Impaled Nazarene - Road To The Octagon

Review

Rechtzeitig zu ihrem Zwanzigjährigen stehen IMPALED NAZARENE mit einem neuen Langeisen auf der Matte. Natürlich gibt es von den Finnen keine Best-Of (wie sollte eine solche Zusammenstellung auch funktionieren?) oder aufgewärmtes Zeugs, sondern ein gutes Dutzend nagelneue Songs. Und das genau so, wie es die Finnen am besten beherrschen: Knapp über eine halbe Stunde Hochgeschwindigkeitsgetrümmer, Hysterie, Misanthropie, ein paar doppelstimmige Gitarrenleads und hyperschnelle Soli, zur Abwechslung ein paar langsame Passagen – fertig! Natürlich funktioniert „Road To The Octagon“ wieder nach dem bewährten Muster, was ja nicht weiter schlimm ist.

Aber der Reihe nach: Den Anfang macht das schon bekannte „Enlightenment Process“, zu dem ein schickes, rumpeliges Video im Stile von „Tanz der Teufel“ gedreht wurde. Ein recht simpler Song, aber sehr eingängig und vor allem geschickt in Szene gesetzt. Noch schneller zur Sache kommt „The Day Of Reckoning“, das zunächst speedpunkig daher kommt, dann mit Blastbeats und flirrenden Gitarrensoli punktet. „Corpses“ ist deutlich thrashlastiger, und rechtzeitig zum Hauptthema packt Gitarrist Tomi Ullgren die Brechstange aus. „Under Attack“ zeichnet sich vor allem durch seinen Text aus: Es dreht sich dabei unter anderem um Engel, also genau den lyrischen Stoff, den man von IMPALED NAZARENE erwartet. „Tentacles Of The Octagon“ bietet neben Geschredder und Blastbeats einige ungewöhnliche Rifffolgen, während „Reflect On This“ wieder auf Speedpunk setzt. Zur Abwechslung mit einem schicken Gitarrensolo.

Nach dem flotten, aber unspektakulären „Convulsing Uncontrollably“ drosseln die Finnen erstmals das Tempo – ausgerechnet beim obligatorischen Goat-Song. Nach kurzem, melodischem Intro setzt es aber die gewohnte Dosis Geschepper, inklusive eines grandiosen Refrains, weswegen „Cult Of The Goat“ der beste Song des Albums ist. Kurz und knapp werden „Gag Reflex“ (mit einem bohrenden Basslauf), „The Plan“ und „Silent And Violent Type“ zerhackstückt: Ein oder zwei Riffs reichen aus. Kennt man ja bereits, trotzdem nicht schlecht. Folgt das hyperschnelle „Execute Tapeworm Extermination“ sowie als Rausschmeißer das differenziertere „Rhetoric Infernal“, bei dem Mr. Ullgren ein wenig Variabilität ins Spiel bringt.

Nichts Neues also von IMPALED NAZARENE, und keine großen Überraschungen. So wäre die negative Lesart des oben genannten. Andererseits ist „Road To The Octagon“ aber ein ungemein kompaktes, in sich geschlossenes und rauschendes Album geworden, das sich keinen echten Durchhänger erlaubt. Und obwohl es sich derselben Zutaten wie die Vorgängeralben bedient, klingt es doch wieder ein bisschen anders: Gerade im Kontrast zu „Manifest“ zeichnet sich die Scheibe durch sein durchgehend hohes Tempo aus. Na klar, Abwechslung geht anders, aber das erwartet doch auch niemand ernsthaft. Außerdem ist es doch äußerst bemerkenswert, dass die Finnen auch nach zwanzig Jahren noch ein Album vor den Latz knallen, das keine Nachwuchskapelle kompromissloser hinkriegen könnte. Wer also mit den letzten Alben von IMPALED NAZARENE etwas anfangen konnte, wird „Road To The Octagon“ lieben.

03.12.2010

- Dreaming in Red -

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