Accept - Symphonic Terror - Live At Wacken 2017

Review

You better ACCEPT it: Das Live-Album mit Orchester, es kommt so sicher wie die remasterterten Versionen der eigenen Klassiker. Nicht zwingend gleich in der ersten Midband-Crisis, auch nicht unbedingt nach der ersten Reunion. Aber irgendwann dann doch.
„Symphonic Terror – Live At Wacken 2017“ folgt daher nur dem Lauf der Welt und ist so folgerichtig wie das Solo nach der zweiten Strophe. Zumal Wolf Hoffmann mit „Metal Heart“ vor hundert Jahren und seiner „Headbangers Symphony“ kürzlich ohnehin bereits andere Saiten aufgezogen hat. Die Flying V vom „Restless And Wild“-Cover (dem besten Metal-Cover der Welt) lehnt sich nun in den Trümmern von Wacken ans Cello, der Kutten-Purist sich selbst zwar vorsorglich über die Schüssel, aber Nuclear Blast sich mit der Veröffentlichung letztlich gar nicht so weit aus dem Fenster.

ACCEPT sind Profis

Doch Überraschungseffekt hin oder her, was kann „Symphonic Terror“? Es kann zuerst einmal professionelle Standards halten (mehr dazu unten). Die Kombination aus ACCEPT, eben Nuclear Blast und natürlich Wacken Open Air ließ das erwarten. Der Sound ist klar und angemessen differenziert, die Reaktionen des Publikums sind leidlich stimmungsvoll eingefangen. Und hat man die DVD- oder BluRay-Variante von „Symphonic Terror – Live At Wacken 2017“ erworben, bekommt man als Bonus eine ganze Reihe an Pyros und Herrn Hoffmanns Zähnen zu sehen, eingefangen und nicht zu hektisch zusammengeschnitten von diversen Kameras. (Was allerdings optisch nervt: Kein Tarnanzug nirgendwo und Peter Baltes bekommt auf Teufel komm raus keinen Haarausfall.)
Über die gut zwei Stunden am 3. August 2017 bieten ACCEPT allein (großteils neuere Stücke) im ersten Drittel, dann des Chefs Klassik- … uaargh… „Adaptionen“ im Mittelteil. Und mit Streichern angereicherte (großteils ältere Stücke) der Band kommen am Schluss. Die Stimmung ist Wacken entsprechend freundlich-positiv, wenn auch nicht rundheraus ekstatisch. Und heißer werdend natürlich gegen Ende.

„Symphonic Terror“ unterhält professionell

Des Weiteren kann das Zusammenspiel zwischen dem nationalen tschechischen Sinfonie-Orchester und ACCEPT durchaus als solches bezeichnet werden. Keine der beiden Seiten fiedelt und klimpert sich über Gebühr in den Vordergrund und das Ganze ist sinnvoll arrangiert (zumindest für das Grobes gewohnte und banausige Metaller-Ohr). Hoffmann selbst meint: „Intensität und Präzision haben sich hierbei getroffen“. Das kann so stehengelassen werden – jedenfalls mit Blick auf die Präzision.
Als wie intensiv das Ganze empfunden wird, hängt letztlich zentral mit der Erwartungshaltung des geneigten Fans zusammen. Denn mit der Intensität eines Clubs und dem rebellischen Element einer Rockshow im ursprünglichen Sinne hat die aktuelle Veröffentlichung von ACCEPT nichts zu tun. „Symphonic Terror“ ist schon in seiner Anlage etwas vollkommen anderes.
„Staying A Life“ (1985 bzw. 1990) als Gegenstück aus dem eigenen Hause entspricht zum Beispiel professionellen Standards (siehe oben) im Wesentlichen in Sachen Enthusiasmus. Es sitzt nicht zwingend jeder Einsatz tausendprozentig, Udos (!) Stimme überschlägt sich an genau den richtigen Stellen in Richtung Entenhausen und man hört regelrecht, dass das Gemisch aus Schweiß und Adrenalin auch in Japan der heißeste Drink ist.

Wie auch immer. Vielleicht ist „Symphonic Terror – Live In Wacken 2017“ schlicht ein Album für Erwachsene. Es ist zu erwerben in allen vorstellbaren Varianten und Kombinationen. Bonus sind ggf. Making-Ofs des Spektakels.

17.11.2018
Exit mobile version