Rome - Parlez Vous Hate?

Review

Jérôme Reuter hat Hummeln im Hintern. Ob dies der Coronapandemie oder einem grundlegend preußischen Verhältnis zur Arbeit geschuldet ist, kann an dieser Stelle nur vermutet werden. Tatsache ist jedenfalls, dass ROME im Jahresrhythmus mit mindestens einer hochwertigen neuen Veröffentlichung auftrumpft. Nachdem uns „The Dublin Session“ (2019) und „The Lone Furrow“ (auch) nachhaltig begeisterte, stehen die Sterne für das neue Album „Parlez Vous Hate?“ gut.

Das trojanische Pferd in der Panzerschokolade – ROME sind zuckersüß und dunkeltönend

Ähnlich wie das leicht-folkige „The Dublin Session“-Album, welches die schweren Aussagen und Ansichten von ROME in eine entspannte Pub-Atmosphäre kleidete, funktioniert „Parlez-Vouz Hate?“. Hinter der knallbunten Fassade und teilweise sehr poppigen Melodien verbergen sich tiefschürende Ideen und Gedanken. Ja, „Parlez Vous Hate?“ ist wirklich sehr catchy. „Panzerschokolade“, im Sprech des Albums.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn ROME ohne die Texte zu hören, wäre wie laufen ohne Füße. Der poppig-folkige Unterbau mit treibenden Melodien ist der Nährboden für die fast punkige Prostest-Attitüde, die „Parlez Vous Hate?“ durchtränkt. Der eigene Prozess des Nachdenkens setzt sodann auch beim Hörer ein:

„We’ll burn it all down and
Call it progress anew
We’ll put you all in chains and
Call it freedom, mind you“

Musikalisch ist „Parlez-Vous Hate?“, und das wirklich von vorne bis hinten, sowohl stark als auch eingängig. Der Titeltrack und Opener legt die Latte hoch. „Parlez-Vous Hate?“ geht ins Ohr, bleibt dort, schraubt sich mit einem dissonanten Riff tiefer ins Gehirn als ein Corona-Test. Das Album fällt danach nicht ab. All killers, no fillers. „Death From Above“, „Toll In The Great Death“, „You Owe Me A Whole World“ oder das großartige „Alesia“ agieren auf bestem ROME-Niveau. „Fort Nera, Eumesville“, als Outro, taugt als überraschender Drone- beziehungsweise Ambient-Ausklang.

„Parlez-Vous Hate?“ erreicht nicht ganz die Tiefe von „The Lone Furrow“, erscheint gleichzeitig aber leichter und besser zugänglich, als der künstlerisch-philosophische aufgestellte Vorgänger. Diese große Wandlungsfähigkeit im Ausdruck, in Atmosphäre und Form macht jedes ROME-Album spannend und herausfordernd. Der Unterschied zwischen diesen beiden Alben, obwohl eng hintereinander veröffentlicht, ist jedenfalls enorm.

„Parlez Vous Hate?“ fällt nicht aus der Reihe

So ist es schon überraschend, dass ROME, nach dem wirklich hervorragenden Album „The Lone Furrow“, in kurzer Zeit und gleichermaßen hoher Qualität, mit „Parlez Vous Hate?“ bereits das nächste Album bereithält. Uns als Hörer soll dies nicht stören, im Gegenteil.

 

03.05.2021

Stellv. Chefredakteur

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