Tusmørke - Underjordisk Tusmørke

Review

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Eins vorweg: Wer beim wahlweise lustig oder knarzig klingenden Bandnamen TUSMØRKE an metselige Humppaklänge oder schwarzmetallische Weltuntergangsstimmung denkt, ist bereits auf der falschen Fährte. Das norwegische Quartett TUSMØRKE (der Name bezeichnet das Zwielicht während der Abenddämmerung) spielt auf seinem Debüt „Underjordisk Tusmørke“ progressiven und psychedelischen Folkrock, der durch die Flöte nicht nur einmal an JETHRO TULL erinnert, aber auch sonst ziemlich seventieslastig daher kommt. Natürlich sehr stimmungsvoll und in seiner Ausrichtung ziemlich bunt, auch wenn die in den Texten vorkommenden Themen eher die dunklen und mystischen Seiten der Welten und Unterwelten behandeln – da geht es um nicht weniger als „tales of local legend, ante-diluvian phantoms, migrating birds and wandering stars“, um aus dem Booklet zu zitieren.

Erstaunlich genug ist, dass TUSMØRKE keinen regulären Gitarristen in ihren Reihen haben: Bassist und Sänger Benediktator greift hin und wieder zu seiner Les Paul Custom (Gibson), aber das war’s dann auch schon. In den überwiegenden Fällen übernehmen dann halt Bass, Keyboards sowie der zumeist mehrstimmige Gesang die Melodien und Harmonien. Und wenn es denn mal rockig sein muss, kommt der Drive von Bass (Rickenbacker 4001) und Schlagzeug (Ludwig Drumset von 1974). Viel häufiger wirkt die Musik aber leichtfüßig, wenn man beispielsweise an die tröpfelnden Keyboardklänge denkt („The Quintessence Of Elements“), hypnotisch („A Young Man And His Woman“), dramatisch („A Nightmare’s Just A Dream“), manchmal auch folkig-melancholisch („Høstjevndøgn“). Zudem schaffen TUSMØRKE den Spagat, dass ihre Tracks gleichzeitig eingängig und ausgeklügelt klingen.

Ihr merkt schon: TUSMØRKE sind nicht nur ausgefuchste Songwriter, sondern auch Instrumentennerds und Soundliebhaber. Kein Wunder, dass Lars Fredrik Frøislie (u.a. ÁSMEGIN) das Album produziert und die Tracks gleich noch mit einer wahren Instrumentenarmada aufgemotzt hat: Minimoog, Hammondorgel, Clavinet, Glockenspiel, Mellotron und und und… Das hört man nicht erst beim ziemlich abgefahrenen Bonustrack „Salomonsens Hage“. Finales Stück auf dem Album ist das siebzehnminütige „Ode On Dawn“, das ursprünglich unter dem Banner der Vorgängerband LES FLEURS DU MAL aufgenommen wurde, sich hier aber ordentlich einfügt, selbst wenn es ausschweifender angelegt ist.

Was folgt aus alledem? „Underjordisk Tusmørke“ ist außergewöhnlich, wenn auch nicht revolutionär neu, ausgetüftelt, hörenswert analog, liebevoll arrangiert und produziert und überzeugt auf ganzer Linie – wenn man denn keinen Metal erwartet. Abstriche gibt es höchstens in der B-Note beim Gesang, der sicherlich nicht grandios ist, aber zumindest passt. Dafür ist das Artwork vor allem im großen LP-Format umso netter. Ein Schmuckstück. Irgendwie wie das gesamte Album.

21.12.2012

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu Tusmørke - Underjordisk Tusmørke

  1. Milch sagt:

    Wow klingt echt super. Klingt tatsächlich ansatzweise wie JETHRO TULL, aber vielleicht – komischerweise – etwas irischer und straighter. Gerade wenn ich an TULLs Thick as a Brick, A Passion Play, Songs From The Woods und Auszüge aus Aqualung denke, klingt das hier wesentlich straighter.

    9/10