Darkthrone - NWOBHM EP

Review

Ich glaube, das letzte DARKTHRONE-Album ist allgemein eher nicht sehr gut angekommen, besonders bei den Hardcore-Black-Metallern nicht. Mir hat’s gefallen, und zwar sehr gut, weil die Songs wirklich knackig, rotzig und dreckig waren. Gefühlt ist das ein knappes Vierteljahr her, in Wirklichkeit sind es dann doch etwa eineinhalb Jahre. Jetzt, als Vorbote des kommenden Albums „Fuck Off And Die“ (müsste das 412. sein, glaube ich), eine Vorab-EP im Digipack namens „New Wave Of Black Heavy Metal“.

Leider haben die vier Songs darauf nicht den Zug, gleich eine ganze Musikbewegung einzuleiten. Die Zeiten sind sogar für die Black-Metal-Veteranen vorbei. „Wisdom Of The Dead“ ist ein eher dümpelnder, völlig durchschnittlicher Song, der weder in die Black-Metal- noch in die Heavy-Kategorie passt. Sieht man den Song objektiv, besteht er aus einer Handvoll vermutlich halb gejammter Riffs, für Fenriz typischem, aber erschreckend drucklosem Drumming und einem lieblos hingeknurrten, verzerrten Gesang, wie er vor 25 Jahren bei VENOM und CELTIC FROST schon mehr Eier hatte. Dafür ist der Text super und erinnert an die seligen „Panzerfaust“-Zeiten.
„Canadian Metal“ hat Fenriz geschrieben – den Unterschied hört man, weil mehr Zug, mehr Rock, mehr Wiedererkennbarkeit durchscheint. Der Song hätte auch relativ gut auf „The Cult Is Alive“ stehen können, wäre dort aber auch einer der schlechteren Tracks gewesen. Eindeutig ein angeschwärztes Punkstück, das gut von HELLHAMMER stammen könnte. Wer aber braucht 2007 noch HELLHAMMER?
Der dritte und beste Song ist „Hedninger Fra Helvete“, zum einen verbreitet der norwegische Text einfach Stimmung, zum anderen scheint das ein oder andere Riff ein Überbleibsel aus der „Transilvanian Hunger“-Session zu sein, nur zu meinem Leidwesen diesmal ausarrangiert. Das Stück endet, vermutlich, damit die Spielzeit der EP nicht unter eine Viertelstunde fällt, mit einem ENSLAVED-artigen sphärischen Riff, das das Lied zwei Minuten lang ausleitet.
Das ehrlich gesagt völlig miese und nutzlose TESTORS-Cover „Bad Attitude“ kann man getrost ignorieren, und das nicht nur wegen Spielzeit von gut eineinhalb Minuten.

Die Frage ist, was DARKTHRONE mit dieser vollkommen überflüssigen EP bezwecken wollen. Wirklich exklusives Material ist, bis auf „Hedninger…“ und „Bad Attitude“, nicht drauf. Die Hälfte des Materials ist einer Veröffentlichung kaum würdig. Dieses Ding ist Geldmacherei der frechen Art, und dass DARKTHRONE eines Tages so weit gehen würden, hätte ich nicht gedacht. Dazu kommt, dass sie musikalisch von Jahr zu Jahr gesichtsloser werden („The Cult…“ ist offenbar eine Ausnahme). Würde eine Band von 17 Jahren Durchschnittsalter, nennen wir sie mal THRONEDARK, heutzutage diese EP aufnehmen und sie als Demo rausbringen, schwöre ich Stein und Bein, dass jedes Magazin das Teil in der Luft zerreißen würde – ganz abgesehen von den Musikerkollegen, die THRONEDARK wegen ihrer stümperhaften Soli auslachen würden, und auch abgesehen von Labels, die THRONEDARK im Leben keine Chance auf einen Plattendeal zustehen würden. Stimmt nicht? Dann kauft diese EP und überlegt in einem halben Jahr nochmal, wie oft ihr sie aus dem Schrank genommen habt. Ich sage: kein einziges Mal, und werfe derweil „Panzerfaust“ ein.

03.08.2007

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4 Kommentare zu Darkthrone - NWOBHM EP

  1. Matthias sagt:

    Ich wiederhole mich nur ungern, aber scheinbar haben die beiden DARKTHRONEler ein Faible für Müll entwickelt. Diese EP ist genauso Schrott wie die beiden unsäglichen Veröffentlichungen davor. "Too Old Too Cold" und "The Cult Is Alive" sind nur etwas für die Tonne; mehr kann man damit nicht anfangen. Kein Biss, das letzte Quentchen Dunkelheit ist flöten gegangen und es regieren stümperhafte Rotzigkeit und Minimalismus, wie er von jeder Demoband beherrscht wird. Da besitzen ja STRIBORG stellenweise mehr Magie… In den Abfall damit!

    3/10
  2. Anonymous sagt:

    ich muss jetzt mal dagegenhalten: finde diese EP auf jeden fall besser als die "too old too cold" und ich denke sie wird auch öfters als die in meiner stereoanlage landen.

    der opener "wisdom of the dead" bleibt leider im midtempobereich, CULTOs stimme ist jedoch extrem böse wie immer und seine performance gibt dem song wieder mal das richtige darkthrone-feeling.

    canadian metal klingt zwar wirklich extrem nach anfang 80er venom, ist aber meiner meinung nach keine schlechte nummer, sondern macht richtig laune zum mitgröhlen.

    der exklusivtrack "hedninger fra helvete" ist meiner meinung nach der beste track der EP… besonders der anfang, welcher sehr an ILDJARN erinnert ist gut gelungen.

    die coverversion ist ok… ob das nun darkthrone ist darüber lässt sich streiten.

    3 punkte abzug wegen der aktuellen veröffentlichungspolitik von darkthrone, welche wirklich eine schweinerei ist. cover sowie der eine exklusivtrack hätten ohne weiters auch fürs volle album gepasst. die TESTORS coverversion war schon auf der 7" forebyggende krig die ich idiot mir natürlich teuer kaufen musste um den song nun auf dieser EP wiederzufinden.

    7/10
  3. ex-drummer sagt:

    Das Sickman keine Ahnung vom Black Metal hat, hat er nicht erst mit diesem Kommentar hier bewiesen. The Cult is Alive ist ein abgefeiertes Werk, auch oder gerade unter den Black Metal Puristen, denn die konnten mit den gesichtslosen Werken seit Total Death nichts mehr anfangen. Das waren nur die Newbies die danach noch einen Pfennig auf Darkthrone gegeben haben, die Puristen selbst hatten sich da schon längst verabschiedet.

    5/10
  4. sickman sagt:

    @ex-drummer – wer hat dir denn ins Bein geschossen? Naja, immerhin dürfen wir uns ja ab jetzt an einem unverkennbar allwissenden Black-Metal-Puristen erfreuen, der unser (einst) unwürdiges Zine ab sofort mit seinen äußerst informativen und sachlichen Beiträgen ehrt und metal.de somit in die Stufe der Würdigen erhebt. Danke 😉

    3/10