The Gathering - How To Measure A Planet?

Review

Mit Anneke als Sängerin und dem herausragendem Album „Mandylion“ begann für THE GATHERING eine neue Ära in der Bandgeschichte. Die erste CD mit Anneke und die damaligen Live-Auftritte strahlten eine unglaublich positive Energie und Spontanität aus, die jeden Zuhörer oder Zuschauer einfach nur fazinierte. Doch mit dem Erfolg kam die Veränderung. „Nighttime Birds“, das zweite Album, besaß nicht mehr die Zauberkraft von „Mandylion“, welche selbst Jahre nach dem Erscheinen der CD noch vorhanden ist. Das Album war zu glatt und damit zu uninteressant. Auch die Live-Qualitäten von THE GATHERING litten darunter. Verschwunden war die Zauberei und Spontanität, alles wirkte nur noch einstudiert und lieblos abgespielt und das bezaubernde Lächeln von Anneke war häufig nur noch eine aufgesetzte Grimasse ohne echte Gefühle – eine Maske. Trotzdem wurde die Band abgefeiert – meist von Leuten die sie in diesem Stadium zum ersten Mal gesehen haben. Doch die Entwicklung geht weiter und nun steht das dritte Album der Anneke-Periode in den Regalen.

Nur in welchen Regalen? Unter Metal ist es nicht zu finden… Auch nicht unter Rock/Pop. Unter Independent steht dieses Album – zumindest bei WOM! Und leider muß man sagen, daß es dort auch am ehesten angesiedelt ist. THE GATHERING scheinen eine ähnliche Entwicklung wie TIAMAT zu vollziehen, welche mit den Jahren auch vom Metal weggegangen sind und sich anderen Stilen geöffnet haben. Nur haben TIAMAT mit der Zeit auch immer mehr an Qualität gewonnen, während gerade diese auf dem neuesten THE GATHERING -Werk „How To Measure A Planet?“ mit der Lupe zu suchen ist. „Nighttime Birds“ Part 2 würde ich am ehesten sagen, aber selbst dafür ist dieses Album zu kraftlos geworden. Man findet die üblichen Trademarks wie Annekes Gesang, vollen Sound, viele Instrumente und Effekte, aber bereits nach dem dritten Song drückt man genervt die Skip-Taste, weil hier scheinbar die langsamen Stellen des letzten Albums auf Songlänge ausgedehnt wurden. Erst der fünfte Song „Liberty Bell“ weckt einen aus der Lethargie des vor-sich-Hinstarrens und man denkt perplex, daß die Band ja doch noch etwas Energie besitzt. Doch schon der folgende Song plätschert wieder ereignislos durch die Gegend…

Insgesamt ein durchschnittliches Album einer überdurchschnittlichen Band und damit eine herbe Enttäuschung für alle, die noch die Qualität der „Mandylion“ vor Augen haben. Für jede andere dieser mittlerweile endlos vielen Bands mit weiblichen Vocals wäre solch ein Album der Höhepunkt ihrer Karriere, aber THE GATHERING haben bewiesen, daß sie zu weitaus mehr fähig sind als solch seichtem Geplätscher…

18.12.1998
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