David Galas
David Galas

Interview

David Galas ist ein Mann mit bewegter Vergangenheit. Musikalisch ist er bereits seit den frühen 80ern unterwegs, den meisten wird er durch sein Mitwirken in Bands wie BLEAK und LYCIA bekannt sein. Nach Jahren der Stille hat er nun sein erstes – überwältigendes! – Soloalbum „The Cataclysm“ veröffentlicht. Grund genug für mich, David zu einem sehr ausführlichen Gespräch einzuladen. Lest über eine bewegte Zeit, den Schaffensprozeß und das Konzept von „The Cataclysm“, kulturellen Verfall in Amerika, verlorene DAT-Tapes und die Wiederauferstehung von LYCIA.

David Galas

Hallo David! Dein neues Album „The Cataclysm“ ist vor kurzem erschienen – wie fühlst Du Dich momentan und wie sind die bisherigen Reaktionen ausgefallen?

Hallo! Die bisherigen Reaktionen waren sehr positiv. Ehrlich gesagt habe ich eher mit negativeren gerechnet, aber das Gegenteil ist eingetreten. Momentan bin ich sehr froh darüber, dass es die Leute mögen und spüre nun noch mehr Verantwortung und Druck, dass zweite Album fertig zu stellen, sowie es noch stärker und fokussierter als „The Cataclysm“ zu machen.

„The Cataclysm“ hat eine lange Genese hinter sich. Du hast mehr als fünf Jahre mit dem Schreiben der Songs verbracht, eine Zeit, in der sich vor allem für Dich persönlich viel verändert hat.
Was kannst Du uns über diese Zeit erzählen, und welchen Einfluß hatte sie auf den Schaffensprozess?

Die Zeit zwischen 1999 und 2005 war eine sehr einzigartige Periode in meinem Leben. Im Sommer 1999 bin ich von Arizona nach Ohio umgezogen, und hatte nicht mehr als mein Auto, meinen Computer und meine Klamotten. Ich hatte keine Ahnung, was ich eigentlich wollte. Musik war so ungefähr das Letzte, woran ich damals dachte. Ich verbrachte meine Zeit mit Freunden und auf Parties. Nur ab und zu arbeitete ich auch an meiner Musik.
Es gab Phasen, in denen ich arbeitslos, abgebrannt und verschuldet war, in denen ich mich in mein Apartment verkrochen habe, um Songs zu schreiben. Dann begann sich das politische Klima hier zu verändern; die Terroranschläge vom 11. September und der Krieg fingen an, meine Sicht auf die Welt zu beeinflussen.
Das Leben war sehr bedrückend und die Leute hier verloren ihre Jobs. Ich mußte mein Auto verkaufen, um meine Rechnungen zu bezahlen. Das alles konzentrierte sich in „The Cataclysm“.
Es war eine sehr seltsame Zeit in meinem Leben, manchmal sehr düster aber dann auch wieder gut. Viele Erfahrungen und Ereignisse, die mir die Augen öffneten und mich die Dinge aus anderen Blickwinkeln haben sehen lassen.
Ich denke, „The Cataclysm“ repräsentiert diese Zeit für mich persönlich absolut perfekt und ich hoffe, dass es das auch für die Hörer tun wird.

Da ich selbst Musiker bin, kenne ich solche Phasen nur zu gut, in denen scheinbar alles andere die Zeit und Muse, um Musik zu kreiern, auffrißt. Hast Du jemals daran gedacht, komplett mit der Musik aufzuhören? (Und da Du es offensichtlich nicht getan hast – was hat Dich ermutigt, weiterzumachen?)

Es war über viele Jahre ein regelrechter Kampf mit mir selbst. Es gab Zeiten, in denen ich meine Musik am liebsten für immer beerdigt hätte, dann wiederum die Zeiten, in denen ich ohne das Schreiben und Aufnehmen von Songs nicht leben kann.
Damit kämpfe ich jeden Tag. Ich verschwende 40 Stunden die Woche für meinen Job, dabei könnte ich genauso lange an meiner Musik arbeiten. Es ist eine schreckliche Verschwendung des Lebens und der Zeit. Aber unglücklicherweise sind wir alle irgendwie Sklaven des Geldes.
Als ich bei Vendlus untergekommen bin, hat es in mir ein neues Interesse an der Musik geweckt. Hier in Amerika wird man nicht gerade dazu ermuntert, künstlerisch tätig zu werden. Jedes Jahr streichen die Schulen Musik und Kunstfächer aus ihren Lehrplänen. Unsere Kultur hier ist eine negative Kultur. Wenn hier etwas als kulturell betrachtet werden könnte, dann sind wir die Kultur des Konsums, des Materialismus, des widerlichen Reality-Fernsehens und der Late Night Unterhaltung. Amerika ist ein zum größten Teil von Zombies bewohntes Niemandsland des Fernsehens und der Fast Food Restaurants. Wir werden dazu erzogen zu arbeiten, um ein gefügiges Zahnrad im Getriebe des Kapitalismus zu werden, und manchmal wird es dermaßen stark in unsere Gedanken eingehämmert, dass man sich fragt, ob man überhaupt noch Kunst erschaffen soll, oder sich einfach der Normalität hingibt.
Dieser Konflikt ist etwas, was in mir selbst brennt und was es manchmal geschafft hätte, mich endgültig aus der Musik zu vertreiben.

Ursprünglich hattest Du ja vor, all Deine gesammelten Werke aus den Jahren 1999-2004 kostenlos auf diversen Musikportalen im Netz zu veröffentlichen. Die Verbreitung der Musik übers Internet ist sehr populär geworden und offenbart neue und innovative Methoden der Distribution und Kommunikation. Welche Erfahrung hast Du persönlich damit gemacht?

Ich plante, alles, was ich bisher aufgenommen hatte, zu veröffentlichen, weil ich mich dazu entschieden hatte mit der Musik aufzuhören, und wollte es kostenlos für die Fans von LYCIA anbieten. Ich wollte einfach, dass die Leute sich das anhören können.
Das Internet hat so vieles verändert. Vor 15 Jahren haben die Leute Musik in ihren Schlafzimmern aufgenommen, und niemand hätte je etwas davon gehört. Heutzutage kann es jeder der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Es ist ein ziemlich aufregendes Werkzeug und Kanal für Kommunikation und die Übertragung von Inhalten. Es gibt jede Menge talentierter Musiker ohne Vertrag da draußen.
Historisch gesehen wurde das Musikgeschäft von einer handvoll großer Konzerne kontrolliert, und nun haben zum ersten Mal die Künstler die Möglichkeit, etwas von dieser Kontrolle für sich zurück zu gewinnen. Ich begann 1982 das Internet zu nutzen, als es noch über ‚BBS‘ oder ‚Bulletin Board Services‘ funktionierte, wo man die Server von einem Wählscheibentelefon anrief und den Hörer an das Pickup-Modem anschloss; und seitdem habe ich beobachtet, wie es sich in das heutige Monstrum verwandelt hat. Langsam aber sicher verdichten sich alle Services in dieser einen Quelle.
Was die Verbreitung betrifft, können die Leute heutzutage viel mehr runterladen oder kaufen, als es jemals möglich war. Ich denke, es gibt den Leuten mehr Freiheiten, wie sie Inhalte aufnehmen, genauso wie es sie mit neuen Dingen konfrontiert, die sie sonst nie kennengelernt hätten. Das Schöne am Veröffentlichen von Musik im Internet ist, dass es quasi keine obere Instanz gibt. Ich könnte Musik veröffentlichen, sobald ich sie aufgenommen habe. Dennoch möchte ich Musik auch in einer physischen Form anbieten, mit dem Hauptaugenmerk auf Qualität.

Joseph Cortese von Vendlus Records hatte Dir angeboten, Dein Album rauszubringen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, und wie fühlst Du Dich als neues Mitglied der ‚Vendlus Familie‘?

2004 hatte ich einige Tracks auf einer Website. Es war Kristoffer Oustad von der Band V:28, der sie gehört hatte und Joseph vorschlug, mich unter Vertrag zu nehmen. Kristoffer war ein Fan von BLEAK (dem Nebenprojekt von LYCIA). Ich schickte Joseph, der sich zu der Zeit in Weißrußland aufhielt, eine CD. Er meldete sich sofort bei mir und bot mir an, die CD zu veröffentlichen… welche zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt war, fertig zu sein.
Ich genieße es, bei Vendlus zu sein, wir haben hier eine Menge einzigartiger Künstler. Vendlus ist ein kleines Label, aber langsam wachsen wir und kriegen mehr Promotion und bessere Distribution.

Zurück zum Album: Ist es nur eine Ansammlung von Songs, wie ein persönliches ‚Best Of 1999-2004‘? Ich frage deshalb, weil es eine sehr kohärente Struktur hat und man ein unterschwelliges Konzept regelrecht fühlen kann. Erlaube uns einen kleinen Blick hinter die Kulissen, und was sich hinter „The Cataclysm“ verbirgt…

Als ich damit anfing, die Songs zusammenzustellen, bemerkte ich schnell, dass es ziemlich unscharf klang. Es waren viele Songs, die in verschiedenen Jahren geschrieben worden waren, und stilistisch weit auseinander gingen. Ich wollte ein fokussiertes Album, also begann ich damit, einige Songs neu zu schreiben und zu remixen, um daraus eine Sammlung zu machen, die zusammenhängend klingt und nicht wie ein Haufen wild durcheinander gewürfelter Songs.
Eine CD soll für mich wie ein Film oder ein Buch sein. Sie soll keine Sammlung sein, sondern eine Geschichte. Keine CD, die man einlegt, um ein, zwei Stücke zu hören, sondern um sie sich als Ganzes anzuhören. Ich möchte, dass sich der Hörer hinlegt und sie vom Anfang bis zum Ende erlebt.
Es hat viele Monate gedauert, um allmählich alles so hinzubekommen, wie es klingen sollte. Zuerst habe ich die Instrumente aufgenommen. Der Gesang wurde zuletzt aufgenommen, was dabei geholfen hat alles zu vereinen. Gesang und Texte standen unter dem Einfluß von Absinth.
„The Cataclysm“ ist in seiner wörtlichen Bedeutung ein gewaltsamer Umbruch, eine Erhebung, ein Ereignis was zu großen Verlusten und Zerstörung führt. Ich betone dabei alle unterschiedlichen Ebenen dieses Umbruchs, von der politischen bis zur persönlichen. Das Ende der Zeit, der Tod seines Ichs und der Persönlichkeit. Es ist eine retrospektiver Blick auf die Fehler der Menschheit aus unterschiedlichen Winkeln. Es gibt Elemente des surrealen Symbolismus, des Wandels der Jahreszeiten, politischer und historischer Reflexionen und Krieg. Es gibt soviel, was ich auf der CD miteinander verwoben habe, viele versteckte Details, die man erst nach mehrmaligem Hören bemerkt.
Der Hörer sollte sich Kopfhörer aufsetzen, sich irgendwo ungestört hinlegen, die Augen schließen und die CD als Ganzes auf sich wirken lassen. Vom Anfang bis zum Ende.

Du hast das Album im völligen Alleingang bestritten. Was kannst Du uns über die Produktion erzählen? Ich hab von mehreren Verzögerungen gelesen… welche Probleme sind aufgetaucht?`

Die meisten Songs wurden zuerst auf einer akustischen 12-Saiten-Gitarre aufgenommen. Für gewöhnlich habe ich so angefangen. Dann fing ich an, 2,3,4 elektrische Gitarrenparts in verschiedenen Stimmen, manche mit E-Bow, übereinander zu legen; dann wurden ein oder zwei elektrische Bassgitarren-Spuren aufgenommen. Von dort habe ich dann angefangen, an den Drumparts zu arbeiten, die ich von meinen Händen an den Computer getriggert habe. Ich habe so gespielt, als würde ich das Schlagzeug mit der Tastatur bedienen, und habe die Spuren dann am Computer bearbeitet und Fehler beseitigt. Obendrauf wurden dann die Keyboards gelegt. Meistens habe ich für jeden Song an die 24 bis 30 Spuren gebraucht.
Wenn ein Song erstmal zusammengestellt war, habe ich mich an den Computer gesetzt, nachbearbeitet, kleine Patzer ausgemerzt, Teile entfernt und ersetzt, die Aufnahmen bereinigt und die Instrumente mit Effekten belegt. Bei den Vocals habe ich das gleiche gemacht und bis zu acht Spuren übereinander gelegt und miteinander harmonieren lassen. Das alles habe ich auf einem einzigen Computer gemacht. Es hat mich einige Monate gekostet um den Gesang aufzunehmen, und nochmal zwei Monate um alles abzumischen.
Es kam zu einigen Verzögerungen, als es ans Mastern, die Endproduktion und das Artwork ging. Allerdings hielt sich das alles in Grenzen, und letztendlich hat es sich ausgezahlt.
Ein paar der Songs mußten neu aufgenommen werden, aber das war ganz zu Beginn der CD-Produktion. Traurigerweise wurde einer der ersten Songs, die ich geschrieben hatte, zu meinem unbeliebtesten: „September“. Selbst nach dem dritten Mal Aufnehmen klang es einfach nicht richtig. Am liebsten würde ich den Song nochmal komplett neu schreiben.

Viele Songs tragen diese wundervoll melancholische Atmosphäre in sich, die man auch auf den LYCIA Alben findet („The End Is Always Closer“, „Capsized“), andere enthalten Elemente des Folk, Rock („Alone We Will Always Be“, „Far Away From Nothing“), selbst orientalische Klänge sind zu hören („Shimla“). Sie erinnern sogar an ältere SWANS, vor allem in „The Harvest“ und „The Cataclysm Pt. 2“, und wenn Du diese betonte, dunkle Stimmlage einsetzt (die ein bißchen wie Michael Gira klingt).
Einerseits zeigt das, dass Du ein fester Bestandteil des einzigartigen (infinite reverb…) LYCIA Sounds bist/warst, andererseits ist das Album selbst einzigartig – es ist eben nicht LYCIA und auch nicht SWANS – es ist DAVID GALAS. Wie gehts Du an Musik heran, was ist Deine Inspiration, was beeinflußt Dich? Welches Equipment benutzt Du?

Mein Ansatz ist es, soweit wie möglich jegliche Einflüsse zu unterbinden. Wenn ich einen Song schreibe, fange ich an ein paar Akkorde zu spielen, und den Song nicht zu erzwingen. Lass die Gitarre den Song schreiben. Oft habe ich mitten in der Nacht angefangen, und bis zum Sonnenaufgang durchgemacht. Ich habe herausgefunden, dass ich besser bin, wenn ich erst spät aufstehe und dann die Fenster öffne. Ich setze mich dann einfach hin, und fange an. Auf dem Keyboard/Piano habe ich mehr Erfahrung, als mit der Gitarre, aber ich kann damit mehr Songs schreiben, als mit dem Keyboard.
Obwohl ich zugeben muß, dass ich kein sehr guter Musiker bin. Seit einiger Zeit entstehen die Songs mehr in meinem Kopf, bevor ich mich hinsetze und sie aufnehme. Wenn ich einen Song in meinem Kopf ’schreiben‘ kann, wird daraus ein fokussierteres und vollständigeres Stück, als wenn ich mich acht Stunden mit der Gitarre hinsetze, und darauf warte, dass etwas passiert.
Mich haben so viele Dinge inspiriert, dass es fast unmöglich ist, eine einzige Quelle zu nennen. Ich höre mir viele Arten von Musik und Bands an, und meine Ideen entspringen dem, was ich höre oder einem Film, den ich gesehen habe.
Mit „The Harvest“ hab ich den SWANS meinen Respekt erwiesen, deshalb klingt der Song auch so sehr nach ihnen. Rein musikalisch reichen meine Einflüsse über Led Zeppelin, Black Sabbath, Pink Floyd, Swans, Joy Division, Skinny Puppy, Einstürzende Neubauten, Nick Cave, Tom Waits, frühe Lycia, frühe Cure, Siouxsie and The Banshees, Bauhaus, Dead Can Dance, Cocteau Twins, Slowdive, My Bloody Valentine, Acid Bath, System Of A Down, Mudvayne, Corrosion of Conformity, Pantera, Clutch, Johnny Cash, Death In June, Current 93, Coil und soviele unzählige mehr. Es ist immer abhängig von der Stimmung, in der ich nach dem Aufwachen bin.
Zur Zeit sieht mein Studio folgendermaßen aus: Ein Computer (Intel Pentium 4 3.0GHz @ 800MHz FSB), auf dem Cubase SX und diverse VSTi’s laufen, Echo Audio Gina 20 Soundkarte, Ensoniq ASR-10 Sampler, M-Audio Keystation 88, Focusrite Voicemaster Pro Microphone Amp, Line6 Pod XT Pro, Lexicon Mpx-1 a Tascam Tm-D1000 Digital Mischpult, E-Bow, Tech 21 Sansamp Bass Pedal, Boss Bass Chorus Pedal. Als Bassgitarre spiele ich einen Ibanez SR506 6-Saiter, Fender Telecaster mit normalen Tonabnehmern, eine Schecter Damien-FR Gitarre und eine alte Takamine mit 12 Saiten. Ich habe nur ein Mikrofon, ein Rode NT1A. Dann benutze ich noch ein Paar kanadische Axiom M3 Lautsprecher als Monitore. Alles wird in meinem kleinen Raum mit minimalen akustischen Modifikationen aufgenommen.

Obwohl Dich die meisten Leute durch Deine Beteiligung in Bands wie BLEAK und LYCIA kennen werden, hattest Du schon immer eine ganze Menge Projekte am Laufen, z.B. SNOWBLIND, THE IMMORTAL BEAT, THE ZERO HOUR (und auch die sehr frühen HIROSHIMA LOVERS und CAT-HOUS).
Besteht überhaupt eine Möglichkeit, dass irgendwas davon nochmal für die breitere Masse veröffentlicht wird? Die meisten davon sind ja in Eigenregie veröffentlicht worden, und dermaßen selten, dass man sie schon fast als ’nicht existent‘ bezeichnen könnte.

Den größten Teil dieser Musik habe ich durch einen Wasserschaden verloren. Fast alle DATs die ich hatte, wurden zerstört, da sind hunderte Stunden Musik für immer verloren gegangen. Wie auch immer, kürzlich habe ich entdeckt, dass noch einige analoge Tapes überlebt haben, auf denen einiges gutes Material zu sein scheint. Ich hoffe, ich kann das möglichst bald auf meine Website hochladen, weil ich den Leuten die Evolution meiner Musik aufzeigen möchte. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Musik aus den frühesten Tagen, noch vor 1986, dabei ist.

Wo wir gerade bei Projekten sind… ich welchen Bands mischt Du derzeitig mit, was kannst Du uns über Dein zweites Projekt THE PETTING ZOO sagen, und in welcher Weise wird es sich von Deiner Arbeit als DAVID GALAS unterscheiden?

Momentan bin ich mit meinem zweiten Soloalbum beschäftigt, desweiteren am neuen Album von LYCIA.
THE PETTING ZOO wird mehr ein experimentelles Ventil für meine Musik sein. Meine Soloarbeit hat einen sehr fokussierten Sound… post-LYCIA, melodisch, songorientiert. TPZ wird sich dahingehend unterscheiden, dass es eher roh, dynamisch und experimentell wird. Es erstreckt sich über Dark Ambient zu Noise mit schweren rhythmischen Passagen und Klangspielereien, weniger traditionell.
Außerdem habe ich vor kurzem ein paar Vocaltracks für die Band METHADRONE aufgenommen.

Für das neue Album stehen bereits einige Songs. Ich denke mal, allein die Tatsache, dass Du dieses Album planst, wird es anders klingen lassen als „The Cataclysm“. In welche Richtung wird es gehen, wohin wirst Du Dich entwickeln? Auf Deiner Seite konnte ich etwas von einem Dark Ambient Soundtrack lesen…

Nunja, ich habe an einer Dark Ambient CD gearbeitet, bin mir aber noch nicht sicher, ob ich das als TPZ oder unter meinem Namen veröffentliche.
Das zweite Album wird die gleiche Art von Produktion erhalten. Es wird wie der Vorgänger zusammenhängend sein, wie ein Buch oder ein Film. Es beginnt dort, wo „The Cataclysm“ aufhört. Es wird noch persönlicher werden, noch dunkler und sich mit sehr heftigen Themen auseinandersetzen. Ein paar Songs werden aus diesem Konzept ausbrechen, aber größtenteils wird es eine düstere, bedrohliche Klangwand.

Der Oktober hielt für mich, wie für alle LYCIA-Fans weltweit, eine kleine Sensation bereit: Auf Deiner Website hast Du die Rückkehr von LYCIA angekündigt. Was hat dies möglich gemacht? Wie ist es, nach all den Jahren wieder mit Mike und Tara zusammen zu arbeiten?

Über die Jahre hinweg hab ich immer wieder Mike VanPortfleet damit bedrängt, dass wir wieder zusammen Musik machen sollten, aber seine Antwort war stets die gleiche. Er hatte mit der Musik abgeschlossen, und hegte keine Absichten, zurückzukehren. Irgendwann im August diesen Jahres rief mich Mike dann an und sagte mir, dass er daran interessiert wäre, LYCIA neu zu formieren. Nach einigen Gesprächen spürten wir, dass es an der Zeit war LYCIA wiederauferstehen zu lassen. Kurz danach begannen wir auch schon, neue Songs zu schreiben und aufzunehmen.
Unglücklicherweise leben wir tausende Meilen voneinander entfernt, was die Aufnahmen erheblich verzögert. Aber es ist toll, wieder mit den beiden zu arbeiten. Hoffentlich werden wir noch viele weitere LYCIA Alben aufnehmen.

Ein charakteristisches Merkmal der LYCIA Alben ist das Artwork und die Fotografie, und „The Cataclysm“ setzt diese Tradition fort. Das Artwork zeigt die fesselnden und beeindruckenden Fotos von Elena Filatova, die in der Todeszone von Tschernobyl unterwegs ist.
Wie hast Du ihre Arbeit entdeckt und warum hast Du ihre Fotos für das Artwork ausgewählt? Ich muss zugeben, dass ich erst auf den zweiten Blick gemerkt habe, dass es Bilder aus der Todeszone sind, ähneln sie doch stark den Wüstenlandschaften und verlassenen Stätten, die man auch auf den LYCIA Alben vorfindet.

Irgendwann Anfang 2000 verbrachte ich Nächte damit, zu lesen und die verschiedensten Websiten abzugrasen; eine davon war ‚The Black Vault‘, auf der jemand einen Link zu Elenas Seite ‚Ghost Town‘ gepostet hatte. Und so begann ich, irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr früh, ihre Seite zu lesen. Die Atmosphäre, die Bilder waren absolut umwerfend. Sie macht ihre Arbeit wirklich sehr gut. Ihre Bilder drücken dieses Gefühl der Isolation, der Verzweiflung und der Tragödie genauso aus, wie ich es mit meiner Musik machen wollte. Ein paar der Bilder waren wirklich herausragend. Das Haus auf dem Cover, die Kinderspielzeuge, die im Schulzimmer gleich neben einer Gasmaske sitzen. Es ist so, als ob man zurückschaut auf die Relikte, die Zeit nach dem Kalten Krieg. Es ist sehr beklemmend. Vendlus haben sie kontaktiert und gefragt, ob es ok wäre, und sie war einverstanden, dass wir ihre Bilder benutzen. Ich bin ihr für diese Großzügigkeit sehr dankbar.

Das wär’s dann für heute, mehr gibt’s dann ein nächstes Mal ;). Ich hoffe, dass Deine Musik erhört wird und bin mir ziemlich sicher, dass die Menschen ihre Herzen für „The Cataclysm“ öffnen werden. Dieses Interview ist ein kleiner Schritt des Supports, und ich danke Dir für das geduldige Beantworten meiner Fragen!
Willst Du unseren deutschen Lesern noch etwas sagen?

Ich danke Dir ebenfalls, und fühle mich geehrt, dieses Interview machen zu dürfen. Meld Dich einfach bei mir, falls Du noch mehr Fragen hast. Danke für Deinen Support und das exzellente Review meines Albums.
Den deutschen Lesern möchte ich für alles danken! Die Zukunft wird viel Gutes bringen. Ich hoffe, dass ich eine Band zusammenstellen kann, mit der es dann auf Tour gehen könnte, vielleicht auch mit LYCIA.
Ich danke auch all den Fans von LYCIA, für ihren Support über all die Jahre!
Ohne Euch wäre ich gar nichts!

www.davidgalas.com
www.myspace.com/davidgalas

www.vendlus.com

www.elenafilatova.com

27.11.2006

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