Hatriot
Interview mit Zetro

Interview

Hatriot

HATRIOT haben mit „Dawn Of The New Centurion“ den Beweis geliefert, dass alte Recken immer noch mächtig dicke Eier inne Buxe haben. Der alte Recke Steve „Zetro“ Souza im vorliegenden Falle umgibt sich mit Familie und jüngeren Typen, die auch noch Rockstars werden sollen. Was Charlton Heston dabei mit PUSSY RIOT zu zun hat und warum Schusswaffen sich ähnlich wie Chuck Billy anhören, erfahrt ihr im Interview mit Zetro, der mit HATRIOT noch einiges vorhat…

 

Hatriot

Hallo Zetro! Vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Fragen nimmst. Ich hoffe, dir geht’s gut…

Mir geht’s prächtig! Danke fürs Interview. Wir sind gerade sehr damit beschäftigt, das neue HATRIOT-Album “Dawn Of The New Centurion” zu promoten und ich bin froh, heute mit dir sprechen zu können.

HATRIOTs zweites Album weiß deutlich mehr als nur zu gefallen und mit Blick auf die zuletzt erschienen Veröffentlichungen anderer alter Thrash-Helden bleibt festzuhalten, dass vor allem eure Scheibe zum einen den alten Geist atmet und darüber hinaus auch eine echte Attitüde versprüht. Ich gehe davon aus, dass du schwerstens mit dem Output zufrieden bist…

Die allgemeine Reaktion auf die Platte war bis jetzt einfach großartig und wir sind sehr damit zufrieden. Ich denke, wir sind gerade ein weiteres Jahr als Band zusammen und schließlich findet HATRIOT zu einem eigenen Sound. Wir sind seit unserem Debüt “Heroes Of Origin“, was praktisch aus den ersten Songs von uns überhaupt besteht, extrem gewachsen und haben uns als Band eine ganze Strecke weit entwickelt. Der Old-School-Spirit ist definitiv zugegen. Dafür bin ich bekannt und das ist es, was ich liebe. Glücklicherweise habe ich mit meinem Songwriting-Partner Kosta Varvatakis jemanden gefunden, der meine Liebe zum Thrash der Alten Schule teilt. Er hat damals das Gitarrespielen gelernt, indem er die alten großartigen Bay-Area-Bands nachgezockt hat. Wir sind einfach ein tolles Team und meiner Meinung nach kann man das auf dem neuen Album gut raushören.

Meiner bescheidenen Meinung nach könnte man “Dawn Of The New Centurion” als eine Art Fortsetzung zu ”Tempo Of The Damned“ sehen, dem letzten Exodus-Album mit dir am Mikro. Was denkst du darüber und wie findest du die Alben, die Exodus mit ihrem neuen Sänger veröffentlicht haben?

Ja, kann ich definitiv nachvollziehen. Ich habe eine ganze Menge Reviews gelesen, die der Auffassung sind, dass Album sei eine Mischung aus den aktuellen EXODUS und den frühen LEGACY. Von daher stellt es schon ein Album dar, welches sehr gut in mein bisheriges Schaffen passt. Es ist brandneu und frisch, während es die wesentlichen Elemente enthält, die eine gute Bay-Area-Thrash-Platte ausmachen. Was EXODUS angeht, denke ich nicht, dass man Rob Dukes als deren “neuen“ Sänger sehen sollte. Er ist jetzt seit fast einer ganzen Dekade in der Band. Ich denke, er macht einen guten Job, wenn es um das neue Material geht, als auch wenn er die Klassiker singt. Er muss in große Fußstapfen treten und er macht das echt gut – dafür hat er meinen vollen Respekt. Ich bin auch immer ein EXODUS-Fan gewesen. Ich mag die Band zu jeder Ära.

Wie sieht Deine Beziehung zu den EXODUS-Jungs heute aus?

Alles ist so gut, wie es nur sein kann. Ich meine, ich habe meine Fehler während der 2004er Ära eingestanden und habe mein Bestes gegeben, um bei jedem alles wieder gutzumachen. In meinen Augen sind wir wieder Freunde, so wie’s sein sollte. Sie haben mit ihrer aktuellen Besetzung beachtliche Erfolge eingefahren und ich habe HATRIOT am laufen, also gewinnt jeder von uns und die Fans haben gleich zwei großartige Bands, die sie supporten können. Ich habe mit niemandem in EXODUS Probleme. Ich liebe sie alle wie Brüder.

Wieso wurde der Veröffentlichungstermin von “Dawn” eigentlich verschoben?

Das hört sich verrückt an, aber an der Verspätung hat das Wetter Schuld. Es ist wahr! Es hat dieses Jahr einen harten Winter gegeben und das hat dazu geführt, dass der Produktionsbetrieb dem Plan hinterherhängt. Die Platte ist jetzt digital veröffentlicht und Tonträger kann man bei den Mailordern bestellen, aber in den Läden wird die Scheibe nicht vor dem ersten April sein.

“The Fear Within” klingt ein bisschen nach WARHEAD/KREATOR. Was fällt Dir speziell zur deutschen Thrash Metal-Szene ein?

Ich liebe die alte deutsche Thrash-Szene. Als wir damals mit LEGACY anfingen, haben wir sogar geglaubt, dass es eine große Szene in einfach jeder Stadt gab. Wir wussten es nicht besser. Als diese Art Musik einen Popularitätsschub erfuhr und auch die Labels hellhörig wurden, hat die Presse auch angefangen entsprechend zu berichten und so sind wir auf die großartigen deutschen Thrash-Bands wie DESTRUCTION, SODOM und KREATOR aufmerksam geworden. Es gab zudem noch eine andere große Szene im Osten der USA, und die hat uns NUCLEAR ASSAULT, ANTHRAX und OVERKILL beschert. Wir waren damals alle verwandte Seelen und ich liebe und respektiere die deutsche Szene. Diese Bands haben eigentlich die Bühne für EXODUS bereitet, um damals in den Achtzigern live in Deutschland zu spielen.

Und wie denkst Du von der Warte der lebenden Thrash Metal-Legende über die amerikanische und die weltweite Szene im Allgemeinen? Wo liegen die Unterschiede zwischen den guten alten Tagen und heute?

Ich denke, sie ist größer denn je und es ist höchst schmeichelhaft, dass die Szene, die wir damals in den frühen Achtzigern initiiert haben, heute eine derartige Größe angenommen hat. Es wird sicher niemals einen Weg geben, die guten alten Tage zu ersetzen. Man musste einfach dabei sein. Alles war frisch und neu und eine leere Leinwand für alles, was die Bands so anstellen wollten. Eben unkartografiertes Territorium. Heute gibt es bei Weitem zu viele Bands, die nur wiederkäuen – da höre ich nicht gerade viel Innovation. Dieser Tage sind die Bands viel zu sehr damit beschäftigt, extrem oder besonders heavy zu klingen und verlieren den Blick aufs Songwriting. Sie verlieren dabei den Groove und die Dynamik, die für einen guten Thrash-Song einfach unentbehrlich sind. Aber ich fühle mich geehrt, dieser neuen Generation den Weg geebnet zu haben. Es gibt auch eine Menge moderner Bands, die ich sehr mag. Es ist stets erstaunlich, wenn man sich mal anschaut, wie sehr der Thrash Metal seit den frühen Achtzigern gewachsen ist.

Der Bandname HATRIOT scheint ja nicht gerade zufällig gewählt zu sein, wenn man sich den Lyrics mal genauer widmet. “Dawn“ startet mit “My Cold Dead Hands“, dessen Intro aus einem Auszug aus Charlton Hestons berühmt-berüchtigter Rede auf der 129ten NRA-Versammlung besteht, auf “Superkillafragsadisticactsaresoatrocious“ forderst Du lautstark “Free PUSSY RIOT“ (deren aktueller Status: auf freiem Fuß) und “Silence In The House Of The Lord“ handelt von den Verfehlungen der Kirche. Denkst Du Thrash sollte immer politisch ausgerichtet sein, was die Lyrics angeht?

Lyrics, die Denkanstöße liefern, waren immer eine Charakteristik von gutem Thrash Metal. Nicht jeder Song muss politisch sein; ich schreibe über Serienmörder, Vampire, Horrorfilme und im Grunde genommen über alles, wozu ich Lust habe. Aber gerade jetzt, da die Welt dermaßen im Arsch ist, gibt’s nicht gerade wenig über politische Themen zu schreiben. “From My Cold Dead Hands“ dreht sich natürlich um Waffenkontrolle, aber eigentlich geht es darum, dass uns die Politiker langsam unsere verfassungsmäßigen Rechte entziehen. In Amerika haben wir Gesetze, die ins Leben gerufen wurden, als dieses Land gegründet wurde und der Song handelt davon, dass die Politiker versuchen, diese abzuändern oder abzuschaffen, um ihre eigene politische Agenda zu fördern. In “Super Kill“ geht es um korrupte Anführer, die am Ende fallen.

In dieser Hinsicht: Wie schätzt du die Gefahren und Probleme ein, die aus den amerikanischen Gesetzen und Handhabung von Feuerwaffen resultieren? Deutschland steht auch in allen Listen, was privaten Waffenbesitz angeht, ganz weit oben, aber offensichtlich sind deutsche Schusswaffen anders verteilt und sicherlich nicht so einfach zu erwerben wie in den USA…

Ich bin nicht sicher, ob das Problem schlimmer geworden ist, als es bis dato war. Wir hören nur öfter davon, da wir heute dem Internet und den Medien stärker ausgesetzt sind. Ich denke, wenn die Wirtschaft schlecht läuft und die Leute verzweifeln, kommt es zu vielen Verbrechen mit Schusswaffen. Waffengesetze sind da meiner Meinung nach aber keine Lösung. Ich glaube, Amerikaner haben das Recht Schusswaffen zu besitzen. Es steht in der Verfassung geschrieben und so ist es eben. Ich bin dagegen, die verfassungsmäßigen Rechte des Volkes zu ändern.

Du hast zudem an den Lyrics zu TESTAMENTs letztem Studioalbum “Dark Roots Of Earth” mitgeschrieben und die handeln auch von Hass und um es genauer zu sagen vom wahren amerikanischen hass (“True American Hate”). Ist es denn wahr, dass die amerikanische Gesellschaft heute auf Hass und Angst gründet?

Der Aparat möchte so denken und die Lyrics dieses Songs zeigen dies beispielhaft. Der Song ist eigentlich überaus metaphorisch, aber die Aussage ist schon sehr wahr. Ich glaube, die Führer unseres Landes wissen, dass sie die Leute durch Angst unter Kontrolle halten können.

Um noch mal auf TESTAMENT zurück zu kommen: In Deinen aktuellen Gesangsstil sind auch ein paar Death-Growls eingeflossen, die mit denen von Chuck Billy durchaus zu vergleichen sind (manchmal hat man sogar das Gefühl, man könnte ihn da singen hören). Hat seine Performance Deine Herangehensweise an den Gesang beeinflusst?

Nein, das ist kein direkter Einfluss, aber wenn ich entsprechend loslege, hört es sich ziemlich nach Chuck an. Ich weiß schon, was Du meinst… ich höre das selbst so, aber es ist jetzt keine Absicht. Chuck ist ein großartiger Sänger, aber so höre ich mich eben an, wenn ich in die tieferen Stimmlagen komme.

Abgesehen von der Tatsache, dass HATRIOT geradezu ein Souza-Familienunternehmen sind, arbeitest Du ja mit unbestreitbar jüngeren Muckern zusammen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Kerlen, die nicht so viel Lebenserfahrung wie Du gesammelt haben?

Das klappt ganz wunderbar, weil die Kerle einfach hungrig nach Erfolg sind und eine Menge Feuer haben. Viele Typen in meinem Alter sind vom Business ausgebrannt und allem gegenüber abgestumpft. Natürlich keine ich eine Menge Leute und könnte bekannte Mucker in der Band haben, aber die Welt braucht einfach neue Rockstars. So sehe ich das jedenfalls. Erfahrung sammelt man mit den Dingen, die man tut und deswegen kann man den Jungs keine Vorwürfe machen, sie hätten keine. Ich betrachte mich selbst als Lehrer oder als Trainer. Jede Show und jede Probe stellen die Lehrstunden dar.

Bitte gewähre uns Einsicht in den Songwriting-Prozess.

Wir haben ein System, welches anscheinend gut funktioniert. Kosta schreibt und arrangiert die ganze Mucke und bringt dem Rest der Jungs deren Parts bei. In der Hinsicht ist er ein Bandleader und kann die vervollständigten Ideen schon in seinem Kopf hören. Also schafft sich der Rest der Band seine Sachen drauf und drückt allem den individuellen Stempel auf, dann erstellen wir eine grobe Proberaumaufnahme des instrumentalen Songs. Dann nehme ich die Aufnahme mit heim und schreibe die Melodien und die Lyrics.

“Dawn Of The New Centurion” kommt als hochenergetischer Thrash mit dem entsprechenden Verve daher und demnach zufolge solltet ihr den deutschen Thrash-Fans schon den Mund wässrig gemacht haben, was Auftritte angeht… wann werdet ihr die alte Welt bereisen?

Wir sind gerade dabei, ein paar Dinge auszuhandeln, aber es sieht ganz danach aus, als werden wir in deutschen Landen im Sommer aufschlagen. HATRIOT wollen auf jeden Fall die Zahl der Shows, die wir dieses Jahr spielen, deutlich steigern. Viel hängt natürlich von der Nachfrage ab, und die leitet sich von den Verkaufszahlen ab – also macht euch auf und kauft “Dawn Of The New Centurion“. Wir sind begierig darauf, live ein paar Köpfe einzudellen!

Bitte wage doch einen Blick in die Glaskugel und sage vorher, wie sich der nächste HATRIOT-Longplayer anhören wird.

Wir haben gerade zwei brandneue Songs für die dritte Platte im Kasten und die zweite Scheibe ist noch nicht mal draußen! Ich könnte mir vorstellen, dass das neue Material für das dritte Album “Heroes Of Origin“ und “Dawn Of The New Centurion“ ähnelt, aber dazu kommen dann noch ein paar Tricks, die wir uns aus den Ärmeln schütteln werden. Wir wollen nicht zu vorhersagbar werden. Wir müssen da jedem einen Schritt voraus sein. Ich kann dir versprechen, dass es noch heavier wird und es wird thrashen!

Was für Ziele hast du dir mit HATRIOT gesteckt? Kannst du uns zumindest ein bisschen was hinsichtlich der mittelfristigen Pläne erzählen?

Mein ultimatives Ziel mit HATRIOT ist so groß zu werden wie mit den Sachen, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Ich bin keiner, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Ich kann den Metallern da durchaus noch viel mehr bieten. Der Plan lautet, dass wir jedes Jahr oder alle anderthalb Jahre ein Album rausbringen und dabei solange relevant zu sein, wie wir können.

Vielen Dank für deine Antworten und bitte richte noch ein par Worte an die werte Leserschaft von metal.de.

Vielen Dank fürs Interview! Ich nehme nichts von dem hier als gegeben hin. Ich freue mich, wenn ich einfach über Metal reden kann. Ganz großen Dank an die Fans und die Leser von metal.de, die fortgesetzt den Metal supporten. Wir müssen alle zusammenstehen und diese Musik am Leben halten. Bitte geht los und kauft euch “Dawn Of The New Centurion“. Ihr werdet die Platte lieben! Hoffentlich sehen wir uns auf Tour! Keep thrashin’ – Zetro

13.03.2014

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