Cult Of Luna
Interview mit Johannes Persson

Interview

Cult Of Luna

Ihr werdet oft als die Pioniere des Post-Metal beschrieben. Wie fühlt es sich an, wenn du siehst oder hörst, dass junge Bands euch offensichtlich nacheifern?

Viele legendäre Bands haben ihren Status nicht nur aufgrund ihrer Musik, sondern weil sie die ersten waren, die etwas Neues ausprobiert haben. Was mich persönlich angeht, sehe ich die Dinge nach wie vor oft mit den Augen eines 18-Jährigen, der zu anderen Künstlern aufblickt. Und wenn du dann merkst, dass die Situation auf einmal so ist, dass du der über 30-jährige Musiker bist, zu dem die 18-Jährigen aufblicken, dann fühlt sich das äußerst sonderbar an, manchmal sogar beschämend. Wichtig ist für mich, dass Leute nicht ständig von sich selbst in den höchsten Tönen reden, und dass man dankbar dafür ist, dass man einen gewissen Status als Musiker und Band überhaupt erreichen darf. Es ist wirklich so -wenn ich einen neuen Song schreibe, dann schreibe ich ihn einfach. Ich bin kein guter Musiker. Ich bin vielleicht ein guter Songwriter, aber das ist etwas ganz anderes. Aber es ist verdammt schwer, ich merke es gerade. Im Moment arbeite ich an neuem Material, und ich habe wirklich keine guten Ideen. Es ist verdammt hart.

Ihr seid gemeinsam mit THE OCEAN auf Tour gegangen, und habt auch mit KHOMA mit Pelagic Records zusammengearbeitet. Was hältst du von Label-Chef Robin Staps als Musiker und seiner Band?

Sie sind wirklich sehr, sehr angenehme Menschen und tolle Musiker. Ich kenne Robin nun schon seit vielen, vielen Jahren, und er ist ein toller Mensch. That’s it, haha.

Lass uns noch einmal kurz über KHOMA sprechen. Ihr habt mit diesem Projekt noch nicht oft gespielt, überhaupt nur zweimal außerhalb von Schweden. Robin meinte einst zu mir, dass ihr auch öfter spielen würdet – wenn die Angebote und die Umstände passen.

Vielleicht würden wir öfter spielen, ich weiß nicht. Wir bekommen aber so oder so keine Angebote, haha. Ernsthaft, ich habe wirklich nichts dagegen, außerhalb Schwedens mit KHOMA aufzutreten. Aber es ist eine ziemlich komplizierte Geschichte. Sorry, keine Ahnung. Unser Konzert beim Pelagic Fest dieses Jahr haben wir ziemlich verrissen.

Ernsthaft? Das war absolut großartig!

Naja, wir haben jedenfalls im Vorfeld nicht richtig geprobt. Einige der Songs haben wir zum ersten Mal seit Monaten zusammen gespielt. Und Jan, unser Sänger bei KHOMA, er könnte einer der besten Frontmänner auf diesem Planeten sein. Insofern ist es wirklich schade, dass wir KHOMA bislang noch nicht mit der Ernsthaftigkeit und Konsequenz betrieben haben, wie beispielsweise CULT OF LUNA. Und zweifelsohne ist Jan auch der wesentliche Charakter der Band, es hängt vieles von ihm ab. Er ist definitiv der Hauptgrund, warum wir das Projekt am Leben erhalten. Wer weiß, vielleicht werden wir ja nächstes Jahr zum Summer Breeze eingeladen…

Gibt es zwischen beiden Bands denn eine Art von gegenseitigem Einfluss? Haben sich beispielsweise durch KHOMA bei CULT OF LUNA Dinge in musikalischer Hinsicht verändert?

Nein, überhaupt nicht. Definitiv nicht. Wenn ich Songs für CULT OF LUNA schreibe, dann bin ich absolut fokussiert, total konzentriert auf dieses eine Thema, diese eine Herausforderung. Wenn man mit den Gedanken woanders ist, dann wird es sofort schwierig. Wie gesagt, Songs schreiben ist wirklich verdammt hart.

Vor ein paar Tagen wart ihr in England und bei BBC Radio im Studio. Kannst du dir vorstellen, dass Songs von euch im Radio laufen?

Nun, es ist Fakt – unsere Songs laufen im Radio. Natürlich nicht bei Mainstream-Radiosendern, aber bei manchen kleineren, spezielleren Stationen. Und als BBC uns anrief, sind wir hingefahren, haben uns angestöpselt, und losgespielt. Wir haben dann drei Songs im Studio eingespielt. Ich meine, jeder Musiker kennt Lampenfieber. Heute, hier auf dem Summer Breeze, ist das nicht so wichtig, ich werde wahrscheinlich ein paar Drinks vorher nehmen, und alles wird entspannt. Aber wenn du in einem Radiostudio sitzt, und das rote Licht geht an, dann beginnst du nachzudenken, bist angespannt. Und das ist wirklich nicht angenehm.

Wie klang das Endresultat?

Keine Ahnung, haha! Ich habe es noch nicht gehört.


Vor einigen Monaten habt ihr euer aktuelles Album „Vertikal“ veröffentlicht. Bist du heute immer noch stolz auf die Platte?

Auf jeden Fall!

Warum?

Weil wir eine Idee hatten, die wir verwirklichen wollten. Und wir haben es sehr gut gemacht, wie ich finde. Ich bin wirklich sehr stolz auf alle Beteiligten. Das Artwork, die Produktion, und die Art und Weise, wie wir uns auf dieses Projekt fokussiert haben. Wir haben anfangs lange diskutiert, wie das Album klingen soll, was für eine Art Album wir machen wollen. Und wir haben es schließlich geschafft. Ich bin wirklich sehr stolz.

CULT OF LUNA ist ein wesentlicher Bestandteil deines Lebens geworden. Fürchtest du dich vor dem Moment, an dem du das Projekt eventuell zu Grabe tragen musst?

Ich bin nun schon sehr lange mit dieser Band unterwegs. Und natürlich ist es manchmal schwierig, alle Mitglieder zusammen zu bekommen. Ich hatte auch schon Gedanken, ein eigenes Projekt zu starten. Aber dabei habe ich gemerkt, dass alles, was ich tue, letztlich auf den Sound von CULT OF LUNA hinausläuft. Ich bin letztes Jahr Vater geworden, und ich bemerke, wie sich die Prioritäten in mancherlei Hinsicht verschoben haben. Es ist natürlich mittlerweile schwieriger für mich geworden, auf Tour zu gehen. Aber ich werde CULT OF LUNA nie als beendet erklären. Niemals. Vielleicht machen wir mal eine Pause für zehn Jahre, wer weiß. Aber es wird immer da sein. Es ist ein Teil meiner Identität. Ich kann es nicht einfach wegschieben.

10.10.2013
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