metal.de-Redaktion
Individual Thought Patterns - Runde 5

Special

Metal will never die. Das merkt man unter anderem daran, dass immer wieder neue Leute zu uns kommen, die Bock darauf haben, über Metal zu schreiben und metal.de mitzugestalten. Nun geht es in der Szene nicht zimperlich zu, nicht jeder darf seine metallische Meinung einfach so öffentlich äußern – Ironiemodus aus. Deshalb haben wir unsere neuen (und mehr oder weniger jungen) Redakteure Eberhard Podzuweit, Matthias Weise, Saskia Becker und Philipp Gravenhorst (GRAVE nHORST, mit dem Namen bist du metalltechnisch schon ganz weit vorne!) zu ihren Vorlieben und Fehltritten befragt. Das Ergebnis schwankt diesmal irgendwo zwischen Disney und BLÜMCHEN, obwohl Halloween schon vorbei ist…

Eberhard Podzuweit

„Ein Leben ohne Musik kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen.“

Einfach krank – das war meine verrückteste Fanaktion

Ich hab mich vor bald zwanzig Jahren mal in den Backstagebereich bei einer Open-Air-Veranstaltung von Radio Fritz geschlichen. Bin also echt über Absperrungen geklettert, hab mich hinter Bäumen versteckt usw., um meiner damaligen Lieblingskünstlerin einmal live gegenüberstehen zu können. Mittlerweile bin ich auch wieder alt genug, um dazu zu stehen, dass es sich dabei um BLÜMCHEN handelte.

Endlich Herbst – diese Platte krame ich raus, wenn die Blätter fallen

Da ich Musik eher mit entsprechenden Emotionen verbinde, die bei mir normalerweise nicht durchs Wetter ausgelöst werden, gibt es auch keine typische Herbst-Platte. Es gibt da eher typische „Ärger-Abbau-Platten“ (meist irgendwas thrashiges, hartes wie KREATOR, EKTOMORF oder EMIL BULLS), „Ruheplatten“ (beispielsweise DARIA, TOSELAND, SILBERMOND), Party-Platten (beispielsweise EQUILIBRIUM, LORDI, GLORYHAMMER) und sowas wie BLIND GUARDIAN, BRAINSTORM und ORDEN OGAN, die eigentlich immer gehen.

Warum ich Musik liebe…

Musik macht jeden schönen Moment zu einem perfekten, gibt jeder noch so großen Trostlosigkeit ein wenig Farbe, hilft Frust und Stress zu kanalisieren und abzubauen und noch vieles mehr. Kurzum: Ein Leben ohne Musik kann ich mir tatsächlich nicht vorstellen.

Hype – zu diesem Kauf habe ich mich durch andere beeinflussen lassen

Da gibt es nur eine einzige Sache, die annähernd unter diese Rubrik fällt, da ich normalerweise keine Beeinflussung beim Thema Musik zulasse: MILLEs (Frontmann von KREATOR) Werbezitat auf der ersten und bisher einzigen Platte von RISE OF THE NORTHSTAR hat tatsächlich dazu geführt, dass ich „Welcame“ gekauft habe und bis heute abfeiere.

Nostalgie – Bands, die ich früher gefeiert habe, was ich heute selbst nicht mehr nachvollziehen kann

Schwierig. Neben der eingangs benannten Dame gibt es zwar noch so die eine oder andere Jugendsünde. Aber darunter befindet sich mittlerweile echt kein Künstler und auch keine einzige Band mehr, zu der ich nicht stehe. Zu den meisten – zum Beispiel EAST 17 – würde ich sogar jederzeit nochmal auf ein Konzert gehen.

Matthias Weise

„Musik ist ein Allheilmittel.“

Endlich Herbst – die Platte krame ich raus, wenn die Blätter fallen

Man stelle sich folgende Situation vor. Es ist Herbst, draußen regnet es in Strömen und man sitzt zu Hause auf der Couch mit einer heißen Tasse Tee (wer will: mit Schuss) und genießt die verträumte und düstere Musik von NICK CAVE & THE BACK SEEDS. Besonders empfehlenswert in solchen und ähnlichen Situationen ist die Scheibe “No More Shall We Part“. Herrlich.

Einfach krank – das war meine verrückteste Fanaktion

Oh man. Da war ich frische 18 und wollte zum RAMMSTEIN-Konzert in meiner Heimatstadt Chemnitz. Das war schon etwas Besonderes, dass eine derart große Band in diese verschlafene Stadt kommt. Daher musste ich natürlich in die erste Reihe. Das impliziert leider auch rechtzeitiges Erscheinen, was im Februar schon mal kalt sein kann. Fazit: fünf Stunden im Schneesturm anstehen und ein halb erfrorener aber glücklicher Matthias. Ach ja und auf dem Konzert zwei Monate vorher in Berlin gab es natürlich auch ein Tour-Shirt für 30€ … was man nicht alles macht…

Geiles Artwork

TUOMAS HOLOPAINEN – seines Zeichens Keyboarder und Mastermind von NIGHTWISH – brachte 2014 ein fantastisches Album mit dem Namen “The Life And Times Of Scrooge“ auf den Markt, bei dem nicht nur die Musik gefällt. Auf dem Cover sieht man “Onkel Dagobert“ vor einer wunderschön gezeichneten Landschaft im typischen Don-Rosa-Style. Das schaut man sich gern an.

Alte Zeiten – früher war alles besser im Metal, was denn genau?

Ach ja, ein Spruch der nicht nur zum Metal passt. Ich verweise an der Stelle mal auf mein Interview mit SALTATIO MORTIS-Drummer und -Texter Lasterbalk und möchte beipflichten: Früher war eben nicht wirklich alles besser. Es gibt sicherlich Dinge im Laufe der Zeit die werden schlechter, jedoch gibt es mindestens genauso viele Aspekte in der Musik die besser werden. Aus diesem Grund ist eine Aussage wie “Früher war alles besser“ relativ schwachsinnig.

Warum ich Musik liebe…

Musik transportiert auf einzigartige Art und Weise Emotionen. Die reichen von tieftraurig bis fröhlich und beschwingt, von aggressiv bis verletzlich, von ernst bis lustig. Die Bandbreite ist unvorstellbar groß. Darüber hinaus nimmt jeder Mensch Musik anders wahr, was ich für unglaublich faszinierend halte. Musik kann auf gleiche Weise nachdenklich machen wie sie einen den Alltag vergessen lassen kann. Musik beschreibt Lebensgefühle und –einstellungen. Musik ist ein Allheilmittel.

Saskia Becker

„Join Me In Death“ wird allerdings auch in 20 Jahren noch nostalgische Erinnerungen an peinliche Palmero-Exzesse und den Geruch von Clerasil heraufbeschwören. „

Endlich Herbst – die Platte krame ich raus, wenn die Blätter fallen

AMORPHIS „Am Universum“ – Ich war einer dieser Teenies ohne Metal-Freunde und habe in der Schulzeit unter allgemeinem Stirnrunzeln meiner elitären Alternative-Freunde verstohlen die METALLICA-Alben zwischen HOT WATER MUSIC, DREDG und COHEED AND CAMBRIA geräumt. Zu Beginn des Studiums, eines schönen Wintersemesters also, hörte ich dann auf einer Autofahrt mit einem Kommilitonen zum ersten Mal AMORPHIS und es war um mich geschehen. Von Oktober bis Frühling rotierte „Am Universum“ und bis heute gibt es wenige Alben, die ich so intensiv mit einer bestimmten Phase meines Lebens verbinde. Wenn es also kühler wird, kommt „Am Universum“ in den Player und zu den ersten Takten von „Alone“ komme ich mir direkt wieder vor, wie auf dem Weg zu Statistik-Vorlesung.

Geiles Artwork

DIE ÄRZTE „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer“ – ich meine, das Ding ist in türkisfarbenen Plüschstoff gewickelt. Das ist einfach kaum zu toppen! Wenn dann doch jemand den Kuschelbonus mit Ästhetik übertrumpfen kann, dann sind es wohl TOOL. „Lateralus“ muss ich gar nicht zwingend hören. Die kann ich mir auch einfach nur anschauen. Einen Ehrenplatz in der Kategorie „Bestes Artwork“ erhalten bei mir dann noch THE OFFSPRING für“Americana“. Ich kenne wirklich niemanden aus meinem und den beiden angrenzenden Geburtsjahrgängen, der von sich behauptet, ein Musikfan zu sein und dieses Album nicht hat. Und ich kenne niemanden, der es im Original besitzt. Entsprechend habe ich das Cover schon in den unglaublichsten Ausführungen gesehen: Von schlecht kopiert
über von Hand nach gemalt bis „stattdessen ein Foto von der Oma in die Kassettenhülle gesteckt“, scheint das Repertoire unerschöpflich. Meine eigene Edition war übrigens eine Raubkopie auf Tape, die ich beim Schüleraustausch in der neunten Klasse auf einem Markt in der Ukraine gekauft habe. Die Titel standen teilweise in kyrillisch drauf – leider ist das Ding bei irgendeinem Umzug verloren gegangen, ein herber Verlust.

Wotzefack – seltsame Ansagen auf Konzerten

DEVIN TOWNSEND fragte bei einem Konzert in der Luxemburger Kulturfabrik freundlich nach, wer von den anwesenden Damen denn regelmäßig masturbiere. Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten konnte er dem penislosen Teil des Publikums durchaus enthusiastische Bekennerinnenschreie abringen. Schön, dass das mal jemand geklärt hat.

Fauler Kern, coole Schale

DOWN können mich musikalisch so richtig überzeugen, sind seit meinem ersten Livekontakt mit der Band auf dem Rock Hard 2011 für mich jedoch nur noch verbrannte Erde. Das war natürlich keine Überraschung, dass
Phil Anselmo viel Scheiße labert – aber sowas Abgründiges hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Ein Abend beim Musikantenstadl würde mich vermutlich nicht so aggressiv machen, wie eine halbe Stunde Phil Anselmo (in der er ein Lied singt und den Rest der Zeit unglaublich viel dummes Zeug redet). Dazu dieser inflationäre Gebrauch des Wortes „Fuck“ und dieses Testosteron-Gehampel, das mir vor lauter Fremdscham selbst im strömenden Regen das Blut ins Gesicht steigen lässt. Da hilft all das Talent, die ganze Beitragerei zur Musikgeschichte nicht – der Typ ist einfach lange Fingernägel auf einer Schiefertafel. (Und ja, ich habe mir das mehrfach gegeben und ja, ich finde ihn immer wieder grausam.)

Nostalgie-Band

Ein pinkes Albumcover, androgyner Frontmann (der natürlich irgendwo in meinem Zimmer an der Wand hing) und mein erstes „richtiges“ Hallenkonzert – HIM hatten mit „Razorblade Romance“ mein pubertäres Herz ergriffen. Heute erschließt sich mir nicht mehr, warum ausgerechnet dieser Haufen fähig war, meine Aufmerksamkeit zu binden. Ich finde die Musik nicht unbedingt schlecht – sondern nichtssagend. „Join Me In Death“ wird allerdings auch in 20 Jahren noch nostalgische Erinnerungen an peinliche Palmero-Exzesse und den Geruch von Clerasil
heraufbeschwören. Es hätte schlimmer sein können!

Philipp Gravenhorst

„Warum ich Musik liebe… von Musik kriegt man keinen Kater.“

Endlich Herbst, die Platte höre ich dann besonders gern

Irgendwas von AC/DC, GUNS N‘ ROSES und Konsorten, weil mich das an den Sommer erinnert.

Einfach krank, meine verrücktestes Fanaktion

Ich verbrachte einen meiner Valentinstage damit, bei einem ICED EARTH-Konzert der Liebe zum Metal zu frönen. So komisch es auch klingt, aber ich bin eigentlich wegen einer der Vorbands, ELM STREET, hingegangen. Als ich in der Location ankam, bin ich zum Merch-Stand gestürmt und habe mich mit Shirt (abgedruckt war das Cover) und Album eingedeckt. Am nächsten Tag bin ich mit dem Shirt zur Schule gegangen, was meine Lehrer zur Weißglut trieb. Das konnte ich nicht verstehen, der Motorradfahrer (der die Leute anfährt) lächelt doch auf dem Bild. Schließlich bin ich aus Provokation eine Woche lang mit dem Shirt zur Schule gegangen.

Geiles Artwork

IRON MAIDEN – Killers.  Eigentlich könnte ich da genauso gut jedes MAIDEN-Cover (von Derek Riggs) nennen, weil Eddie einfach dieses gewisse Etwas hat, was einen unweigerlich in seinen Bann zieht. Ich wähle „Killers“, weil es schlicht, aber dennoch eindrucksvoll ist. Zudem war das Artwork auf dem ersten Metal-Magazin, das ich je kaufte und dieses Motiv hatte das erste Patch, das ich auf meine Kutte nähte.

Wotzefack? Ansagen bei Konzerten

Tom Araya überrascht mich immer wieder mit seinen ruhigen, bescheidenen Ansagen…

Warum ich Musik liebe…

von Musik kriegt man keinen Kater.

11.11.2016
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