Stoned Jesus + Greenleaf + Somali Yacht Club
Roots of Heaviness Tour

Konzertbericht

Billing: Somali Yacht Club, Greenleaf und Stoned Jesus
Konzert vom 26.09.2022 | Zukunft am Ostkreuz, Berlin

Es steht eigentlich ganz außer Frage, dass die „Roots of Heaviness Tour“ eine ganz besondere ist. Das liegt zum einen daran, dass zwei der tourenden Bands aus der vom Krieg heimgesuchten Ukraine stammen und deren Mitglieder eigentlich aufgrund der Generalmobilmachung nicht das Land hätten verlassen dürfen. Doch sie haben eine gesonderte Erlaubnis erhalten, wahrscheinlich auch, um im Ausland für etwas mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Zum anderen kommen hier nicht irgendwelche Bands zusammen. Mit SOMALI YACHT CLUB, STONED JESUS und den Schweden von GREENLEAF haben sich hier gleich drei Powerhouses des europäischen Stoner Metals zusammengefunden. Drei Bands, die zusammen quasi auf Co-Headliner-Tour gehen. Mit der von der Schließung bedrohten Zukunft am Ostkreuz wurde auch eigentlich die perfekte Location für gepflegten Stoner gefunden.

Mit der MSS Zukunft im SOMALI YACHT CLUB anlegen

Kein Wunder also, dass trotz grauen Montagabend schon um 20 Uhr zum Auftakt von SOMALI YACHT CLUB der Saal in der Zukunft fast voll gefüllt ist. Schließlich sieht man das Trio auch nicht alle Tage in Berlin spielen. SOMALI YACHT CLUB legen auch schon von Beginn an beeindruckend los und schaffen es mühelos und ohne große Worte oder Lichtshow (die hätte die Zukunft eh nicht zu bieten) das gesamte Publikum bis in die letzten Reihen in ihren Bann zu ziehen. Ihre ganz eigene Mischung aus Stoner, Psychedelic, Progressive und Post-Rock ist nicht nur auf Platte ein Hörgenuss. Vor allem live zeigen SOMALI YACHT CLUB, warum sie in der Szene eigentlich schon Kult geworden sind. Und so vergehen fabelhafte 45 Minuten, die wie in einem einzigen Traum verfliegen.

Nackenmuskulaturtraining mit GREENLEAF

Nach einer sehr kurzen Pause von nur 15 Minuten betreten dann die Schweden von GREENLEAF die Bühne. Konnten sie schon beim Soundcheck leichten Applaus ernten, ist dieser nun umso größer. Die Berliner lieben eben ihre grünen Blättchen. Musikalisch wird hier nun eine ganz andere Schiene gefahren. Während SOMALI YACHT CLUB sich auf lang gezogene Soundpassagen konzentriert haben, steht bei GREENLEAF alles im Zeichen des kantigen Rocks. Damit schaffen es GREENLEAF die Berliner wach zu rütteln. Dank der immer wieder bluesigen Note fällt es verdammt schwer, nicht mit vollem Körpereinsatz mitzumachen. Mit dem Opener „Trails and Passes“ bringen sie schon gleich zu Anfang die kleine, rustikale Bühne zum Beben. Und wer bis jetzt noch nicht auf ihrer Seite war, wird spätestens bei „Sweet is the Sound“ die Kinnlade runterklappen. Denn was Sänger Arvid Johnsson hier stimmlich abliefert, ist purer Blues. Song um Song spielen sich die Vier immer mehr in ihre eigene musikalische Welt und es tut wirklich gut, zu sehen, dass sie die Musik noch wirklich aus purer Leidenschaft machen. Trotzdem dauert es eine kleine Weile, bis Johnsson das Berliner Publikum auf seine Seite bringen kann und nun auch empathisch mitgeklatscht wird. Doch dann ist der Damm gebrochen und vor allem vor der Bühne wird es zum kleinen Hexenkessel. Zum Ende hin kann es selbst STONED JESUS Frontmann Ihor Sydorenko nicht mehr im Backstage-Bereich aushalten und schleicht sich durch die Hintertür hinter die Bühne und singt heimlich mit. GREENLEAF sind am Ende so heiß auf Berlin und ihr Publikum, dass sie (obwohl eigentlich keine Zeit war) noch eine spontane Zugabe spielen. Das Publikum dankt es mit tosendem und sehr verdientem Applaus.

Krieg und Rock und ein STONED JESUS

Nach einer ebenso kurzen Pause (aber dennoch mit etwas Verspätung) überrumpeln STONED JESUS das Publikum etwas. Viele befinden sich noch entweder in der langen Bierschlange (denn hier kostet das Bier noch seine gewohnten Berliner 3€) oder genießen die frische Luft (oder ihre Zigarette) im gemütlichen Biergarten der Zukunft, als STONED JESUS nach kurzem Soundcheck gleich mit ihrem Set loslegen. Doch angelockt durch die anfangs noch ruhigen Töne des Openers „Bright like the Morning“ füllt sich der Saal im Handumdrehen und vorne am Bühnenrand wird es schnell eng. Nachdem dann STONED JESUS richtig loslegen, sieht man etwas, dass man gerade bei Stoner Rock eher nicht erwartet hätte: einen kleinen Moshpit. Dieser hält sich auch über das gesamte Konzert hinweg mehr oder weniger stabil aufrecht. Den Berlinern ist es dabei auch egal, dass STONED JESUS mit „Porcelan“ und „CON“ zwei brandneue Songs im Gepäck haben, die auf dem für 2023 geplanten Album (Ihor: „Vorausgesetzt die Ukraine gewinnt den Krieg“) erscheinen werden. Natürlich darf dann zum Abschluss auch das mittlerweile zum Kultsong avancierte „I am the Mountain“ nicht fehlen. Und hier machen die Berliner Ihor buchstäblich sprachlos. Denn ohne Aufforderung singt das Publikum einfach mal die erste Strophe auswendig. Ihor selbst wagt es erst gar nicht, die Zuschauer zu unterbrechen. Natürlich ist damit der Abend noch nicht für beendet erklärt. STONED JESUS kommen noch einmal für ein energiegeladenes Medley aus ihren Klassikern „Electric Mistress“ und „Here comes the Robots“, bei dem der Moshpit noch einmal zum Kochen gebracht wird. Die rohe Energie überrascht STONED JESUS so sehr, dass sie uns noch eine weiter Zugabe schenken, Aber, so sagt Ihor, einen ruhigen Song, um das Publikum wieder etwas runterzufahren. Mit „Get what you deserve“ haben sich STONED JESUS und das Berliner Publikum mehr als würdig das Feierabendbier verdient.

29.09.2022

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