Helloween - Keeper Of The Seven Keys - The Legacy

Review

Was haben Helloween, Iron Maiden und Metallica gemeinsam? Jeder neue Output von ihnen wird unweigerlich mit Werken verglichen die bereits 20 Jahre alt sind und zu absoluten Klassikern des Genres gehören. Was hat das für eine Konsequenz? Keine neue Veröffentlichung kann mit den alten Werken mithalten und wird von einer eingeschworenen Gemeinschaft regelmäßig verrissen. Wie viel Sinn hat es, neue Alben mit Scheiben zu vergleichen die in einer schnelllebigen Musikindustrie bereits vor langer Zeit Algen angesetzt haben? Wenig.
Und deswegen machen wir es hier auch ganz anders. Tun wir so als würde niemand von uns den Namen Helloween kennen und schenken wir uns jeden Querverweis. Zugegebenermaßen könnte der Leser jetzt das absolut hieb- und stichfeste Gegenargument bringen, dass eine Scheibe die denselben Namen wie diverse Klassiker trägt, auch durchaus einen Vergleich erdulden muss, aber dieses Argument wurde schon so oft tot diskutiert dass wir es hier einfach mal beiseite lassen. Oder um wieder an meine Einleitung anzuknüpfen: Welchen Sinn hat es, ein neues Album genauso zu benennen wie zwei 20 Jahre alte Platinplatten? Kaum einen. (von der komerziellen Ausschlachtung mal abgesehen)
Also dann: Auf in unbekanntes Terrain! Die beiden großartigen Songs ‚Mrs. God‘ und ‚The King for a 1000 Years‘ könnten bereits von der Singleveröffentlichung bekannt sein, und wie nicht anders zu erwarten gehört letztgenannter 14-Minüter zusammen mit dem ähnlich langen ‚Occasion Avenue‘ zu den absoluten Highlights der Doppelplatte. Nicht nur dass beide Tracks auf absoluten Ohrwurmriffs aufbauen (wobei ‚Occasion Avenue‘ eindeutig der moshlastigere von beiden ist), durch eine konsequente Dynamik werden die Nummern auch absolut nicht langweilig und wachsen im Gegenteil sogar bei jedem Durchlauf immer mehr.
Das trifft nebenbei auch auf die restlichen Songs zu, denn trotz der erwartet hohen Melodielastigkeit stecken in den Songs jede Menge Details und Spielereien. Weitere Highlights sind hierbei ‚Pleasure Drone‘, das rocknrollige ‚Do you know what you’re fighting for‘, das düster-fetzende ‚The Shade in the Shadows‘ oder der völlig gelungene Abschlusstrack ‚My Life for One more Day‘. Als Kritikpunkt ist anzumerken, dass die vielen experimentellen (modernen wie auch klassischen) Einflüsse die in die Songs eingearbeitet sind eigentlich nur aus den Strophen richtig rauszuhören sind, und die Refrains unkonsequenterweise oftmals nach dem klassischen Ohrwurm-Hymne-Trallala-Prinzip funktionieren. Das macht sie zwar nicht weniger ohrwurmig, wirkt aber auch nicht sonderlich originell.
Dennoch ist ‚Keeper of the Seven Keys – The Legacy‘ bislang dass beste Powermetalalbum das dieses Jahr veröffentlich wurde und dürfte wie erwartet die Hallen auf der kommenden Tour mit Primal Fear ordentlich füllen. Die Scheibe erscheint im schicken Digipack inklusive dem Video von ‚Mrs. God‘ – und dank des Labelwechsels von Nuclear Blast zu SPV dürfen wir dieses Mal wohl glücklicherweise auf Special Editions mit Plüschkürbissen und aufklappbaren Papphasen verzichten.

08.11.2005
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