Powerwolf
Interview mit Falk Maria Schlegel zu "Blood Of The Saints"

Interview

Powerwolf

Mit „Blood Of The Saints“ haben POWERWOLF alles richtig gemacht und die Balance zwischen Humor und Biss gefunden. Grund genug also, das vierte Album mit einem Becher Blut zu feiern. In unserem Interview mit Organist Falk Maria Schlegel erfahren wir, mit welchen selbstgesteckten Zielen die Band im Vorfeld an die Arbeiten zum neuen Album gingen, warum ein Videoclip zu „We Drink Your Blood“ gedreht wurde und was die Wölfe mit ihren Songs tatsächlich erreichen wollen.

 

Das mittlerweile vierte Album „Blood Of The Saints“ steht seit Ende Juli in den Läden und klingt meiner Meinung nach homogener als eure vorherigen Alben. Ihr habt die Balance zwischen Humor und Biss gefunden, und großartige Songs geschrieben, die sofort ins Ohr gehen und dort gar nicht mehr heraus wollen. Welche Ziele habt ihr euch selbst im Vorfeld gesteckt und seid ihr der Meinung diese jetzt auch erreicht zu haben?

Wir hatten das Ziel ein Album zu schreiben, das dem Wolf gerecht wird – und das haben wir definitiv erreicht! „Blood Of The Saints“ ist einerseits ein typisches POWERWOLF-Album geworden, auf dem wir unseren Stil weiter verfolgen und weiter vorantreiben, und andererseits ein Album, auf dem wir mehr als jemals zuvor genau das getan haben, was uns im Moment des Songwritings Spaß machte und sich einfach nach Wolf anfühlte. „Night Of The Werewolves“ ist zum Beispiel so ein Song, der sehr geradeaus geht, und einfach für das steht, was wir sind: eine Metalband, die es liebt, eingängige hymnische Songs zu schreiben.

Zu „We Drink Your Blood“ habt ihr im Vorfeld bereits einen Videoclip gedreht. Welche Gründe waren ausschlaggebend, gerade für diesen Song ein Video zu drehen?

Man kann sehr gut zu diesem Song posen! (lacht) Das war zugegebenermaßen ein nicht unwichtiger Grund für die Wahl, denn in einem Videoclip ist man ja nicht nur Musiker, sondern auch ein Stück weit Schauspieler. Eigentlich ist es ja schon seltsam, dass wir als eine Band, bei der der visuelle Aspekt einfach dazu gehört, erst zum vierten Album einen Clip gedreht haben, aber dieses mal war die Zeit endlich reif dazu! Wir hatten das Glück und die Ehre in einer ehemaligen Klosterkirche drehen zu können, die erst wenige Wochen zuvor entweiht wurde und noch vollständig eingerichtet war, mit Beichtstuhl, Altar und allem was dazu gehört. Zu meiner großen Freude war auch die Orgel ein echtes Prachtstück. Es war für uns ein unglaubliches Erlebnis, zwei Tage mit Nebel, Feuer und Heavy Metal in einer Kirche zu verbringen.

Die Bonus-Disc der Limited Edition vom neuen Album beinhaltet ein klassisches Orchesterwerk unter dem Namen „The Sacrilege Symphony (And Still The Orchestra Prays)“, welches auf fünf POWERWOLF-Songs basiert und in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dominic G. Joutsen entstanden ist. Wie hat sich diese Zusammenarbeit ergeben und wie entstand überhaupt die Idee zu diesem aussergewöhnlichen Projekt?

Die Idee zu einem solchen Projekt tragen wir schon lange mit uns herum. Als wir die Drums für „Blood Of The Saints“ aufnahmen, wurde im Kohlekeller Studio am Tag zuvor der Mix des letzten Albums der Portugiesen HEAVENWOOD abgeschlossen und wir hörten ein wenig in das Album rein. Dominic G. Joutsen hatte für deren Album ein paar Orchesterparts komponiert und die sind uns ziemlich unters Wolffell gegangen. Am nächsten Tag kontaktierten wir Dominic, schickten ihm ein paar unserer Songs, und wenig später waren die Planungen für „The Sacrilege Symphony“ in vollem Gange. Es war eine ungewohnte Situation, denn Dominic lebt in Moskau und der Zeitplan erlaubte es uns nicht dort hin zu reisen, da wir ja parallel in verschiedenen Studios an „Blood Of The Saints“ arbeiteten. Also schickten wir ständig Ideen hin und her, vor allem Matthew hing Ständig mit Kopfhörern über seinem Laptop, diskutierte Details in den Arrangements und tauschte Noten und Dateien aus… Und als wir irgendwann die fertigen Orchesterarrangements hörten, hatten wir Gänsehaut von Kopf bis Fuß.

Manche Texte, vor allem vom letzten Album „Bible Of The Beast“, könnt ihr eigentlich nur mit einem Augenzwinkern meinen. Dennoch scheint ihr die gewählten Themen immer auch irgendwie ernst zu nehmen. Inwieweit ist POWERWOLF eigentlich tatsächlich okkult oder spirituell?

Man muss mit solchen Begriffen aufpassen, denn man wird schnell missverstanden. Wir sind durchaus spirituell interessierte und belesene Menschen. Deshalb liegt es für uns nahe, Texte zu spirituellen oder religiösen Themen zu schreiben. Das heißt aber nicht, dass wir als Band Stellung beziehen oder für eine religiöse Überzeugung eintreten. Wir sehen uns in der berichtenden Rolle. Das gelegentliche Augenzwinkern setzen wir deshalb auch gerade bei ernsten religiösen Themen ein, um zu zeigen, dass wir keine religiösen Überzeugungstäter sind. Wenn wir in „Sanctified With Dynamite“ mit einem Augenzwinkern über religiösen Fanatismus schreiben, dann um wirklich auch dem letzten deutlich zu machen, dass wir auf Distanz zu jedem religiösen Wahnsinn gehen. Religion, wenn man sie ernst nimmt, ist etwas sehr persönliches. Unsere einzige Religion, die wir nach außen zelebrieren, ist der Metal!

Ihr habt schon mehrmals betont, dass POWERWOLF keine Fun-Band ist, einen Song über Politik oder Tierquälerei kann ich mir bei euch aber auch nicht wirklich vorstellen. Was also ist POWERWOLF? Worum geht es euch in erster Linie? Was wollt ihr mit euren Songs erreichen?

Wir wollen mit unseren Songs erreichen, dass wir zusammen mit unserem Publikum eine geile Metalmesse feiern können – nicht mehr und nicht weniger. Uns geht es darum, gute Musik zu schreiben, und das tun wir in aller Konsequenz seit vielen Jahren. Unser Publikum ist sehr gemischt. Wir haben viele junge Fans und auch viele, die schon auf Metalkonzerten waren, als wir Wölfe noch Welpen waren. Aber uns alle eint die Musik, die der Wolf schreibt und zelebriert. Darum geht es, und um sonst nichts. Ich sehe Heavy Metal als eine Musik, deren Botschaft die Musik selbst ist und die Texte ein Zusatz. Wer mag, kann in unseren Texten sowohl Wortspiele finden als auch ernstere Hintergründe – aber wer das nicht mag, der wird in erster Linie von der Musik unterhalten, und das nicht zu knapp! (lacht)

Zwängen euch die Themen „Werwölfe“, „Vampire“ und „Gut gegen Böse“ nicht irgendwie auch sehr ein?

Natürlich, ganz klar. Wenn man ein so starkes Image hat, wie der Wolf es hat, dann ist das natürlich Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil wir natürlich auf eine gewisse Weise festgelegt sind, auch wenn uns das nicht wirklich stört. Segen, weil wir uns damit einfach wohl fühlen und es genau das ist, was wir tun wollen und wofür uns unsere Fans lieben.

Ihr macht keinen Hehl daraus, auch mal hier und da explizit an einige Heavy-Metal-Legenden wie JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN oder auch RUNNING WILD zu erinnern. Insofern passte euer Beitrag zum letzten RUNNING WILD Tribute-Album „ReUnation“ ja auch ganz hervorragend. Rock’n’Rolf hat mittlerweile die Segel gestrichen. Welchen Stellenwert hat oder hatte diese Band eigentlich für euch tatsächlich und was habt ihr persönlich zum Ende von RUNNING WILD zu sagen?

RUNNING WILD sind eine Legende und sie haben ihren Teil zur Geschichte des Metals beigetragen. Ich war damals auf der „Pile Of Skulls“-Tour völlig hin und weg von der genialen Show: das Drumset auf einem meterhohen Totenkopf, ständig Feuersäulen und Explosionen, dazu die unverkennbaren Hymnen und natürlich Rock’n’Rolf mit seinen großartigen Kostümierungen – genau so muss eine perfekte Metalshow sein!

Beim Hören von POWERWOLF habe ich immer das Gefühl in eine „andere Welt“ hineingezogen zu werden. Habt ihr schonmal daran, ein Album als vollständigen Film umzusetzen, in dem ihr vielleicht selbst mitspielt?

Das wäre eine echte Herausforderung für uns, und wer weiß, was noch so alles kommt, vielleicht machen wir etwas ähnliches wirklich irgendwann einmal! Fest steht, dass wir beim Dreh zu „We Drink Your Blood“ im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt haben, was das Schauspielern vor der Kamera angeht. Von mir aus hätten wir gleich noch eine Woche weiter drehen können… Aber in nächster Zeit wird uns „Blood Of The Saints“ erstmal mehr als genug beschäftigen… Alles weitere kommt dann.

Vampire, Werwölfe, Transsylvanien…welche Filme aus diesem Genre haben es euch denn besonders angetan und warum?

Um ehrlich zu sein, ich bin kein großer Fan derartiger Filme und im ganzen Rudel gibt es keinen wirklichen Werwolf-Filme-Fan. Die meisten denken bei Werwölfen und Vampiren immer gleich an die allseits bekannten Kino-Blockbuster, dabei haben diese Kreaturen eine sehr lange und interessante Geschichte in der Literatur vieler Kulturen…

Ich danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir:

Kostet das Blut der Heiligen, denn es bescheret euch den Metal!

02.08.2011
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