Cthulhu - Katastrophen
Review
Mit „Katastrophen“ hat Pegasus Spiele einen thematisch kohärenten Abenteuerband für CTHULHU veröffentlicht, der teils fiktive, teils reale historische Unglücke mit dem Grauen des Mythos verknüpft. Auf rund 160 Seiten bietet das Buch fünf ausgearbeitete Szenarien sowie einen kurzen Theorieteil zur Inszenierung von Katastrophen im Rollenspiel. Die Verbindung von dokumentierten Desastern mit dem kosmischen Horror funktioniert dabei erstaunlich gut und verleiht den Abenteuern eine dichte Atmosphäre.
„Katastrophen“ zwischen Fiktion und Realität
Der Band beginnt mit einem soliden, wenn auch etwas knappen Einleitungsteil. Zum einen werden exemplarische Katastrophen wie der Vulkanausbruch von Pompeji oder der Tsunami von 2004 vorgestellt, wobei bemerkenswerterweise das Erdbeben fehlt, das im Jahr 1755 die Stadt Lissabon zerstörte. Dieses ist nicht nur erwähnenswert, weil MOONSPELL diesem Ereignis ein ganzes Album gewidmet haben, sondern weil es weltweit eine Glaubenskrise unter christlichen Intellektuellen auslöste und sich somit als Spielansatz für psychologischen Horror anbieten würde.
Zum anderen liefert die Einleitung Tipps für die Spielleitung, wie Katastrophen spannend, herausfordernd und dennoch spielbar dargestellt werden können. Das Ziel, nicht nur auf Effekthascherei zu setzen, sondern die Ereignisse als als narrativen Rahmen zu nutzen, wird in den enthaltenen Szenarien überwiegend gut umgesetzt.
Fünf Tragödien am Rande des Wahnsinns
So spielt „Der Ruf des Legrasse“ während der großen Mississippi-Flut 1928 in New Orleans und verknüpft Voodoo-Elemente mit einem gefährlichen Mythoskult sowie klassischen Horror-Figuren. Das Szenario bedient sich damit vertrauter Cthulhu-Motive und wandert auf dem schmalen Grad zwischen dichter Atmosphäre einerseits, Kitsch und Vorurteilen andererseits. Gerade wegen seiner dramaturgischen Konventionalität ist es aber entsprechend einstiegsfreundlich und unterhaltsam.
„Unter Tage“ führt die Spielrunde in ein Bergwerk in Ludwigshafen im Jahr 1921. Das klaustrophobische Setting ist gelungen, und die düsteren Stollen funktionieren perfekt als intensiver Hintergrund für die Begegnung mit dem Mythos. „Zuckersüßer Tod“ bietet mit der Stadt Boston und der historischen Melasse-Katastrophe von 1919 einen größeren Rahmen, setzt aber ebenfalls auf eine plötzliche Katastrophe, die einen packenden Überlebenskampf einleitet. Dabei wirkt das Szenario stellenweise etwas konstruiert, nutzt das originelle Setting aber auf eine kreative Weise.
Eine sich eher subtil entfaltende Katastrophe ist der „Todesnebel“. Im dichten Londoner Smog der 1920er verbinden sich Umweltfaktoren und mythologische Entitäten auf stimmige Weise. Genauso packend ist aber auch das turbulente Szenario „Feuer und Asche“, das in die us-amerikanische Universitätsstadt Berkeley führt. Dort eskaliert ein Großfeuer rasant zu einer actionreichen Bedrohung, die spannend inszeniert wird.
Spannende Katastrophen, die sich gut zum Einstieg eignen
Die Gestaltung des Bandes ist hochwertig: Illustrationen, Kartenmaterial und Layout bewegen sich auf gewohnt gutem Pegasus-Niveau. Inhaltlich überzeugt „Katastrophen“ durch die Vielfalt seiner Schauplätze und die kreative Verwebung realer Tragödien mit übernatürlichem Horror. Kleinere Schwächen bestehen in der trotz gelegentlichen Überraschungen vorhersehbaren Einbindung von Mythos-Elementen und allzu starrer Linearität. Dadurch bietet diese Anthologie aber auch äußerst einstiegsfreundliche Szenarien, die durchweg mit dichter Atmosphäre und unterhaltsamen Ideen überzeugen können.
Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.
Cthulhu - Katastrophen
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Rollenspiele |
| Anzahl Songs | 0 |
| Spieldauer | |
| Release | 14.08.2024 |
| Label | Pegasus Spiele |
