Subway To Sally
Interview mit Michael "Bodenski" Boden zu "Kreuzfeuer"

Interview

Ein neues SUBWAY TO SALLY-Album steht an. Ob „Kreuzfeuer“ allerdings genauso einschlagen wird wie der direkte Vorgänger bleibt abzuwarten. Für mich persönlich befindet sich das neue Material weit abgeschlagen irgendwo auf den mittleren Plätzen. Deshalb habe ich Michael „Bodenski“ Boden einmal genau auf den Zahn gefühlt und kein Blatt vor den Mund genommen.

 

Moin Michael! Ich höre „Kreuzfeuer“ im Moment rauf und runter und denke es ist wahrlich kein schlechtes Album, aber ich habe ein wenig das Gefühl, dass ihr mit „Bastard“ einen Großteil eures Pulvers verschossen habt. Bist du der Meinung, dass „Kreuzfeuer“ vielleicht noch etwas hätte reifen können oder sogar sollen, oder bist du wirklich rundum zufrieden?

Seltsam, dass bei dir dieser Eindruck entstanden ist. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. Die „Bastard“ ist in wenigen Monaten erarbeitet und aufgenommen worden. Einige Teile entstanden sogar erst im Studio. Für die „Kreuzfeuer“ hatten wir alles in allem ein ganzes Jahr Zeit. Natürlich findest du immer Dinge, die noch besser sein könnten, aber jedes Album ist auch eine Momentaufnahme der Band. Bei uns ist in der kurzen Zeit zwischen „Bastard“ und „Kreuzfeuer“ unheimlich viel passiert. All das versucht man natürlich in der Musik und in den Texten zu verarbeiten. Also, ein klares Nein: Wir haben unser Pulver noch lange nicht verschossen!

„Judaskuss“ gibt einen Einblick in eure Sicht der Dinge zum Verrat Jesu. Bist du religiös?

Nein, überhaupt nicht. Das ist auch der Grund warum ich mich immer wieder mit diesem Thema auseinandersetze. Ich bin atheistisch aufgewachsen und mir fehlte der komplette kulturelle Bezug dazu. Unsere abendländische Kultur ist ja stark durch das Christentum geprägt, ob man nun religiös ist oder nicht. Deshalb interessieren mich die Geschichten der Bibel heute immer wieder, denn sie enthalten Gleichnisse und Wahrheiten die interpretierbar sind.

SUBWAY TO SALLY sind ja ziemlich regelmäßig in den Medien präsent, zumindest verstärkt in letzter Zeit. Läuft man als Band nicht Gefahr, irgendwann einem gewissen Overkill ausgesetzt zu sein, so daß die Leute stöhnen und sagen „Och, nee, nicht schon wieder SUBWAY TO SALLY…“?

Nun ja, ein Fernsehauftritt im Jahr ist vielleicht noch kein Overkill. Aber es ist wahr, wir haben in den letzten drei Jahren sehr viel gemacht, viel veröffentlicht und großen Erfolg gehabt. Deshalb ist es auch geplant, dass wir nach der anstehenden Tour zum neuen Album nur eine knappe Hand voll Open Airs spielen und dann bis Dezember ganz von der Bildfläche verschwinden.

Was könnt ihr denn in Deutschland oder den deutschsprachigen Ländern eigentlich noch erreichen? Ich meine, wird es nicht Zeit, auch andere Länder musikalisch zu erobern?

Wenn man sich deutschsprachige Acts wie DIE ÄRZTE oder UDO LINDENBERG anschaut, würde ja theoretisch noch einiges gehen… Für uns ist es wichtig, weiter unseren Weg zu gehen. Wir wagen schon seit einiger Zeit Schritte ins Ausland und würden gern in ganz Europa spielen. Logistisch ist das aber ein ziemlicher Aufwand und wir gehen das ganz in Ruhe an. Das, was wir erreicht haben, ist ja schon mehr als wir uns am Anfang träumen ließen.

Am Anfang eurer Karriere hattet ihr auch einige englische Titel. Habt ihr in der Zwischenzeit jemals daran gedacht, mal wieder ein/zwei englisch-sprachige Titel mit auf ein Album zu nehmen, um auch im nicht-deutsch-sprachigen Raum abzuräumen? Oder kommt das für euch überhaupt nicht mehr in Frage?

Die Gründe, deutsch zu singen, sind ja nach wie vor existent. Wir können uns nur in dieser Sprache auf dem Niveau ausdrücken, dass die Fans von uns gewohnt sind, und Eric ist als Sänger ein wunderbarer Geschichtenerzähler, der sich in einer fremden Sprache nicht wohl fühlt. Vielleicht würde es funktionieren, wenn jemand ein existierendes Lied nachdichten würde. Dem würde ich aber sehr genau auf die Finger schauen. (lacht)

SUBWAY TO SALLY geben ihren Fans so ziemlich alles: Liebe, Wut, Schmerz, aber auch Hoffnung. Hast du manchmal das Gefühl, dass an einem bestimmten Punkt letztendlich nichts mehr von alldem für dich selbst übrig bleibt?

Nein. Von all dem ist so viel in der Welt enthalten. Ich bin ja auch oft nur so etwas wie ein Empfänger, der die Signale einsammelt, sie verarbeitet und in Form von Texten und Musik wieder abstrahlt. Nicht alle Geschichten, die wir erzählen, haben wir am eigenen Leib erfahren.

Vermisst du denn manchmal ein „normales“ Leben? Oder findest du dein Leben normal?

Normal ist doch alles was uns vertraut vorkommt und in dem wir uns zurechtfinden. Ich finde mein Leben normal.

Welches Album würdest du deinem Todfeind schenken?

Die Pop-Klassik-Sensation „Adoro“.

Auf welchem Album – egal von wem, egal in welcher Zeit – hättest du gerne mitgespielt?

Auf „Never Mind The Bollocks“ von den SEX PISTOLS. Die ist dreckig, laut, unkompliziert und revolutionär.

Du kennst das Cover eures Songs „Eisblumen“ von der Band EISBLUME? Wie stehst du zu Cover-Songs oder Tribute-Alben ganz allgemein?

Tribute-Alben sind ja eine Verneigung vor einem Künstler und Cover-Songs eine Verneigung vor einem bestimmten Lied. Da sehe ich schon große Unterschiede. Tribute-Alben werden schnell peinlich, aber gegen eine gute Cover-Nummer habe ich noch nie etwas gehabt.

Kannst du dir eigentlich für ein neues Projekt eine Kooperation mit einer anderen Mittelalterband vorstellen?

Vorstellen ja, aber es müsste eine Band aus dem klassischen Bereich der Alten Musik sein. Eine Band wie ESTAMPIE vielleicht…

Ich danke dir herzlich für das Interview und wünsche euch viel Erfolg mit „Kreuzfeuer“!

15.03.2009
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