
Soundcheck Juli 2025# 3
Galerie mit 20 Bildern: Phantom Spell - Keep It True Rising III 2023


Kyle McNeill hat seinen Zauberhut abgestaubt und die Kreativhosen hochgezogen. Grade noch hat der Brite mit seiner Hauptband SEVEN SISTERS ein fantastisches viertes Album rausgehauen, da lädt er mit seiner Nebenspielwiese PHANTOM SPELL auch schon wieder zur gemütlichen Geschichtenrunde ums wohlig knisternde Kaminfeuer. Auf „Heather & Hearth“ entführt uns McNeill zum zweiten Mal auf eine Abenteuerreise durch magische Wälder und verwunschene Gemäuer.
PHANTOM SPELL haben die Kreativhosen hochgezogen
Das musikalische Fundament bildet wie auch schon beim Debüt Heavy Rock und Proto Metal der 70er, was bei Fans von Zeitgenossen wie WYTCH HAZEL und HÄLLAS offene Türen einrennen dürfte. Stillstand ist allerdings kein Thema für McNeill, denn er hat an allen Ecken und Enden nochmal ein paar Schippen draufgelegt, sowohl die progressive als auch die epische Seite von PHANTOM SPELL ausgebaut und die ganze Chose zu guter Letzt noch um eine folkige Note erweitert.
All dies schlägt sich schon im zwölfminütigen Opener „The Autumn Citadel“ nieder, bei dem bodenständiger 70s Hard Rock à la DEEP PURLPE auf MAGNUM-Bombast, ASHBURY-Kauzigkeit sowie verträumte Synthesizer und Keyboards trifft, die doch verdammt stark an die Krautrockhelden ELOY erinnern. Ein folkiger Akustikpart in der Mitte lädt zwischenzeitlich zum abdriften in andere Sphären ein. Stark!
In etwas verkürzter Form gibt es diese Elemente auch beim schwelgerischen „Siren Song“ geboten, bevor beim schwungvollen, RAINBOW-lastigen „Evil Hand“ ordentlich in die Orgeltasten gehauen wird. Beim wunderschönen „A Distant Shore“ gehen proggige Verspieltheit und das cremige Melodieverständnis von Bands wie ASIA oder YES mit einer Dramaturgie Hand in Hand, die bisweilen gen QUEEN schielt. Gänsehaut!
„Heather & Hearth“ verspricht Weltflucht und Gänsehautmomente
Die wird beim Titelstück, dem zweiten Longtrack des Albums, nochmal ein paar Schichten dicker. Die erste Hälfte wird von ruhigen Akustikgitarren, zauberhaften Keyboards und sanftem Gesang dominiert, bevor der Song zur Mitte hin mit epischen Leads, heroischem Vorwärtstrieb und packende Gesanglinien förmlich explodiert. Zum Ende hin schwillt der Sturm dann wieder ab und der Quasi-Refrain geht derart an die Gefühle, dass man sich schon das ein oder andre Freudentränchen wegdrücken muss. Die eingangs versprochene Abenteuerreise, hier ist sie nochmal auf 11 Minuten kondensiert.
Als Sahnehäubchen gibt es zum Schluss mit „Old Pendle“ noch eine rein akustische Nummer, die das Album zwischen altenglischer Folklore und gemütlicher Lagerfeuerromantik besinnlich ausklingen lässt. Ein wenig BLACKMORE’S NIGHT, ein wenig SIMON & GARFUNKEL, schön! Abgerundet wird das Erlebnis von einem schicken Artwork und einer knisternd warmen Produktion, in die man sich reinlegen möchte.
Mit „Heather & Hearth“ hat sich Kyle McNeill selbst übertroffen und im Vergleich zum Debüt wirklich in jeder Hinsicht nochmal einen draufgesetzt. PHANTOM SPELL laden hier für knapp 40 Minuten zur Weltflucht ein und spätestens, wenn man mal wieder die Nachrichten einschaltet, merkt man, wie nötig die eigentlich war. Dabei eignet sich „Heather & Hearth“ sowohl zur Beschallung der nächsten D&D-Runde als auch zum Abtauchen unterm Kopfhörer, Hauptsache mal den ganzen Mist da draußen für eine kleine Weile ausblenden und sich in andere Welten entführen lassen.

Hans Völkel































Tolles Album, perfekt für eine Priese Eskapismus!