The Haunted - Strength In Numbers

Review

Drei Jahre ist es mittlerweile wieder her, dass THE HAUNTED zusammen mit ihrem neuen alten Sänger Marco Aro ein „Back-to-the-roots“-Album aufnahmen, welches seinen etwas faden Beigeschmack bis heute nicht ganz loswerden konnte. Zu deutlich schien vielen der Nachfolger zum letzten, sehr experimentellen Dolving-Release mit „Nummer sicher“ überschrieben. Thrash, wie er in den frühen 2000ern vielleicht modern klang, Aggression statt Dynamik: Mehr Old-School-Fan-Service als ihn „Exit Wounds“ bot, wäre wohl kaum möglich gewesen.

Göteborg klingt wieder vermehrt durch

Und so ist es eine freudige Überraschung, dass das nun erschienene zweite Werk der zweiten Aro-Ära wieder vermehrt auf jene Trademarks setzt, mit denen sich THE HAUNTED schon in der Vergangenheit von der Modern-Thrash-Suppe abzusetzen wussten. Schon der Direktvergleich der beiden Opening-Tracks zeigt die Unterschiede zwischen den Alben geradezu exemplarisch auf: Wo „317“ 2014 mit leicht disharmonisch groovenden Gitarren das SLAYER’sche Thrash-Inferno „Cutting Teeth“ einleitete, zieht „Fill The Darkness With Black“ 2017 den Hörer mit einem Akustik-Intro und klagenden Harmonien direkt nach Göteborg.

Um mögliche Missverständnisse auszuräumen: „Strength In Numbers“ ist noch immer meilenweit von „Unseen“ entfernt und in den zehn vorliegenden Songs steckt so manch urtümlicher Gewaltausbruch. „Brute Force“ macht seinem Namen alle Ehre und auch „Tighten The Noose“ und „The Fall“ preschen amtlich nach vorne. Viel interessanter gestalten sich aber Songs wie „Spark“ und „Preachers Of Death“, die das tighte Thrash-Riffing in bester schwedischer Melodeath-Manier aufbrechen, die harten Momente dadurch noch härter wirken lassen und obendrein noch zwei Ohrwurm-Refrains liefern. Nicht von ungefähr kommt hier der Name DARK TRANQUILLITY in den Sinn.

Dolving fehlt immer noch

Bei allem Lob für das wieder etwas erweiterte und dadurch interessantere Instrumentalspektrum muss jedoch auch einmal gesagt werden, dass Marco Aro Peter Dolving weder in Sachen Vielseitigkeit geschweige denn als Texter auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann. Man muss ihn als grundsoliden und aggressiven Shouter schätzen, kommt jedoch nicht umhin, die nihilistische Lyrik und zerrissene Intonation Dolvings bisweilen zu vermissen.

Insgesamt toppt „Strength In Numbers“ seinen Vorgänger dennoch um Längen und ist eine sehr ordentliche Fingerübung in Sachen melodischer Thrash mit schwedischem Anstrich geworden. Zwei bis drei zukünftige Live-Granaten lassen sich zwischen dem vorliegenden Material jedenfalls problemlos auftreiben.

31.08.2017
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