Scott Ian - Swearing Words In Glasgow

Review

Scott Ian ist der Metal-Welt hinlänglich bekannt. Fast schon kann man den sympathischen ANTHRAX-Gitarristen als ‚everybody’s darling‘ bezeichnen, denn scheinbar versteht sich der Mann mit dem Signature-Bart einfach mit jedem. Nun mit „Swearing Words in Glasgow“ also ein Stand-Up Comedy-Versuch des Musikers. Warum? Keine Ahnung. Natürlich hat Scott in seiner über 30-jährigen Karriere eine Menge Storys erlebt und viele davon sind mit Sicherheit verdammt unterhaltsam gewesen – so man denn dabei war. Oder diese Backstage bei einem oder zehn Bier aus erster Hand erzählt bekommt. Damit sie auf der Bühne vor einem anonymen Publikum funktionieren, erfordert es bekanntlich mehr als nur gute Storys. Man braucht Charisma, Präsenz und einfach das gewisse Etwas, das einen guten Comedian auszeichnet. Und genau da hat Mr. Ian ziemliche Defizite.

An Storys mangelt es ihm aber nicht. Der mit der Adoptivtochter von MEAT LOAF verheiratete Musiker hat schon so ziemlich jede Szenegröße getroffen – und Charaktere weit außerhalb des Metal-Universums. So berichtet er von einer Party, auf der er von einem begeisterten Steven Spielberg auf den MINISTRY-Frontkauz Al Jourgensen angesprochen wird, der bei den Dreharbeiten zu „AI“ mächtig Eindruck auf den Regisseur gemacht hat, indem er vorgab zu glauben, auf einem Pornodreh zu sein. Die üblichen Trinkstorys mit dem ganz normalen Rock’n’Roll-Wahnsinn fehlen selbstredend auch nicht. Wir erfahren, wie Lemmy Scott seinen ersten alkoholbedingten Blackout verpasst hat, da der eingeschüchterte Scott sich beim ersten Aufeinandertreffen mit seinem Idol nicht getraut hatte, der kultigsten Warze der Welt zu gestehen, dass er noch nie vorher getrunken hatte. Und wenn Lemmy was ausgibt, sagt man einfach nicht nein – da wird wohl keiner widersprechen. Später hatte die Partykanone Dimebag Darrell immer einen speziellen Whiskey für Scott im Vorratsschränkchen, da dieser nicht so sehr auf den Black-Tooth-Grin stand. Auch erfährt man, dass es tatsächlich jemanden gibt, mit dem Scott nicht kann – und zwar der W.A.S.P.-Diva Blackie Lawless. Der Mann muss ja wirklich übel sein, wenn selbst Ian über ihn herzieht.

So gut die Storys auch sein mögen – auf der Comedy-Bühne ist Ian wenig überzeugend. Was in einer geselligen Runde funktionieren mag, kommt auf der in Glasgow gefilmten Show ziemlich fad rüber. Sympathisch ist der Mann nach wie vor – seine inflationäre Verwendung des Wortes ‚Fuck‘ geht einem aber schon nach zehn Minuten auf den Senkel, und nach den vollen zwei Stunden Laufzeit ist man schließlich komplett bedient. Auch ist Scotts Storytelling erstaunlich schwach (in Interviews kommt er in dieser Hinsicht seltsamerweise viel besser rüber). Dinge werden unnötig in die Länge gezogen, Lachpausen kommen an Stellen, die eigentlich nur ein Schmunzeln hervorlocken. Auch die ständige Beteuerung ein cooler Typ zu sein, wirkt irgendwie gestellt. ‚I don’t fucking care!‚, ‚I don’t give a fuck!‚ – ist ja gut. Auch die Reaktion des schottischen Publikums ist ziemlich verhalten und sorgt zu keiner Zeit für eine ausgelassene Stimmung. Scott quatscht, und die Meute reagiert hier und da mit höflichem Applaus und einigen Lachern. Am Ende gibt es noch eine Fragerunde an den Musiker, die auch recht unspektakulär ausfällt und bei der die meisten Fragen offensichtlich von ANTHRAX-Fans stammen.

Nein, ein George Carlin wird Scott Ian niemals werden. Wer einen Rockstar gerne aus dem Nähkästchen plaudern hören will, kann hier definitiv zugreifen – an Material mangelt es nicht. Außer für Fans hat diese DVD jedoch keinen hohen Unterhaltungswert. Auch die Aufmachung ist sehr lieblos und frei von jeglichen Extras. Live macht das vielleicht mehr Spaß. Den Scott, den lieben wir aber trotzdem.

21.01.2015

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