Greenleaf
"Wir wollten, dass die Zuhörer etwas fühlen".

Interview

GREENLEAF bringen dieser Tage mit „Echoes From A Mass“ ihr achtes Album heraus – und stecken während der Pandemie in Schweden fest. Wir sprachen mit Sänger Arvid über das neue Album, die aktuelle Lage und die ganz großen Emotionen. 

Hallo Arvid! Danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Ich habe dich sicher beim Musikhören gestört. Was für eine Platte läuft gerade bei dir?

Hey! Kein Problem. Ich höre gerade „Skeleton Tree“ von NICK CAVE. Meiner Meinung nach ein sehr gutes Album, insbesondere der erste Song „Jesus Alone“. Inspirierende dunkle Lyrics und ein beklemmender Sound.

Cool. Um dann direkt die weniger angenehmen Umstände anzusprechen: Wie geht ihr bei GREENLEAF mit der Corona-Pandemie um und wie ist die Lage in Schweden?

Die Situation ist echt nicht so gut, aber wir geben unser bestes. Es hat hier einen ganz schön starken Ausbruch gegeben, aber in meinen Augen hat die Regierung einen okayen Job gemacht, ohne zu viele Einschränkungen zu verordnen. Das begrüße ich, denn Freiheit ist hier in Schweden ziemlich wichtig. Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die das kritisieren, aber auf lange Sicht wird dies der richtige Weg sein.

Dann kommen wir mal zu schöneren Dingen, wie eurem neuen Album „Echoes From A Mass“. Was, würdest du sagen, ist der größte Unterschied zum Vorgänger „Hear The Rivers“?

Der größte Unterschied zu „Hear The Rivers“ ist wahrscheinlich, dass „Echoes From A Mass“ einen viel volleren Sound hat und heavier ist. „Hear The Rivers“ war ein bisschen entspannter, hatte insgesamt mehr Soul und Groove. Das neue Album ist da viel ernsthafter und ehrlicher. Die Texte sind viel persönlicher und haben mehr mit meinem Leben zu tun als zuvor. Wir wollten, dass die Zuhörer etwas fühlen. Ich habe 2020 ein ganz persönliches Trauma aufgearbeitet und denke, dass das auch das Songwriting beeinflusst hat – auf eine gute Art und Weise.

„‚Echoes From A Mass‘ ist viel ernsthafter und ehrlicher“.

Wir haben außerdem mit anderen Themen und Bildern gearbeitet. Auf den letzten drei Alben ging es viel um die Natur, was wir nun weggelassen haben. Wir wollten eine viel direktere und persönliche Wirkung. In dem Punkt sind wir auch sehr glücklich damit, wie Peder Bergstrand das im Artwork ausgedrückt hat.

Das Video zum Song „Tides“ ist ein bisschen so wie ein Science-Fiction-Kurzfilm. Was kannst du mir über das Konzept des Videos erzählen und wie hängt das Visuelle mit dem Song zusammen?

In vieler Hinsicht ist „Tides“ eine Reflektion von Covid-19, besser gesagt, den Auswirkungen der Pandemie. Wie wir alle im selben Boot sitzen und eine ähnliche Situation erleben. „We are all but the same kind, though we follow some tides“, ist die passende Textstelle dazu, die reflektiert, wie isoliert, wie allein viele von uns momentan sind, obwohl wir virtuell miteinander verbunden sind. Die einsame Raumstation, die im Video vorkommt, passt perfekt als Vergleich, da wir noch kleiner wirken, wenn man die Erde aus der Ferne betrachtet.

Habt ihr nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte immer noch die gleichen Einflüsse zu Beginn? Haben sie sich geändert?

Der Rock der 1960er und 1970er ist wahrscheinlich immer noch unser größter Einfluss: LED ZEPPELIN, THE DOORS, BLACK SABBATH, KING CRIMSON und noch viele mehr. Die Liste ist lang! Heutzutage suchen wir aber auch Inspiration in ganz verschiedenen Musikgenres.

Ich mag zum Beispiel Indie Rock und Pop, wie JIM JAMES, BON IVER, JUNIP und instrumentale Musik wie GÖSTA BERLINGS SAGA und TONBRUKET. Daher kommen die meisten meiner Melodien. Ich liebe eine sanfte und eingängige Melodie, die sich über ein schweres Riff legt.

Wo wir gerade dabei sind: Hast du in deiner Musik-Sammlung ein besonderes Stück, dass du als besonders wertvoll hervorheben würdest, egal ob finanziell oder emotional?

Ja. Das ist wahrscheinlich „Harvest“ von NEIL YOUNG. Dieses Album kann ich zu jeder Tageszeit auflegen und es passt immer perfekt zu meiner Stimmung.

Gibt es etwas abseits von Musik, dass dich beim Songwriting inspiriert? Etwas, dass du durch die Musik erzählen oder ausdrücken möchtest?

Das ist jedes Mal anders. Manchmal will ich nur eine lustige Geschichte erzählen, manchmal will ich aber auch mehr in die Tiefe gehen und Emotionen oder Landschaften beschreiben. Das hängt davon ab, was mir gerade im Kopf herumgeht.

„Manchmal will ich mehr in die Tiefe gehen“.

Das hängt auch immer von der Stimmung ab, die von den Akkorden oder einer bestimmten Melodie ausgeht. Die findet dann auch ihren Weg in die Texte (lacht).

Kommen wir noch einmal kurz zurück zu Pandemie. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, ein Livestream-Konzert zu spielen?

Das kommt für uns nicht in Frage, da unser Bassist Hans in Deutschland lebt und der Rest von uns in Schweden feststeckt.

Hast du denn schon einmal ein solches Konzert „besucht“? Kannst du vielleicht was empfehlen?

Ich habe so etwas mit meinem Projekt POOLS gemacht. Davon gibt es auch ein Video auf Youtube. Außerdem kann ich einen Auftritt der Band AMASON sehr empfehlen, den man auch dort findet.

Ich werde es mal auschecken. Zum Abschluss noch ein kleiner Ausblick auf das Jahr 2021, ganz ohne Pandemie. Gibt es ein Album-Release, auf das du dich besonders freust?

Ich hoffe, dass meine Freunde bei den VIAGRA BOYS dieses Jahr ein neues Album herausbringen. Ich stehe total auf deren Sound.

Das war es von meiner Seite aus, vielen Dank. Möchtest du noch etwas hinzufügen?

Nein, ich habe nichts zu ergänzen. Stay Safe! Danke dir.

Quelle: Interview mit Arvid von Greenleaf, 03.03.2021
19.03.2021

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