Tusmørke - Intetnett

Review

TUSMØRKE, diese schrulligen Progressive Folk Rocker, stellen mit „Intetnett“ ihr drittes Album für Kinder vor – nach „Bydyra“ (2017) und „Leker For Barn, Ritualer For Voksne“ (2019). Die Scheibe basiert auf gleich zwei vor einiger Zeit aufgeführten Musicals: Darin geht es um zwei böse Wissenschaftler, die eine ahnungslose Schule einem selbstlernenden Computersystem unterwerfen, das schon bald die Kontrolle über die Köpfe, ja über alles übernimmt. Nur ein technikbegeisterter Lehrer, ein paar Schüler und die alten mesopotamischen Götter (die hier nicht fehlen dürfen) stellen sich dem entgegen und … nun ja, das finale Stück heißt „Kontakten brytes“, also: „Der Kontakt wird unterbrochen“, es scheint demnach alles gut zu gehen und die Menschen wieder ihre Freiheit zurück zu erlangen.

Das „Intetnett“ übernimmt die Kontrolle über die Köpfe

„Intetnett“ ist, das ist man bei den Norwegern bereits gewöhnt, voller Anspielungen und Wortwitz, wobei Norwegischkenntnisse selbstredend vorausgesetzt werden: Der Albumtitel ist ein Wortspiel mit „Internet“, bedeutet aber so viel wie „Nichtsnetz“. Musikalisch ist das Album über 21 Songs ein flockiger Progressive-Rock-Parforceritt mit vielen Seventies-Vibes, spacigen Synthiesounds und folkigen Flöten.

Die Scheibe ist aber wie die oben genannten Titel wieder ein Album für Kinder und mit Kindern, und demnach finden sich auf den Stücken einige Kinderchöre – nicht immer sauber intoniert, aber mit viel Spaß bei der Sache. Die Chöre sind aber meinem Empfinden nach weiter in den Hintergrund gerückt, wodurch „Intetnett“ auch als veritables Progressive-Rock-Album durchgeht. Zumindest, wenn die vier Musiker um Prinz-Eisenherz-Verschnitt Benediktator und Zipfelzwerg Krizla nicht gerade mit dem singenden Anhang „Bruder Jakob“ intonieren („Jakelstigen“). Immerhin sind die Passagen aber so locker-flockig in den eigenen Sound integriert, dass eventuelles Wehklagen nicht lange anhält. Gerade im zweiten Teil, wo die alten mesopotamischen Götter angerufen werden, um zu helfen, klingen die Songs sogar ziemlich mystisch.

TUSMØRKE zelebrieren Progressive Folk Rock (und lassen Kinder singen)

Wenn Ihr also nicht gerade den norwegischsprechenden Nachwuchs mit einem neuen Abum des wohl coolsten Vertretungslehrerensembles beglücken wollt, hört einfach selbst mal rein. Ihr müsst ja nicht mitsingen. Ansonsten dürfte es bei der bisherigen Veröffentlichungsfrequenz aber auch nicht lange dauern, bis wieder ein reguläres Album von TUSMØRKE ansteht. Und bis dahin: Haltet Euch von diesem „Intetnett“ fern.

08.11.2022

- Dreaming in Red -

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