Es ist nur logisch, dass man sich als Künstler von selbstvorgeschriebenen Genrewegen befreien will. Diese Prämisse folgenden setzten sich Subway To Sally stilistisch niemals zur Ruhe, entdeckten auf FOPPT DEN DÄMON das Mittalter in ihrem Folk-Rock, gaben mit BANNKREIS dem Metal ein breites Spektrum in ihrem Album und raffinierten diese Melange auf HOCHZEIT. Doch schon das letzte Album ließ die Band ein wenig müde und ideenlos erscheinen, HERZBLUT wollte nicht so richtig zünden und auch die elektronischen Spielerei wirkten mehr halbgar und unausgereift. Scheinbar schien dies die Band zum Anlass zu nehmen, das gesamte Bandkonzept zu überdenken – und kurzerhand über Bord zu kippen. Womit sie in die Fußstapfen so einiger anderer Kollegen treten, die seit dieser Art von Weiterentwicklung massive Probleme haben, noch einmal den richtigen Tritt zu finden. Tollkühn könnte man prognostizieren, dass es Subway To Sally auch nicht anders gehen wird. Denn was die Band mit ENGELSKRIEGER erschaffen hat, negiert die Vergangenheit der Band, gibt ihnen die Gestik eines kopflosen Huhns. Statt die eigenen Grenzen mit den ureigenen Mitteln zu sprengen, macht man tabula rasa und beginnt von neuem – diesmal auf modernen Pfaden, die so seelenlos wie beliebig klingen. Irgendwo zwischen Nu-Metal und Rammstein werden Riffs aufeinandergetürmt, krampfhafte Refrains in die Musik gepresst und nach einer sinnvollen Verwendung der quäkenden Stimme von Sänger Fish gesucht. Es will nicht gelingen. Die Riffs überrollen alles, sind durchaus messerscharf produziert, lassen aber kein Platz für Melodien, Ideen, Kreativität. Vielmehr werden die Riffs zum Todesstoß für ENGELSKRIEGER, nach dem dritten Stück kann man die ganze aufgesetzt Härte nicht mehr ertragen und sehnt sich nach einem weniger ausgestanzten Konzept. Es kommt nicht. Vielmehr versucht Erik Fish etwas mit seiner Stimme zu machen und will sich in die Musik einfügen, scheitert kläglich und kann nur in den choralen Momenten etwas von der alten Erhabenheit erlangen. Auch die Texte passen sich dem Zeitgeist von hirnlosen Worthülsen an und ähneln den wittschen Ergüssen. Die Geige spielt so gut wie keine Rolle mehr, über alles dominieren die Gitarren und machen ENGELSKRIEGER zu einem simplen, einfallslosen Stück Musik, welches zwar mit einer guten Produktion, aber keinerlei Identität aufwarten kann. Was auch immer das Septett bei diesem Album geritten haben mag, man kann nur für sie hoffen, dass es bald wieder von ihnen heruntersteigen mag. Die Band hat sich damit selbst in eine Strudel begeben, den sich nicht mehr kontrollieren kann. Es bleibt zu hoffen, dass sich Subway To Sally bald wieder auf wichtigere Werte in ihrer Musik als Härte allein besinnen.