Wolf Hoffmann - Headbangers Symphony

Review

Wolf Hoffmann und die klassische Musik

Wolf Hoffmann, seines Zeichens Gitarrist von ACCEPT, bringt mit „Headbangers Symphony“ nach „Classical“ von 1997 sein zweites Solo-Album heraus, auf dem er sich den Adaptionen klassischer Stücke wie etwa Mozarts 40. Symphonie oder Tchaikovskys Schwanensee widmet – einer Leidenschaft, die schon sein Wirken bei ACCEPT geprägt hat. Das hat immerhin auf dem Debüt schon mal ganz gut funktioniert, natürlich nicht ganz ohne Cheese und insgesamt auch etwas steif, aber durchaus charmant – ganz im Gegensatz zum nun vorliegenden Album.

Daneben gegriffen

„Headbangers Symphony“ fehlt es an Charme und an Charakter. Bei vielen der hier dargebotenen Stücke schlafen einem schon mal die Füße ein. Immerhin bewegt Hoffmann sich hier weit weg von den üblichen Symphonic-Metal-Albernheiten, was das Album letzten Endes aber nur noch trockener erscheinen lässt.

Was mit Beethovens „Scherzo“ durchaus hoffnungsvoll beginnt, mündet in der folgenden Mussorgsky-Adaption „Night On Bald Mountain“ schon langsam aber sicher in eine unerträglich langweilige Angelegenheit. Und spätestens hier wird auch klar, warum Hoffmann mit „Headbangers Symphony“ so daneben gegriffen hat: Eine mäßig begeisterte Metal-Band spielt neben einer Streichersektion her, die der Band dann auch noch die anspruchsvollsten Passagen abnimmt, was meiner Ansicht nach den Sinn und – schlimmer noch – den Reiz einer solchen Veröffentlichung gänzlich ad absurdum führt. Umgekehrt würde das Album mehr Sinn ergeben. Vielleicht bin das nur ich, aber wenn ich „Headbangers Symphony“ – den Begriff, den hochtrabenden – höre, dann erwarte ich auch, dass eine Metal-Band sich ernsthaft der Adaption klassischer Stücke annimmt, allenfalls mit Orchester als Untermalung – so wie ALMANAC das wunderbar vorgemacht haben, nur eben näher an der klassischen Musik.

Mal ganz davon abgesehen klingen Streichersektion und Band selten wie eine Einheit. Allein bei „Scherzo“ und abschnittsweise auch Vivaldis „Double Cello Concerto In G Minor“ sowie dem mit Abstand besten Song „Pathetique“, wiederum im Original von Beethoven, hat man gelegentlich den Eindruck, dass hier nicht einfach nur Spuren übereinander gelegt worden sind.

Nicht mal zum Headbangen richtig geeignet

Das Schlimmste jedoch ist, dass die Songs nicht mal als schlichte Metal-Songs zu mehr als wohlwollendem Kopfnicken taugen… wo wir wieder beim Begriff „Headbangers Symphony“ wären. Das „Symphony“ kaufe ich dem Herrn Hoffmann noch eher ab als den „Headbanger“, denn insgesamt sind die Songs einfach viel zu lahm und viel zu zahnlos dargeboten. Und wenn mir jetzt irgendjemand kommt und sagt, das müsse so sein weil klassische Musik, den bitte ich an dieser Stelle, mal ein kleines Experiment zu machen: er möge sich zunächst Hoffmanns, dann MEKONG DELTAs Version von „Night On Bald Mountain“ anhören und mir dann sagen, was eher nach „Headbanger“, wichtiger noch: was besser klingt.

Es kommt erschwerend hinzu, dass die Stücke auch noch massivst eingedampft worden sind. Große Momente der Originale fehlen einfach. Der Grund dafür ist natürlich der, dass Hoffmann seine Versionen so nahe an modernen Rock-Standards halten wollte wie nur möglich, die Verdaulichkeit wahren wollte, sich selbst ausreichend Raum zur Improvisation lassen wollte, alles völlig legitim. Aber er hat dadurch eben die Klassik weichgespült. Dem Album fehlt die gleiche, brennende Passion, die die Originale ausmacht. Was sehr schade ist, denn Bands wie EMERSON LAKE & PALMER und eben MEKONG DELTA haben gezeigt, dass Rock/Metal und klassische Musik durchaus ernsthaft miteinander verbunden werden können.

Ihr möchtet klassische Musik hören? Dann hört klassische Musik. Ich rate jedem Interessenten an dieser Stelle, sich lieber die aufwändigeren, virtuosen Orchester-Varianten der einzelnen Lieder anzuhören, am besten natürlich live, und allein „Scherzo“, „Double Cello Concerto In G Minor“ und „Pathetique“ in der jeweils hiesigen Version anzutesten, da diese Stücke noch am gelungensten sind. Und den Rest der Platte ganz schnell zu vergessen. Besonders „Air On The G String“…

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02.07.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Wolf Hoffmann - Headbangers Symphony

  1. Konstantin sagt:

    Deine Bewertung überrascht mich sehr. Mir hat die Platte total gefallen. Sämtliche Lieder sind sehr schön und anspruchsvoll. Zum Headbangen ist es natürlich nicht geeignet. Es ist schwer vorstellbar, dass die klassische Musik – verbunden mit Metal – jemeils zum Headbangen geeignet sein wird. Das ist bei Mekong Delta nicht anders. Man braucht Ruhe, um die Plate von Wolfi zu verstehen. Ich kirege jedenfalls Gänsehaut. Die Platte ist sehr zu empfehlen!!!!

    Konstantin

    9/10
  2. Mühli sagt:

    Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Scheibe jemand bewertet hat dessen Musikrichtung ganz anders ist!
    Ich bin ein reiner Heavy Metal Mann und für mich ist die erste Scheibe von Wolf sehr gelungen. Aber diese hier ist für mich ein richtiges gefühlvolles, zum Teil auch hartes, klasisches Brett. Eben Heavy Metal wie es Wolf spielt.
    Wie schon Konstantin schreibt -hören mit ein bischen Ruhe. Dann klappts auch mit dem verstehen!

    10/10