Pestilence - Hadeon

Review

Patrick Mameli hat PESTILENCE ein weiteres Mal von den Toten auferstehen lassen und diesmal eine komplett neue Mannschaft um sich geschart: Ohne ehemalige Mitglieder, sondern mit Musikern aus Rumänien und Slowenien sind junge, eher unbekannte Gesichter dabei, die aber gleichzeitig mehr als talentiert sind. Was hat das alles dann aber noch mit den klassischen PESTILENCE zu tun? Überraschenderweise viel: Während ja an der stilistischen Ausrichtung der drei Reunionalben einiges kritisiert wurde, klingt das neue Album „Hadeon“ eher wie der logische Nachfolger vom 91er-Werk „Testimony Of The Ancients“.

Keine Experimente mit Bastbeats und achtsaitigen Gitarren

Vorbei sind also die Experimente mit Blastbeats und achtsaitigen Gitarren, und ebenso wenig grunzt Mameli bei jedem Song erstmal den Songtitel vorweg, was er ja bei „Resurrection Macabre“ gewollt oder ungewollt auf die Spitze getrieben hat. Und wem auf dem letzten Album „Obsideo“ die Höhepunkte gefehlt haben – „Hadeon“ hat sie. Denn: Patrick Mameli hat sich zunächst einmal auf die tragenden Riffs konzentriert, auf nachvollziehbare Kompositionen, und erst dann auf Soli und Gefrickel.

So klingt der Opener „Non Physical Existent“ erstaunlich schmissig. Im Mittelpunkt steht das geschickte, gegenläufige Riffing, das in seiner Eingängigkeit überzeugt. Ja, PESTILENCE haben mal wieder einen kleinen Hit geschrieben. Auch das Riffing bei Songs wie „Multi Dimensional“, „Astral Projection“, „Manifestations“ oder „Ultra Demons“ gefällt – stilistisch orientiert sich das Material wie gesagt an „Testimony Of The Ancients“, teilweise auch am Nachfolger „Spheres“. Übrigens auch bei den Soli, die originell sind und ungewöhnliche Wege nehmen, erst in zweiter Linie durch die Geschwindigkeit punkten wollen.

„Hadeon“ ist das beste PESTILENCE-Album seit „Spheres“

Freilich: Bei der Bezeichnung „Hit“ sollte man bei dieser Art Death Metal etwas vorsichtig sein – und nicht an jeder Ecke einen solchen erwarten. Anders gesagt: Nicht jeder Song bleibt direkt so gut im Ohr hängen wie das genannte „Non Physical Existent“. Bei einigen Stücken sind es eher roboterhafte Vocoder-Parts oder vereinzelte Passagen, die als Türöffner dienen. Aber das Album wächst. Und durch die Auflockerung mit zwei Instrumentals (das stimmungsvolle Intro sowie das Fretless-Bass-Solo „Subvisions“) sowie die überschaubare Spielzeit macht sich auch kein Spannungsabfall bemerkbar. Insgesamt ist „Hadeon“ eine deutliche Steigerung zu den drei vorigen Reunion-Werken und das beste PESTILENCE-Album seit „Spheres“. Ernsthaft, wer hätte das für möglich gehalten?

14.03.2018

- Dreaming in Red -

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