Impaled Nazarene - Vigorous And Liberating Death

Review

Galerie mit 13 Bildern: Impaled Nazarene - Party.San Metal Open Air 2022

Sind wir ehrlich, die zwingenden IMPALED NAZARENE-Scheiben liegen mittlerweile ganze zwei Dekaden zurück: Es waren die psychopathische „Tol Cormpt Norz Norz Norz…“ 1992, die genial-brutale Black-Metal-Abrissbirne „Ugra-Karma“ 1993 und die lässig-rotzige, teils semi-balladeske „Suomi Finland Perkele“ im Folgejahr, mit denen sich die abgedrehten Finnen um Schreihals Mika Lutinnen ihren Platz in den Analen der extremen Musik sicherten. Mit den drei Nachfolgewerken „Latex Cult“, „Rapture“ und „Nihil“ wurde dieses Erbe zwar würdig verwaltet, aber spätestens zur Jahrtausendwende war eigentlich alles gesagt. Das sahen IMPALED NAZARENE anders und so erschien weiterhin Platte auf Platte; mal mehr, mal weniger gelungen, mal einen Hauch melodischer, mal noch einen Ticken rasanter – so intensiv und beseelt wie in den Anfängen aber sollte es nie wieder werden.

„Vigorous And Liberating Death“ kann sich – vier Jahre nach der unspektakulären „Road To The Octagon“ – nun die Nummer Zwölf ans Revers heften. Musikalisch verändert hat sich fast nichts und doch haben IMPALED NAZARENE mit ihrer großen Tradition gebrochen: Im Gegensatz zu allen elf Vorgängerscheiben findet sich kein bis dato obligatorisches „Goat“-Liedchen mehr. Das war sie also, die Überraschung – eine Enttäuschung. Ansonsten kredenzt man den patentierten IMP-NAZ-Klang: Black Metal mit den üblichen Punk- und Thrash-Metal-Spurenelementen.

Die Finnen gefallen sich aktuell offenbar bei etwas gedrosseltem Tempo und Temperament besser, wie sich an eingängig-gemäßigten Dreiminütern wie „Flaming Sword Of Satan“ – welches man übrigens auch auf dem Cover bewundern darf – zeigt. Ein vollends überzeugender Mitgröhl-Schädelspalter à la „Goat Sodomy“ von „Pro Patria Finlandia“, einem der besseren IMPALED NAZARENE-Alben des dritten Jahrtausends, ist nicht dabei. Und selbst den schnellen, gefälligen Zerhackstückern namens „Patholocial Hunger For Violence“, „Kuoleman Varjot“ und „Dystopia AS“ fehlt es verglichen mit früheren Veröffentlichungen ein bisschen an Vehemenz. Auf der Hysterie-Skala jedenfalls erreichen sie nicht mehr die Werte der von Mikas ehemals merklich höherem Geschrei veredelten Hochgeschwindigkeitsattacken, die sich noch auf den letzten Langeisen fanden – etwa „Original Pig Rig“ auf „Manifest“ und „Execute Tapeworm Extermination“ auf „Road To The Octagon“. Um den Hörer die knappen 33 Minuten lang bei Laune zu halten, bringen die vier Finnen mit kurzen, gesprochenen Passagen („Vestal Virgins“), triumphierend-gehässigem Lachen („Apocalypse Principle“) oder dem Zischen eines Kronkorkens („Drink Consultation“) ein paar Farbtupfer ins Spiel. Echte Ideen hingegen? Fehlanzeige!

Obwohl sich IMPALED NAZARENE vier Jahre lang Zeit gelassen haben, ist „Vigorous And Liberating Death“ nur ein weiteres Stück solider Fließbandarbeit geworden – und sicherlich eines ihrer zahmsten bisher; nettes Gekloppe, das kaum jemandem weh tut. Wenn man das akzeptiert, kann man der Platte durchaus etwas abgewinnen. Nichtsdestotrotz fragt man sich vielleicht, warum so viele Formationen, die ihrem Stil über Jahrzehnte mehr oder minder treu bleiben, im späteren Verlauf ihrer Karriere fortwährend und ungeniert latent bemüht wirkenden Krempel veröffentlichen, der von ihren alten Platten schlicht und einfach an die Wand geblasen wird. Schade, dass einem solche Gedanken mittlerweile auch bei dieser einst so herrlich unangepassten, extremen Truppe kommen. Darf man trotz ihrer vielen Jahre im Musikgeschäft nicht ein bisschen mehr Brisanz von einer Band erwarten, die früher einmal den totalen musikalischen Irrsinn, die Vergewaltigung eines halben Zoos durch den Gehörnten höchstpersönlich, auf Band brachte? Jungs, macht euch das tatsächlich selbst noch so richtig Spaß?

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08.04.2014

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1 Kommentar zu Impaled Nazarene - Vigorous And Liberating Death

  1. Bluttaufe sagt:

    Recht langweiliges und unspektakuläres Werk der Finnen. Allein schon die drucklose & dumpfe Produktion, welche klingt als hätte man sie am heimischen PC aufgenommen, wirkt schrecklich. Alles wirkt irgendwie handzahm. Mika klingt bei weitem nicht mehr so giftig wie damals und wirkt hier eher lustlos. Lustlos wirkt eigentlich das gesamte Album.
    Würde nicht ImpNaz drauf stehen, wäre das Ding eine nette undergroundige Metal-Punk Scheibe im Demo Stil für Zwischendurch. Aber als reguläre ImpNaz Veröffentlichung wirklich schwach!

    4/10