Insomnium - Heart Like A Grave

Review

Am 04.10.2019 ist es so weit und wir können endlich „Heart Like A Grave“, das nunmehr achte INSOMNIUM-Album, in den Händen halten. Wenn es eine Band gibt, die den finnischen Melodic Death perfektioniert – wenn nicht gar selbst geprägt – hat, dann ist es ohne Zweifel INSOMNIUM. Nachdem sie ihren Stil bis zum 2014er „Shadows Of The Dying Sun“ immerfort weiterentwickelt hatten und Songwriting-technisch in immer neue Höhen vorgedrungen waren, machten sie mit dem 2016er „Winter’s Gate“ einen Cut und versuchten sich an etwas für sie ganz Neuem. Ein Album, das aus einem 40-minütigem Stück besteht, sozusagen der ultimative progressive Abstecher, und dann auch noch auf Basis einer von Fronter Niilo Sevänen selbst geschriebenen Kurzgeschichte.

INSOMNIUM bleiben INSOMNIUM

Ihren unverkennbaren Stil haben INSOMNIUM aber glücklicherweise auch da beibehalten und verzückten ihr Publikum mit sehnsüchtigen Melodien, vielschichtigen Gitarren-Eskapaden und der Kombination aus rough und clean Vocals. „Heart Like A Grave“ geht mit seinen insgesamt zwölf getrennten Stücken wieder traditionellere Wege, ist mit gut 70 Minuten Laufzeit (inkl. Bonustracks) dafür ein gutes Stück länger als alle bisherigen INSOMNIUM-Alben. Inhaltlich hat man sich wieder der nordischen Melancholie verschrieben; diesmal sogar noch ein wenig mehr als sonst. Die bisher veröffentlichten Videos visualisieren Verlust und Trauer zudem in einem Maße, das selbst für die düsteren Finnen neu ist.

„Heart Like A Grave“ bewährt sich auch auf lange Sicht

Aber kommen wir dazu, wie „Heart Like A Grave“ nun geworden ist. Einen ersten Eindruck konnten wir uns schon bei der Listening Session in Finnland verschaffen, zu der INSOMNIUM eingeladen hatten. So viel vorweg: Der auf Anhieb sehr positive Eindruck hat sich mit jedem weiteren Hördurchlauf weiter verfestigt. Das Intro zum Opener „Wail Of The North“ wirkt wie eine Fortführung von „Winter’s Gate“ und schlägt damit die perfekte Brücke zwischen den beiden Werken. Bereits der nächste Song „Valediction“, der auch als Single veröffentlicht wurde, stellt sich dann als einer der Hörtipps auf „Heart Like A Grave“ heraus. Ebenso „Pale Morning Star“, das mit fast neun Minuten von allen Stücken den größten Raum auf dem Album einnimmt.

Doch auch „Neverlast“ und „And Bells They Toll“ sollten nicht unerwähnt bleiben. Beide überzeugen auf ihre ganz eigene Weise. Während es bei „Neverlast“ eine sehr charakteristische Gitarrenmelodie und ein mitreißendes Finale sind, die einen in ihren Bann ziehen, sind es bei „And Bells They Toll“ ein fast doomiger Vibe und der mittlerweile zweistimmige Klargesang von Ville Friman und Jani Liimatainen. Obwohl „Heart Like A Grave“ ein Album ist, das am besten in seiner Gänze gehört werden sollte, sind aber noch „Twilight Trails“ und „Karelia“ als Tipps zu nennen. Beide Stücke setzen – wie fast alle auf dem Album – die Akustikgitarre und das Klavier in Szene, denen mehr Raum gegeben wird als bisher, und die dem großen Ganzen eine weitere Portion Dramatik verleihen.

Jammern auf hohem Niveau

INSOMNIUM haben mit „Heart Like A Grave“ ein für sie sehr typisches Album abgeliefert, das allerdings trotz der vertrauten Elemente von einer Weiterentwicklung zeugt. Diese Entwicklung war bereits „Winter’s Gate“ anzuhören, das die Band aufgrund seines engen Konzepts aber vielleicht doch ein wenig an der vollen Entfaltung gehindert hat. Das ein oder andere Stück braucht möglicherweise einen extra Durchlauf, und ein Kracher wie „While We Sleep“ ist auf „Heart Like A Grave“ nicht wirklich vertreten, doch am Ende gibt es kein Stück, das nicht gefällt, und so haben INSOMNIUM auch hier wieder einen Volltreffer gelandet, der höchstens kleine Abzüge zulässt. Diese gibt es dann dafür, dass doch nicht alle Stücke auf Anhieb zünden und wirkliche Headbang-Orgien ausbleiben. Doch das ist, wie so oft, Jammern auf hohem Niveau.

20.09.2019

headbanging herbivore with a camera

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