The Burning
Interview mit Johnny Haven zu "Hail The Horde"

Interview

„Hail The Horde“ ist das wegweisende dritte Album von THE BURNING, und es scheint, als ob die Dänen diesmal alles richtig gemacht hätten. Ob sie nun Groovemetal im Stile der Mittneunziger oder eine Mischung aus PANTERA und ENTOMBED spielen, oder ob sie musikalisch einfach nur den Arsch versohlen – „Hail The Horde“ bietet genügend Gründe, einmal bei Sänger Johnny Haven anzuklopfen. Los geht’s!

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Hej Johnny, ich hoffe, alles ist im Lot im Staate Dänemark! Was machst Du gerade, wo Euer neues Album veröffentlicht wird, und wie fühlt es sich damit an?

Jawoll, „Hail The Horde“ wird die Tage veröffentlicht, und ich fühle mich gerade großartig, vielleicht ein wenig gestresst durch die ganze Promotion für die Scheibe. Aber ich bin froh, dass der ganze Aufnahmeprozess so gut lief, und insgesamt sind wir mit dem Gesamtresultat so zufrieden wie noch nie.

Okay, wo Du gerade das Stichwort gegeben hast – mach mal ein wenig Promotion und erzähle uns, warum „Hail The Horde“ das bisher ultimative THE BURNING-Album ist!

Ganz einfach deswegen, weil es das allererste Album ist, bei dem wir nur auf uns gehört haben. Wir haben diesmal noch mehr Zeit mit dem Schreiben der Songs und den Proben verbracht. Wir wollten einfach sichergehen, dass absolut jeder Teil des Albums Arsch tritt. Es ist echt, roh, unbearbeitet und lärmig, und du kannst hören, dass da vier Typen hinterstehen, die wollen, dass ihre Musik und ihre Stimmen gehört werden. Das Album zeigt, dass einfach echte Emotionen mit im Spiel sind.

Es scheint, dass auch Massacre Records in das Album glauben und zugleich recht große Erwartungen haben – immerhin habt Ihr eine gute Produktion aufgefahren, es gibt nette Webisodes aus dem Studio, und das Cover wurde von einem bekannten Künstler (Brent White – Artworks u.a. für MEGADETH, TRIVIUM und WHITECHAPEL) angefertigt. Welche sind Eure Erwartungen an das neue Album?

Na klar, das sind alles Dinge, die man macht, um ein neues Album zu promoten. Aber sowohl wir als auch das Label haben das Gefühl, dass wir diesmal unser stärkstes Material aufgenommen haben. Wir haben uns sozusagen gefunden und die Eier, genau den Stil zu spielen, den wir spielen wollen, ohne auf jemand anders zu hören als auf uns. Wir haben einfach die Musik geschrieben, die wir selbst hören möchten.

Auf Eurer MySpace-Seite heißt es, dass „Hail The Horde“ die dreckigste Mischung aus PANTERA und ENTOMBED sei, die es dieses Jahr zu hören gibt. Okay, das ist Promotion, aber wie sieht Eure Vision aus, wie THE BURNING zu klingen hat?

Na klar, das ist Promotion, aber ich glaube, dass wir einfach so klingen. Das ist die Musik, mit der ich aufgewachsen bin und mit der ich mich auch heute noch am meisten identifizieren kann. Mittneunziger Groovemetal, wie PANTERAs „Vulgar Display Of Power“ oder ENTOMBEDs „Wolverine Blues“ und solche Sachen. Das ist einfach der Metalstil, der uns am meisten inspiriert hat.

Wenn ich mir Euer Albumcover anschaue und Titel wie „Godless“ oder „Inverted Cross Syndome“ lese… Es scheint, als ob Du mit dem Christentum bzw. mit der Kirche als Institution nicht viel anfangen kannst!?

Yeah, das ist ein Thema, das sich schon immer in meinen Lyrics wiederfindet. Der Grund dafür ist, dass ich eine lange Reise mit Religion und im speziellen dem Christentum hinter mir habe. Ich wurde christlich erzogen, und ich habe die Ketten, ein gottesfürchtiger Mensch zu sein, lange mit mir herumgetragen. Das ging bis ins Erwachsenenalter hinein und endete damit, dass ich ein Atheist wurde. Man kann das vergleichen mit Ex-Rauchern, die sich immer am lautesten darüber beschweren, wenn jemand in ihrer Nähe raucht. So ähnlich geht es mir mit Religion. Ich habe gesehen und gespürt, wie zerstörerisch Religion mit jemand sein kann. Ich weiß, wie religiöse Leute ticken. Vielleicht helfen ja meine Lyrics den Leuten weiter, die immer noch im christlichen Gedankengebäude gefangen sind, dem aber entfliehen möchten. Na ja, und die Leute, die ohnehin denken und wissen, dass Religion nur Beschiss ist, haben etwas, um sich darum zu sammeln und die Revolution in Gang zu setzen!

Hmm, ist „Baptized In Bongwater“ in irgendeiner Weise autobiographisch?

Ja…. genug gesagt, haha! Der Song hat einfach so ein Stoner-Feeling, da haben sich die Lyrics fast von allein geschrieben. Vielleicht war ich zu dem Zeitpunkt auch selbst stoned, haha!

Anders als auf „Rewakening“ klingt Dein Gesang diesmal mehr nach Hardcore als nach Death Metal. War das ein bewusster Schritt, die Erdbebengrunzer in der Lunge zu lassen, oder hat sich alles ganz natürlich entwickelt?

Es hat mehr von einer natürlichen Entwicklung. Die neuen Songs hatten vermehrt Passagen, die nach echtem Gesang verlangen. Für mich ist es natürlich, so zu singen, es passt einfach besser zur Musik und klingt gleichzeitig dynamischer und brutaler. Außerdem wollten wir uns ein wenig vom aktuellen Trend abheben – Du weißt schon, diese ganzen amerikanischen Bands, die im dauernden Wettstreit miteinander stehen, wer denn nun am schnellsten grinden und welcher Sänger den tiefsten Grunzer ablassen kann. Wir haben angefangen Musik zu machen, weil wir gegen den Strom steuern wollten. Weil wir fühlten, wir könnten etwas erschaffen, was in der Szene noch fehlt. Ich denke, jeder wird mir zustimmen, dass die Szene niemanden mehr braucht, der nur Breakdowns, Blastbeats und Growls auffährt. Ich glaube vielmehr, dass etwas anderes fehlt, und diese Lücke versuchen wir jetzt auszufüllen. Wenn es einen Trend gibt, sollte man einfach nicht versuchen, mit dem Strom zu schwimmen und Tonnen von Alben zu verkaufen. Es ist doch viel spannender, genau das Gegenteil zu tun.

Unterschrieben. Ihr habt ein paar Gäste auf dem Album: Da ist Søren Nico Andersen von ARTILLERY, der Dich beim Song „Wolfmoon“ gesanglich unterstützt. War es geplant, dass Nico auf einem Track von „Hail The Horde“ singen sollte?

Nun, ich liebe ARTILLERY, und wir sind gut mit den Jungs befreundet. Ich habe also Nico angerufen und gefragt, ob er auf „Wolfmoon“ singen möchte, ganz einfach aus dem Grund, weil die Gesangsmelodie für mich zu hoch war. Er sagte sofort zu, und jetzt hat das Stück dieses coole DANZIG Feeling. Der Chorus klingt einfach großartig!

Scott und Bjørn Jensen von DAWN OF DEMISE durften beim Titeltrack ein paar Grunzer beisteuern. Ich nehme an, Ihr kennt die Jungs über Euren neuen Gitarristen Alex, der bei DAWN OF DEMISE gespielt hat – war das eine spontane Geschichte, sie ins Studio zu holen?

Wir wussten, dass wir die Jungs von DAWN OF DEMISE einen Song singen lassen wollten. Als wir uns für ein Stück entscheiden mussten, sind wir auf den Titeltrack gekommen, mit diesem rockigen MÖTLEY-CRÜE-Riff und den von MANOWAR inspirierten Lyrics. Das passte einfach perfekt. Der Song tritt ordentlich Arsch, er ist die perfekte Metalhymne für Leute, die den Metal oldschool und mit großen haarigen Arscheiern mögen, wenn Du weißt, was ich meine, haha! Der Song sprüht vor Testosteron!

Verstanden, haha! Ihr habt einen neuen Gitarristen in Euren Reihen – Alex The Kid. Was macht ihn zur besten Wahl für THE BURNING, und was macht ihn besser als seinen Vorgänger?

In der Band ist der Unterschied deutlich spürbar. Wir kennen Alex von einer gemeinsamen Tour mit DAWN OF DEMISE, und er war die erste Wahl, nachdem Rasmus die Band verlassen hatte. Er hat eine ganz andere Attitüde und Energie in die Band gebracht. Mittlerweile ist es so, dass jeder in der Band viel mehr Zeit investieren möchte, um die Band am Laufen zu halten. Jeder hängt sich beim Songwriting viel mehr rein als früher, um wirklich das Maximum aus den Stücken zu holen. Musikalisch passt Alex wirklich hervorragend zur Band, irgendwie ist es einfacher denn je, über die generelle Ausrichtung der Band Einigkeit zu erzielen.

Es gibt denn allerdings doch einen Unterschied zwischen Euch. Bei Alex‘ Vorstellung habt Ihr ihn als supercoolen Typen vorgestellt, „auch wenn er lange Haare hat“. Wie gefällt ihm denn das Touren mit Euch – lebt er nicht in permanenter Angst um seine Haarpracht?

Haha, genau, er ist ein Hippie, und das Haar muss weg! Nein, im ernst, warum wir keine langen Haare haben, liegt daran, dass wir zu alt sind und uns keine Haare mehr wachsen!

Alles klar, haha! Dann beschreibe mal Deine Kollegen und Dich selbst!

Nun, Alex The Kid ist der neue Typ bei uns, er hat bei der dänischen Death-Metal-Band DAWN OF DEMISE gespielt, ist der einzige mit langem Haar und außerdem der Junior. Tobias Høst ist unser Drummer. Er ist der hübscheste von uns, weswegen wir ihn auf der Bühne immer ganz hinten verstecken, wo ihn niemand sehen kann. Thue Møller ist der Bassist, und ihn kenne ich auch am längsten. Mit ihm habe ich schon zusammen gespielt, als ich 18 war. Das war aber, bevor wir THE BURNING gegründet hatten. Von uns vier ist er der talentierteste Musiker, keine Frage. Und mein Name ist Johnny Haven und ich singe und zerstöre Sachen!

Würdest Du sagen, dass THE BURNING eine Liveband ist?

Na klar, das ist genau, wo wir uns am wohlsten fühlen. Live haben wir unsere Fanbasis aufgebaut, und zu einem gewissen Teil schreiben wir die Songs, um sie live zu spielen.

Mit wem würdet Ihr denn mal gerne auf Tour gehen – gibt es da irgendein Traumpackage?

PANTERA… Aber da das leider nicht mehr klappen wird, SLAYER!

Okay, letzte Frage: VOLBEAT sind auch bekannt als „Cadillac Gangsters“ und ILLDISPOSED als „Die eierlosen Nutten aus dem schwulen Norden“ – Ich frage mich, ob es solch ein Label auch für Euch gibt… Und wenn nicht, ist jetzt Zeit, eins zu erfinden!

Haha, ich dachte eigentlich, dass VOLBEAT als „Mommy-Metal“ bekannt wären und ILLDISPOSED als „The Old Fat Guys“… Aber okay, das ist vielleicht nur in Dänemark so, haha! Hmm, in Dänemark nennt man uns einfach nur „nervig“, aber ich denke, man kann uns „The Drunken Anti-Christian Monkey Boys“ nennen!

Vielen Dank für das Interview! Hast Du noch irgendwelche abschließenden Worte?

Danke, Mann, großartig, mit Dir zu sprechen! Ich hoffe, dass Dir und allen anderen „Hail The Horde“ so gut gefällt, dass Ihr Euch die Scheibe ab dem 22. Oktober kauft, weil so eine kleine, beschissene Band wie wir jede Unterstützung benötigt! Ansonsten freuen wir uns natürlich, in Deutschland aufzutreten, weil bei Euch das Bier und der Metal fließen, haha! Bis dahin habt noch viel Spaß mit dem Song „Wolfmoon“, den wir bei MySpace hochgeladen haben!

17.10.2010

- Dreaming in Red -

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