Demolition Hammer - Tortured Existence (Re-Release)

Review

Zerfleddert, tätowiert und asozial. Die etwas eingestaubten Bandbilder gehen mit der Musik weitgehend konform – und das sollen Vorbilder sein? Jedenfalls ist zu vermuten, dass sie es waren, was im Vergleich mit jüngeren Thrash-Kombos mehr als deutlich werden dürfte. Allerdings werden die New Yorker nur ganz selten mit den typischen Thrash-Ikonen aus den frühen Achtziger- und Neunziger-Jahren genannt, auch das angesichts der hochwertigen Musik nicht vollständig gerechtfertigt. Dahingehend kommt es gerade recht, dass die beiden bestechenden ersten Alben nun als Re-Release erhältlich sind und somit ins Gedächtnis Vieler gerufen werden können, die nur jene moderne Bands kennen, die sich hier, ganz in Elster-Manier, reichlich bedient haben.

DEMOLITION HAMMER stehen für weitgehend einfach gestrickten Urzeit-Thrash, kombiniert mit charakteristischen, wie es die Band so schön nennt, “Riot-Vocals“ – sprich eine Art Chorgesang der gesamten Gruppierung, ein dicker Mittelfinger was die moderne Interpretation solcher angeht. Das scheint ein New Yorker Phänomen zu sein, denn auch CARNIVORE haben gerne mal mit dem Männerchor Marke Primatentreff herumhantiert. Die wesentliche Stimmgewalt hat ansonsten Basser Steve Reynolds in der Hand, dessen Organ einen guten Anteil am Aggro-Charme von DEMOLITION HAMMER hat. Dieser erinnert grob gesagt etwas an Rob Dukes von EXODUS, obgleich mir Reynolds noch hitzköpfiger erscheint – wer EXODUS schon mal Live erlebt hat, der weiß, was das zu heißen hat.

“Tortured Existence“ eröffnet zwar eine wunderbar prähistorisch wirkende Thrash-Aura, ist aber instrumental wahrhaftig gar nicht so primitiv, wie es jetzt womöglich angeklungen sein mag. Die Riffs kann man zwar beim besten Willen nicht als besonders filigran bezeichnen, dafür bestechen sie aber durch absoluten Schädelspalter-Charakter und gute Einprägsamkeit. Das I-Tüpfelchen erhält die Saitenfraktion durch die klassischen Soli, bei denen die armen Gitarren ekstatisch vergewaltigt werden. Getragen wird das Ganze durch das tighte Drumming von Vincent Daze, der 1996 leider dem tödlichen Gift eines Kugelfisches zum Opfer fiel. OCCULT bzw. LEGION OF THE DAMNED gehören zwar selber schon länger zur Szene, doch dass die Jungs gerade unter ihrem neuen Namen nicht davor scheuen, sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken, sollte bereits hinreichend bekannt sein. So wundert es auch in diesem Fall nicht, dass das Anfangsriff von “.44 Caliber Brain Surgery“ verdächtig an “Son Of The Jackal“ der Holländer erinnert.

Zusammenfassend ist es nur verdient, dass hiermit endlich noch mal an diese oftmals zu unrecht vergessene Perle erinnert wird. Und das in einer Form die sich durchaus sehen lassen kann, auch wenn die als Bonus enthaltenen Live-Tracks die wahnsinnige Bühnenaktivität der Amerikaner, aufgrund ihrer wirklich schäbigen Produktionsqualität, nur erahnen lassen. Nichtsdestotrotz ein schönes Angebot, dass ich jedem Thrash-Fan nur ans Herz legen kann – wenn er denn nicht schon die Originale im Schrank stehen hat.

22.11.2008

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