Final Cry
35th Anniversary Fest
Konzertbericht
Es ist selten, das eine Undergroundband 35 Jahre durchhält. Die Niedersachsen von FINAL CRY haben das geschafft und möchten ihren Geburtstag zünftig feiern. Angekündigt sind eine Best-Of-Setlist, illustre Gäste in Form von DEIMOS‘ DAWN und NIGHT IN GALES und die Zwischenmoderation macht Ernie Fleetenkieker. Die Hannoveraner Subkultur ist heute Abend ausverkauft und wir stürzen uns ins Getümmel. Sympathisch: Damit die Band mit den Besuchern zusammen feiern kann, stehen sie als erstes auf der Bühne.
FINAL CRY – Der Headliner eröffnet die Show
Um kurz vor 8 eröffnet ein gut gelaunter Ernie Fleetenkieker den Abend, der angeblich erst heute um 14 Uhr davon erfahren hat, dass er auf die Bühne muss. Er gratuliert der Geburtstagsband und kommentiert eine anschließende Abfolge an Fotos aus 35 Jahren FINAL CRY. Anschließend betritt die Band unter lautem Applaus die Bühne der bis auf den letzten Platz gefüllten Subkultur und legt nach einem Intro mit dem Brecher „Zombiac“ vom jüngst neu veröffentlichten Album „Zombique“ von 2018 los.
Danach geht es in die mit „Lunar Dreams“ ins Jahr 1997 zurück, als FINAL CRY ihr Debütalbum „Wavecrest“ veröffentlichten. Dabei fällt auf, dass Neu-Sänger Kai Wilhelm die alten Stücke fleißig geprobt hat, denn er intoniert sie so souverän, als hätte er sie bereits 35 Jahre lang gesungen. Mit dem bockstarken Titelstück ihres aktuellen Albums „The Ever-Rest“ gibt er seinen Einstand als aktueller Frontmann und mit „Dominion Of Decay“ ballert die Gruppe gleich einen weiteren „Zombique“-Klassiker hinterher.
Mit dem Titelstück von „Wavecrest“ kommt das Debüt ein weiteres Mal zu Ehren, bevor wir mit „The Beckoning Silence“, „Maggot Maroon“ und „Down The Icefall“ wieder zu aktuiellem Material zurückkehren. Trotz Best-Of-Set liegt der Fokus auf den letzten beiden Alben. Das ist verständlich, denn FINAL CRY fuhren mit diesen ihre größten Erfolge ein und zudem befindet sich ein Großteil ihres stärksten Materials darauf.
Zu „On Glacial Trails“ gibt es eine Überraschung: Ex-Sänger Mario Reese steht mit seiner alten Band zusammen auf der Bühne. Er kommentiert, dass er seit Ewigkeiten nicht mehr gesungen hat, nur um abschließend die Bühne abzureißen, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Mit „From Frozen Skies“ folgt ein weiterer Ausflug in vergangene Jahre, denn das Stück stammt vom 2002er-Album „Wolves Among Sheep“. Wir fragen uns, ob alle richtig guten FINAL-CRY-Tracks einen „Frost“-Bezug haben.
Nach einer guten Stunde endet der Gig, allerdings geben FINAL CRY vorher noch ihre zwei größten Hits zum Besten. „Words Unspoken“, das die Gruppe im Laufe der Jahre mehrfach aufgenommen hat, bekommen wir ebenso auf die Ohren wie das abschließende „Walk With The Dead“ mit seinem vorzüglichen Mitgrölrefrain.
Dass FINAL CRY auf ihrer Geburtstagsparty als erstes auftreten, zeugt von Selbstbewusstsein und der Bodenständigkeit dieser sympathischen Band. So dürfen die nächsten 35 Jahre kommen; zum 70. Bandgeburtstag stehen wir dann mit Rollator und Sauerstoffgerät auf und vor der Bühne.
DEIMOS‘ DAWN nutzen den Abend als Releaseshow
DEIMOS‘ DAWN ist die Thrash-Metal-Spielwiese von Marc Grewe, der ansonsten im Death Metal zuhause ist. Die Band veröffentlicht heute Abend ihre neue EP „God Of Pain“ und gibt von dieser einige Stücke zum Besten. Der Rest des Materials stammt vom Debütalbum „Anthem Of The Lost“.
Leider scheinen manche Gäste während des Abends etwas zu tief ins Bierglas geschaut zu haben, denn es gibt während des Gigs Stress im Publikum und die Security bugsiert einen Mann nach draußen. Vorbildlich: Fronter Grewe bricht sofort ab und erkundigt sich nach der Situation. Erst als alles geklärt ist, geht es mit dem Set weiter.
DEIMOS‘ DAWN gefallen live ein ganzes Stück besser als auf Platte, die Moshpits sind zahlreich und in den ersten Reihen fliegen die Haare. Die Musiker lassen nichts anbrennen und hauen 14 Songs in einer guten Stunde raus. FINAL CRY beweisen, dass sie ihre Geburtstagsgäste gut ausgewählt haben und stehen mittlerweile selbst im Publikum, um sich den Auftritt anzuschauen.
NIGHT IN GALES haben es etwas schwer
NIGHT IN GALES brauchen fast eine Stunde zum Umbau und als die Melodic-Death-Band, mit der FINAL CRY seit über 25 Jahren laut eigener Aussage befreundet sind, endlich loslegt, haben sich die Reihen in der Subkultur gelichtet. Es sind aber immer noch genug Menschen da, um die Truppe zu feiern und die lange Umbaupause hat sich gelohnt, denn der Sound drückt fett aus den Boxen.
Im Dezember veröffentlichen NIGHT IN GALES ihr neues Album „Shadowreaper“ und wir bekommen mit „The Horrors Of Endlessness“ einen Vorgeschmack geboten. Das Stück fügt sich organisch in das bisherige Material der Truppe ein. Ansonsten bekommen wir einen Querschnitt durch die bisherige Karriere geboten, von aktuellem Material von „The Black Stream“ bis zu Stücken, die laut den Jungs nicht mehr aus diesem Jahrtausend kommen wie „Razor“ vom Debüt „Towards The Twilight“.
Nach ebenfalls einer guten Stunde Spielzeit verlässt die Band die Bühne und FINAL CRY können sich für die gelungene Geburtstagsfeier auf die Schultern klopfen. Wir verlassen die Subkultur müde und treten den Heimweg nach Hause an, doch einige Besucher scheinen noch zu bleiben und mit der Band den Geburtstag weiterzufeiern. Auf die nächsten 35 Jahre!
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