltrack-Instrumental gitarrentechnisch den Staub von der Palme wedelt. Ganz großer Flitzefingersport, würde ich sagen.
Gelingt dies alles, können MYSTIC PROPHECY bald in der ersten Power Metal-Liga spielen und müssen in Wacken nicht mehr samstags die Party Stage eröffnen, sondern werden in der Running Order garantiert besser platziert. Hoffentlich, denn dann kann ich mir Gedankenspiele über pessimistische Optimisten (oder andersherum) ersparen.
P.S.: Einen halben Punkt Abzug gibt es für das grauselig-gruselige Artwork. Das Auge hört schließlich auch mit.
Anspieltipps: Burning Bridges, In Hell, Warriors Of Lies, Wings Of Eternity

14.10.2004
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