Soulfly
Interview mit Max Cavalera zur "Maximum Cavalera Tour" und zum neuen Album "Savages"

Interview

Soulfly

SOULFLY geben sich im Substage Karlsruhe die Ehre, im Gepäck die Bands INCITE und LODY KONG der Cavalera-Sprößlinge! Wir trafen das entspannte Familienoberhaupt in seinem Tourbus und brachten alles über seine zahlreichen aktuellen Aktivitäten in Erfahrung. Im Moment werkelt der Brasilianer gleich an mehreren Baustellen. Max plauderte Details über das kommende Album „Savages“ aus, sprach über sein neues Projekt mit Troy, Greg und David, die engen Familienbande und natürlich über die bevorstehende Veröffentlichung seiner Biografie.

Hi Max, wie geht es dir?

Gut.

Wie läuft die Tour bis jetzt?

Es läuft super, alle Shows sind gut und wir sind froh fünf Shows in Deutschland am Stück spielen zu dürfen. Gestern waren wir in Aschaffenburg, das war echt toll, aber es ist im Moment wirklich sehr heiß hier.

Ja, aber heute geht es einigermaßen mit dem Wetter.

Wir haben auch einige Festivals gespielt. Graspop Metal Meeting, Rock Harz und eines in Polen am Ende der Tour, es ist echt eine gute Tour.

Du machst das jetzt schon zum dritten Mal in dieser Konstellation, dass du deine Söhne mit auf Tour nimmst und aus „Maximum Cavalera Tour“ ein richtiges Familienprojekt machst. Wie kam es zu der Idee?

So genau weiß ich das gar nicht mehr. Irgendwann kam die Idee, dass es doch cool wäre die Familie mitzunehmen. Wir haben ja alle verschiedene Bands, Ritchie hat INCITE und Zyon und Igor haben LODY KONG. Sie wurden alle immer besser mit der Zeit und irgendwann kam die Idee auf, dass es doch cool wäre eine Tour namens „Maximum Cavalera Tour“ zu haben und die Kids als Eröffnungsbands spielen zu lassen. Ich denke nächstes Jahr werden wir sogar noch CAVALERA CONSPIRACY zu dem Package dazunehmen und vielleicht sogar noch andere Bands, kleine Undergroundbands, teilhaben lassen.

Wie ein kleines Festival?

Vielleicht wie ein Mini-Festival. Wir schauen mal und werden das nächstes Jahr probieren.

Ich mag den Sound von LODY KONG, diesen extremen Grungesound, den sie spielen. Mit einem Vater wie dir aufzuwachsen, muss ja letztendlich in einer musikalischen Karriere enden. Aber was genau hast du deinen Söhnen über Musik beigebracht?

Ich sagte Igor eigentlich nur, wie man Riffs schreibt und ermutigte ihn dazu, auf seiner Gitarre zu schrubben, Riffs zu schreiben und aufzunehmen. Er hat das zu Hause gemacht. Irgendwann kam ich mal in sein Zimmer, während er das gemacht hatte und sagte ihm „Du hast es drauf, das ist gut!“. Jetzt macht er alles alleine, schreibt für LODY KONG die meisten Riffs. Und es sind sehr gute Riffs, sehr eingängig und ich bin sehr froh, dass er so schnell gelernt hat. Auf Zyon, der ja der Drummer ist, habe ich nicht soviel Einfluss, denn ich bin ja kein Schlagzeuger. Das kam dann eher von meinem Bruder. Sie sprachen sehr oft zusammen, er quetschte ihn über das ganze Equipment aus. Welche Cymbals er kaufen soll, welche Art von Schlagstöcken und solche Sachen. Ich denke, er ist gut geworden. Ich bin grundsätzlich sehr froh, dass sie Musik machen und mit mir auf Tour gehen. Zyon spielt jetzt bei SOULFLY, er trommelt für beide Bands und er macht das echt gut. Ich bin sehr froh darüber.

Und sie machen ihren eigenen Style, das ist zumindest mein Eindruck.

Richtig. Ich habe nichts mit deren Musik zu tun, ich sage ihnen nicht, was sie spielen sollen. Das erschaffen sie schon selbst und ich bin sehr froh, dass es anders ist, als das was ich mache. LODY KONG hat wirklich musikalisch mit SOULFLY überhaupt nichts zu tun und ist vollkomen anders.

Für SOULFLY arbeitest du gerade an neuem Material und wirst noch dieses Jahr ein neues Album veröffentlichen. Gib uns bitte Details.

Es kommt im Oktober über Nuclear Blast Records und wird „Savages“ heißen. Ich mag das Album sehr, es klingt sehr klassisch und hat richtig guten Groove und Härte. Es hat einige Death Metal Einflüsse, da ist ein Song der heißt „Cannibal Holocaust“…

Wie der Film?

…Ja, der Film war die Inspiration dazu, ich mag den Film und dachte es wäre eine gute Idee. Dann gibt es noch ein Stück namens „Fallen Witches“ mit gesprochenen Worten von Jamie von I DECLARE WAR, das ist eine meiner neuen Lieblingsbands. Sehr krasse Vocals und das Stück klingt etwas nach CANNIBAL CORPSE, so in die Richtung, schon sehr Death Metal. Das ist die eine Seite von dem Album, es gibt auch noch andere Ausrichtungen zu erwarten, wie „Ayatollah Rock and Rolla“ mit Neil von CLUTCH, ganz schön verrückt mit einer Art Country Rock am Anfang. Es geht sieben Minuten, hat eine Menge verschiedene Parts und verschiedene Einflüsse Ich bin sehr zufrieden mit dem Album. „Bloodshed“ ist der Opener, den spielen wir auch heute Abend und Igor wird mitsingen, auf dem Album und auch live. Es ist sehr starker Song, mit einem Killergroove, der jeden zum Springen bringen wird. Ich bin sehr aufgeregt und kann es kaum erwarten, bis das Album rauskommt und ich eine „Savages World Tour“ machen kann.

Wir auch! Und wie du schon sagtest, sitzt Zyon bei SOULFLY hinter Schlagzeug. Ist er jetzt fest dabei?

Nein, nicht durchgehend, er ist bei LODY KONG und das ist seine priorisierte Band, wir haben ihn nur geborgt und ich denke letztendlich werden wir einen Schlagzeuger für SOULFLY finden.

 

Wenn du Material für ein neues Album schreibst, nimmst du dann Rücksicht auf Fanwünsche? Oder verhältst du dich eher nach der Maxime „Nimm es oder lass es, es ist meine Musik und ich mache was ich möchte“?

Ich würde sagen teilweise schreibe ich es wie es mir passt und teilweise überlege ich, wie ein Fan das aufnehmen würde, wie er denkt dass SOULFLY klingen könnte. Ich denke das letzte Album „Enslaved“ war wohl etwas zu extrem für einige Leute, manche waren geschockt und das würde ich jetzt nicht wieder tun. Generell soll man sich ja nicht wiederholen, „Enslaved“ ist abgeschlossen und weiter geht es mit „Savages“, das hat einen anderen Vibe. Ich mag es schon die Fans zufriedenzustellen und ich denke mit „Savages“ sollte jeder SOULFLY Fan etwas anfangen können.

Schaust du denn auf Facebook oder sprichst mit deinen Fans?

Ja, das mache ich beides. Gloria hat eine Facebookseite, über die Leute mit mir in Kontakt treten können und ich spreche auch oft mit Fans, draußen vor dem Bus oder bei Signing-Sessions und ich möchte Feedback von ihnen. Bis jetzt mögen sie „Bloodshed“ sehr.

Also denkst du nicht, dass SOULFLY eine spezielle Zielgruppe hat?

Nein, je mehr uns hören umso besser. Wie Gloria immer sagt, wir sind Teil des größten Stamms der Welt, dem Metal- Stamm, der auf der ganzen Welt vertreten ist und es ist cool ein Teil davon zu sein (lacht).

Ich war vor drei Wochen auf einem Konzert von DEAD CAN DANCE und die Leute schienen das echt zu mögen, da es bestuhlt war konnte man aber nicht tanzen und wenig Reaktion zeigen. Abgesehen vom Applaus zwischen den Stücken bekam die Band also kaum Feedback und ich habe mich gefragt, wie das wohl für die Band ist. Die Verbindung zum Publikum ist doch eigentlich das Wichtigste. Wie siehst du das? Bist du komplett in der Musik versunken oder ist dir der Kontakt mit den Fans wichtig?

Nein, die Fans sind wirklich ein wichtiger Bestandteil und stacheln mich richtig an. Ich mache alles Mögliche, um jeden Besucher zu involvieren, ich liebe Circle Pits und Moshpits – das ganze Chaos! Wenn die Leute auf die Bühne kommen, ich mag das alles, sogar wenn sie mein Mikro niedermetzeln (lacht).

 

 

Da hast du ja heute hier die perfekte Bühnengröße und Hallenstärke, um Circle Pits zu starten und ganz nah mit den Fans zu sein.

Das ist sowieso das Beste, auf manchen Festival in Deutschland starten sie sogar eine Wall Of Death, ohne dass man sie dazu auffordert. Das ist so genial für uns, wir müssen noch nicht mal fragen, ob sie es machen – sie tun es einfach! (lacht)

Deshalb kommen sie ja. Ich habe gelesen, dass du ein Art Supergroup hast mit Greg von THE DILLINGER ESCAPE PLAN, mit Troy von MASTODON und David von THE MARS VOLTA. Ist das richtig und kannst du uns darüber was erzählen?

Da gibt es noch gar nicht soviel zu erzählen, wir haben noch keinen Namen und probieren noch im Moment. Eigentlich schon seit knapp drei Jahren, das ist ja schon eine lange Zeit. Es begann mit mir und Greg, er überzeugte mich damit anzufangen. Ich war gar nicht auf der Suche nach einer weiteren Sache, ich habe ja schon CAVALERA CONSPIRACY und SOULFLY und damit genug zu tun. Aber Greg war sehr hartnäckig und wollte unbedingt dieses Projekt starten, also  willigte ich ein. Wenn schon, dann sollte es aber etwas ganz Besonderes sein und deshalb baten wir Troy von MASTODON dazu. Jetzt ist es schon so eine Art Supergroup, die Leute nennen das so und im September werden wir mit Josh Wilbur aufnehmen. Einem Produzenten der die letzte LAMB OF GOD und die letzte GOJIRA gemacht hat, der wird uns einen tollen Sound verpassen und hoffentlich finden wir auch bis dahin einen Namen. Der Sound ist eine Mischung aus allen involvierten Bands: SOULFLY, SEPULTURA, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, MASTODON und THE MARS VOLTA, wenn du dir eine Kombination aus Allem vorstellen kannst.

Es ist schwer, aber ich kann mir vage was vorstellen. Was genau wirst du in der Band tun?

Ich singe und spiele Gitarre.

Und du wirst auch noch eine Biografie veröffentlichen…

Ja, ich bin sehr beschäftigt in diesem Jahr.

Worum wird es in dem Buch gehen? Um deine Kindheit in Brasilien, die Gründung von SEPULTURA und SOULFLY oder um dich als Privatperson?

Um alles davon, es ist sehr dickes Buch und ich arbeite sicherlich schon drei Jahre daran. Tausende Interviews wurden gesichtet und ich versuche es so detailliert zu halten wie nur möglich, soweit ich mich erinnern konnte. Darüber wie ich in Brasilien aufgewachsen bin, wie ich zur Musik kam, eine Menge lustiges aber auch tragisches Zeug. Ich denke es ist ein sehr inspirierendes Buch, vorallem für Musiker die gerade selbst eine Band gründen wollen und in dem Buch lesen können, wie es mich gepackt hat und mein Weg verlaufen ist, von Brasilien in die Metalwelt. Das kann sicherlich einige Leute inspirieren. Außerdem sind noch einige coole Leute, die in dem Buch zu Wort kommen, wie Dave Grohl, Ozzy Osbourne und Tom Araya.

Sie erzählen über Begegnungen mit dir oder über die Art mit dir zu arbeiten?

Ja über die Arbeit mit mir, dies und das. Ich denke es wird ein gutes Buch und bin aufgeregt, ich habe das ja noch nie gemacht. Es war eine lustige Sache, die ganzen Interviews durchzuschauen und dann jemand zu finden, der es schreibt. Ich bin schon sehr gespannt darauf mein eigenes Buch zu lesen. (lacht)

Ich habe den Eindruck, das Musik nicht wirklich ein Job für dich ist, sondern eher komplett in deinem Leben integriert. Wenn du kein Musiker geworden wärst, gab es eine Option für einen anderen Beruf?

Oh nein, das klang schon gut Musik zu machen. Ich liebe Musik! Ich liebe es Musik zu hören und eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es neue Bands zu finden, mit ihnen in Kontakt zu treten, deren T-Shirts zu tragen, um ihnen zu helfen. So wie gerade jetzt das MAN MUST DIE Shirt hier. Es macht Spaß diese Bands zu finden und ich bin auch nicht qualifiziert dazu, etwas anderes zu tun. (lacht)

Das reicht ja auch, schon ok.

Ich bin nicht gut in Irgendwas anderes, also mache ich Musik.

Kriegen die nicht beinahe eine Herzattacke, wenn du dort anrufst. „Hi, hier ist Max Cavalera, ich habe eure Musik gehört und finde sie gut“

(lacht) Ja, ich denke schon. Das macht mein Sohn Zyon, der ist ganz gut in solchen Sachen mit Computern und Facebook, also bitte ich dann ihn für mich eine Nachricht zu hinterlassen. Er schreibt dann „Ich bin Zyon, Max ist mein Vater und er mag eure Band, meldet euch doch mal“

 


Dein Leben ist eine schöne Reise bis jetzt, hast du noch irgendwelche Ziele die du erreichen möchtest? Nicht unbedingt nur musikalisch, so generell.

Ja, mein Ziel ist es, dass ich das so lange wie möglich machen kann und weiß, dass ich mein eigenes Ding gemacht habe und nicht nur kommerziell orientiert war. Ich habe mich nie verkauft und das fühlt sich für mich schon wie ein Sieg an. Kein Geld der Welt kann bezahlen, dass man sich selbst treu bleibt und auch diversen Widerständen standhält. Ich liebe was ich tue, meine Leidenschaft für Musik ist sehr groß und jeder der mit mir schon gearbeitet hat, weiß das. Dranbleiben ist manchmal das Geheimnis und mein Ziel ist es, so lange wie möglich weiterzumachen. Dazu muss ich natürlich auf mich achten, um auch noch lange dabei sein zu können.

Jetzt gehst du ja auch gleich auf die Bühne. Wie bereitest du dich vor, irgendwelche Rituale?

Ach nö, eigentlich nicht, ein paar Chicks hinten im Bus, wenn ihr geht dann werden die vorgebracht. (lacht). Nein, eigentlich höre ich eher etwas Musik auf meinem I-Pod. Doch eine Sache, die ich wohl anders mache als die meisten Künstler ist die Tatsache, dass ich nicht die Backstage-Räume nutze, die überlasse ich der Band. Ich finde, dass ist eine komische Sache, man ist so festgelegt, labert dumm rum und nicht wirklich immer über die Show. Das lenkt etwas ab und deshalb bin ich lieber hier im Bus und gehe sogar von hier aus zur Bühne. So hat das auch JAMES BROWN gemacht, von dem hab ich mir das abgekuckt.

Ja, mach es so wie die Sexmachine JAMES BROWN!

(lacht) Ja, das gefällt mir am besten.

Vielen Dank für das Interview Max!

Wie schon zu Anfang des Interviews erwähnt, war es an diesem Tag sehr heiß, so dass im Bus von Max Cavalera eine sehr laute Klimaanlage lief. In Kombination mit  unserer „Filmausrüstung“ führte das dazu, dass der Sound nicht optimal ist. Wer sich trotzdem gerne das Interview in Wort und bewegten Bildern reinziehen möchte, kann sich die komplett unbearbeitete Rohversion des Interviews hier auf YouTube ansehen !!!

 

 

20.07.2013
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