Swallow The Sun - Plague Of Butterflies

Review

Hier haben wir es mit einem wirklich positiven Vorbild in Sachen Weiterentwicklung zu tun. Waren bereits die bisherigen Werke der äußerst begnadeten, düsteren Finnen SWALLOW THE SUN tief pechschwarze, depressive Kunst, so ist die neueste Veröffentlichung „Plague Of Butterflies“ der Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Nein, die gelbe Fratze hat hier keine Chance, auch nur einen Lichtstrahl durchdringen zu lassen.

Eine außergewöhnliche Veröffentlichung ist es schon. Konzipiert als eine EP, allerdings mit einer Spielzeit jenseits von 60 Minuten, deren Herzstück, der Titelsong, unterteilt in 3 verschiedene, zusammenhängende Parts Teilen („Losing The Sunsets“, „Plague Of Butterflies“, „Evael 10:00“), mit seinen fast 35 Minuten den Löwenanteil einnimmt. Über die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte dahinter und den Inhalt kommen wir im Interview mit Gitarrist Juha Raivio zu sprechen, hier soll es nun ausschließlich um die Musik gehen.

Das überlange Titelstück mit seinen drei Kapiteln besticht durch düstere, dichte Atmosphäre, eine unglaubliche Vielseitigkeit, wie wir sie von SWALLOW THE SUN bisher nicht kannten. Natürlich handelt es sich im Grund noch um den bekannten, schwermütigen Death Doom Mix, mit den gewohnt hypnotischen, betörenden Gitarrenharmonien, einigen Tempowechseln und dem tiefen, eindringlichen Organ von Sänger Mikko Kotamäki. Doch so komplex, so vielseitig, so abwechslungsreich, so ausufernd, so Grenzen sprengend durften wir diese Trauerbande noch nicht hören. Dieses Epos mit seinen einfühlsamen, herzzereißenden Leads, tonnenschweren Riffs, variationsreichem, gefühlvollem Gesang, von abgrundtiefen Growls, heiseren (Black-Metal-)Screams bis hin zu herrlichem, nunmehr weit öfters zu vernehmendem Klargesang wird zu keiner Sekunde langweilig oder langatmig. Der dezente Keyboardeinsatz setzt kleine, aber wichtige Akzente.

Unglaublich fesselnd, elegisch, monumental, depressiv, wird der Hörer in diesem Opus in eine ferne Welt voller Trauer und Melancholie, aber auch anmutiger, majestätischer Schönheit, entführt. Das beeindruckende „Plague Of Butterflies“ zieht mit seinen verschiedenen Stimmungen, welche heraufbeschworen werden, der intensiven Emotionalität, der unglaublichen Dynamik und Spannung, von alles zermalmendem Doom bis hin zu träumerischen, ruhigen Passagen, den Hörer in seinen Bann. Ergreifend! Brillant!

Damit können die vier weiteren Stücke, im eigentlichen Sinne handelt es sich hierbei lediglich um Bonustracks, nicht ganz mithalten. So sind dies die Songs des „Out Of This Gloomy Light“ Demos vom Januar 2003. Auch diese strotzen nur so vor Melancholie und dichter Atmosphäre. Schon damals zeigte sich das hohe Potenzial von SWALLOW THE SUN, nicht umsonst brachte dieses erste Demo gleich den Plattenvertrag. Doch natürlich zeigt dies die Finnen noch am Anfang ihrer Entwicklung. Auf die Ohren gibt es feinsten, erhabenen Death Doom Metal, der noch deutlich von MY DYING BRIDE und Konsorten beeinflusst wurde. Doch auch hier war schon zu vernehmen, dass diese Band ihren eigenen Weg beschreiten möchte und wird. Die gefühlvollen Leads sowie die emotionalen Growls waren schon damals das Markenzeichen der noch jungen Gruppe.

Das monumentale, epische und fesselnde „Plague Of Butterflies“ sprengt alle Grenzen und hievt SWALLOW THE SUN auf eine höhere Stufe. So abwechslungsreich, so dramatisch und so komplex klangen die melancholischen Finnen noch nie!

14.09.2008

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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