Within Temptation - Resist

Review

„Ist das noch Punkrock“ frug sich einst eine große Berliner Kapelle der Unterhaltungsmusik. „Ist das noch Metal“ hingegen ist die Frage der Stunde, wenn der Blick bzw. das Ohr gen WITHIN TEMPTATION geneigt wird.

Elektronisch, synth-orientiert und groovig – „Resist“

Und diese Frage ist denkbar leicht zu beantworten. Die innere Haltung und Architektur von WITHIN TEMPTATION ist heute näher bei vergrufteter RIHANNA auf Dubstep als an NIGHTWISH-orientiertem Gothic Rock Pop der Marke „Ice Queen“. Dieser Paradigmenwechsel vollzog sich nicht als harter Bruch, sondern mehr als absehbare Evolution und endet nun auf den Tanzflächen von Großraumdiskotheken.

Obwohl nun das stapfende und zugegebenermaßen brutal groovende „The Reckoning“ zu Beginn des Albums die Gehörgänge für diesen Wandel öffnet, wird sich im weiteren Verlauf eine stilbedingte Übersättigung einstellen. „Resist“ wirkt zu gleichförmig in seiner Gesamtstruktur und franst entsprechend weiter und weiter aus. Und das, obwohl der Bass knallt.

Addiert man nun noch das klinische Cyber-Punk-Gothic-Comic-Image der Visualisierung hinzu, so entsteht ein seltsam unnatürlicher Beigeschmack, der dem in der Innenseite ausgefeilten Album nicht wirklich gerecht wird. Die heftige Überfrachtung mit epischen Elektronikelementen rückt die zum absoluten Großteil harmonisierenden Elemente aus Beats und Stimme in den Hintergrund, obwohl gerade diese Melange alte Stücke der Band, man nehme das bereits benannte „Ice Queen“, groß gemacht haben. Der Eindruck einer Überladung lässt sich daher nicht so leicht marginalisieren. Dabei ist doch Sharon den Adel a posteriori der Mittelpunkt der ganzen mühseligen Anstrengung der Instrumental- und Elektronikfraktion.

Sind WITHIN TEMPTATION vom Pfad der Tugend abgekommen?

Trotz aller Kritik bringt „Resist“ viele erhellende Momente mit epischer Kopfnickerqualität mit, bleibt aber aufgrund der kalten Oberfläche zumindest stets ambivalent zwischen großem Kino und Plastiksinfonie. Mehr vom Richtigen und weniger vom Falschen trifft es deutlich besser als „weniger ist mehr“. Es schwindelt sobald es dräunt, was für ein Album „Resist“ hätte werden können.

03.03.2019

Stellv. Chefredakteur

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