Type O Negative - Dead Again

Review

Back again! Nach nunmehr auch schon wieder knapp vier Jahren melden sich TYPE O NEGATIVE mit einer neuen Langrille zurück. Rein äußerlich betrachtet weiß man eigentlich immer, was man von den vier Brooklynern erwarten darf: das immergleiche Layout, die schwarz-grüne Erscheinung, kyrillisch anmutende Typographie – und diesmal: Rasputin auf dem Cover. Alles passt zusammen. Doch hier einen direkten Zusammenhang zu lebenden Personen (ähem) konstruieren zu wollen, ist im Falle TYPE O NEGATIVEs mit Sicherheit zu kurz gegriffen. Nur weil Rasputins beeindruckende Nudel in Formaldehyd konserviert im Museum steht und Mr. Steele noch heute unweigerlich in jedem zweiten Interview zu seinem Playgirl-Auftritt Stellung beziehen muss, sind Parallelen zwischen Leben und Eskapaden des charismatischen russischen Wunderheilers, Frauenliebhabers und Alkoholikers und Peter Steele, dem eine ähnliche Vergangenheit und Bestückung nachgesagt werden, doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Aber das nur nebenbei. Mit knapp 78 Minuten Spielzeit verdient „Dead Again“ die Bezeichnung „Langrille“ auf jeden Fall – von „Langeweile“ kann aber auch auf diesem Album nicht die Versuchung einer Rede sein. Denn so erwartungsgemäß sein Äußeres, so überraschend sein Inneres.

Nach dem vielseitigen „Life Is Killing Me“ ist „Dead Again“ sicher nur eine mögliche Weiterentwicklung von vielen – aber dennoch eine logische. „Dead Again“ präsentiert sich mindestens so vielfältig wie sein Vorgänger und vereint die Quintessenz aus knapp 20 Jahren TYPE O NEGATIVE. Der deutliche Punk-Einschlag, mit dem der Titeltrack die Scheibe eröffnet, ist dabei sogar noch ausgeprägter als früher. Die Eröffnung mit einem eher poppigen Smasher hat Tradition im Hause TYPE O NEGATIVE: zu „Christian Woman“, „Love You To Death“ oder zuletzt „I Don’t Wanna Be Me“ gesellt sich nun eben „Dead Again“ – locker, punkig, eingängig. Noch ohrwurmiger, aber ebenso rotzlöffel-punkig ist „Halloween In Heaven“, das ohne weiteres als „Angry Inch 2“ durchgeht. Zuletzt hatte Peter Steele mit seiner Mini-CARNIVORE-Reunion bewiesen, dass ihm der jugendliche Schalk noch ordentlich im Nacken sitzt. Zwar geben sich die Songs auf „Dead Again“ zahmer als ihre Muskeln-und-Sperma-Vorbilder, die Anleihen an „Slow, Deep And Hard“ bzw. CARNIVORE sind aber nicht zu überhören.

Daneben bleibt die Band aber auch ihrer düster-melancholischen Seite treu, ohne dabei die dunkel-erotischen, romantischen Klischees zu bedienen, die sie auf „Bloody Kisses“ selbst geprägt hat. Die Depression der Tage von „World Coming Down“ scheint überwunden, „October Rust“ wird in der epischen Ballade „September Sun“ nicht nur textlich zitiert. Allein dieser Song fasst perfekt zusammen, was TYPE O NEGATIVE ausmacht und ist eine eigene Welt für sich. In über elf Minuten Spielzeit gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt: Den gefühlvollen Anfang mit Klavier und Peters Stimme, doomige und heroische Momente, Fanfaren, jubelndes Volk im Hintergrund und absolut Gänsehaut erregende Orgelspielereien. So klingen TYPE O NEGATIVE. „The Profits Of Doom“ und „These Three Things“ sind deutlich doomiger eingefärbt – BLACK SABBATH lassen grüßen.

Wie eh und je verstehen es TYPE O NEGATIVE die unterschiedlichsten Stimmungen ineinander zu verweben und sie harmonisch auszubalancieren. Sie führen zusammen, was nicht zusammen gehört und schaffen es auch 2007, unverkennbar nach sich selbst zu klingen. Kaum eine andere Band kann sich eines derart einzigartigen Soundkosmos rühmen – weshalb es wohl auch nie ein schlechtes TYPE O NEGATIVE-Album geben kann.

16.03.2007
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