Darkthrone - Arctic Thunder

Review

Drei Jahre ist es her, dass DARKTHRONE ihr letztes Full-Length-Album „The Underground Resistance“ veröffentlichten. (Böse Zungen behaupten sogar, das letzte DARKTHRONE-Album sei 22 Jahre her.) Nun kommt das urnorwegische Duo Nocturno Culto/Fenriz mit seinem neuen Album „Arctic Thunder“ um die Ecke, und tada, wieder einmal scheißen die beiden auf die Erwartungshaltungen ihrer Fans und Hater. Nix da mit einfach weitermachen, nix da mit weiter leicht angeschwärztem, punkigem Heavy-Speed-Dings-Metal: „Arctic Thunder“ ist zwar weit davon entfernt, ein „echtes“ Black-Metal-Album zu sein, aber DARKTHRONE tönen darauf so finster und schwarz wie schon lange nicht mehr.

Dabei drehen sich Onkel Fenriz und Onkel Culto gar nicht mal erneut um 180 Grad: „Arctic Thunder“ ist im Vergleich zu seinen Vorgängern kein großer, stilistischer Umschwung. Auch auf Album numero 17 hört man deutlich jene Fuck-you-Attitüde, die nur – und zwar NUR – DARKTHRONE können, diesen speziellen Nekro-Klang. Auch das Prinzip, lieber eine Mischung aus Heavy Metal, Speed Metal und Punk zu spielen als klassischen Black Metal, behalten die zwei Eigenbrötler weiterhin bei. Und dennoch: „Arctic Thunder“ ist schwärzer und düsterer als die letzten DARKTHRONE-Alben zusammengenommen.

„Arctic Thunder“: Zwischen Black’n’Roll und Dooooom!

Dieser Eindruck entsteht in erster Linie dadurch, dass DARKTHRONE auf „Arctic Thunder“ weniger auf punkig-flotte Eingängigkeit setzen als noch auf „Circle The Wagons“ oder „The Underground Resistance“, sondern sich wieder vermehrt um Atmosphäre und Stimmung denn um Attitüde und Catchiness kümmern. Das soll nicht heißen, dass „Arctic Thunder“ nicht eingängig wäre – nein, Songs wie „Burial Bliss“, wie „Inbred Vermin“ oder „The Wyoming Distance“ sind catchy as fuck. Und dennoch liegt das Hauptaugenmerk auf Finsternis: Der Opener „Tundra Leech“ doomt erstmal höchst schwerfällig aus den Boxen und braucht fast zwei Minuten, um das Tempo anzuziehen. Ungewöhnlich? Ja, aber DARKTHRONE wären eben nicht DARKTHRONE, wenn sie ihren Hörern nicht von Anfang an klarmachten, wo der Frosthase langhoppelt.

So geht es weiter: „Burial Bliss“ ist, wie oben bereits erwähnt, höchst eingängig, aber seine Riffs klingen dabei angenehm schwarzmetallisch, Nocturno Culto krächzt sich unangenehm wie eh und je durch die Lyrics, unter dem Strich steht ein im Tempo gemäßigter Black’n’Roll-Klopper. „Boreal Fiends“ beginnt mit Akustikgitarren-Geklimper (ja, wirklich!) und entwickelt sich zu einem fies schleppenden Monster aus tiefschwarzem Groove; der Titeltrack von „Arctic Thunder“ ist mit Thrash-Schlagseite versehen und mit „Throw Me Through The Marshes“ gibt es noch einen weiteren Song mit ordentlichem Doom-Faktor, bevor „Deep Lake Trespass“ fast ganz wie unverfälschter Black Metal klingt. Fast!

DARKTHRONE sind anno 2016 so nah am Black Metal wie schon lange nicht mehr

DARKTHRONE sind eben DARKTHRONE. Was sie als nächstes machen, weiß man nie, und trotzdem kann man in etwa vorhersagen, wie das nächste Album klingen wird. Das, und da dürfen die Kinder der Neunziger gerne meckern, ist die eigentliche große Kunst hinter diesem Projekt: Ein Album aufzunehmen, das gleichzeitig so facettenreich und limitiert, so ungewöhnlich und gewöhnlich klingt, das so viel anders macht als das, was von der Band bekannt ist, und trotzdem einfach nur klingt wie ein weiteres Album eben dieser Band … das können nur DARKTHRONE!

Für Leute, die DARKTHRONE auch nach „Transilvanian Hunger“ noch etwas abgewinnen konnten, ist „Arctic Thunder“ damit ein Pflichtkauf. Und für die anderen … nee, sorry Jungs und Mädels, wieder keine Rückbesinnung auf alte Tugenden. Aber, und deshalb dürfen auch frostige Puristen ein Ohr riskieren, so nah am Black Metal wie auf „Arctic Thunder“ waren DARKTHRONE schon lange nicht mehr.

12.10.2016
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