Insomnium - Since The Day It All Came Down

Review

In Finnland wachsen die Melodien ja bekanntlich auf Bäumen, und so verwundert es nicht, dass sich auch Insomnium an diesem reichhaltigen Schatz bedienen und aus den geernteten Früchten einen gar süßen Saft pressen, der nach erfrischendem, melodischem Death Metal schmeckt und ganz leicht reinläuft. Mit dem Ohr schmeichelnden, melodischen Leads, akustischen Einsprengseln und sparsam eingesetzten, sehr stimmungsvollen Keyboardakzenten hält man sich zwar brav an das Reinheitsgebot, schafft es aber trotzdem, das ganze nicht altbacken oder ausgelutscht klingen zu lassen. Die Vorbilder, die hier offensichtlich Pate standen, sind schnell ausgemacht: mit Sentenced, Dark Tranquillity und teilweise gar Opeth hat man sich nur die Crème ausgesucht und macht ihr mit „Since The Day It All Came Down“ alle Ehre! Besonders beim Opener und Titeltrack ist eine deutliche Inspiration durch das letzte Dark Tranquillity Werk nicht zu überhören, was jetzt jedoch keine Kritik darstellen soll; vielmehr klingt der Song wie eine interessante Neuinterpretation von „Final Resistance“, sodass die offensichtlichen Anleihen schnell verziehen sind. Insgesamt überrascht das Album durch einen ausgeprägten Abwechslungsreichtum, der gekonnt harte Uptempo Parts mit akustischen, clean gesungenen, nachdenklichen Passagen verbindet und dabei Wechselbäder an Stimmungen in der Art erzeugt, wie sie Opeth perfektioniert haben. Durch diese Unvorhersehbarkeit schaffen es die vier Finnen geschickt, sich der Falle zu entziehen, in die viele ihrer Melo-DM-Kollegen tappen, nämlich sich selbst zu wiederholen und damit austauschbar zu werden. Und dabei haben sie es nicht einmal nötig, ihren Sound durch elektronische Spielereien zu verschlimmbessern, wie es ja in letzter Zeit leider bei vielen Kombos mangels songwriterischer Einfälle Mode geworden ist. Im Gegenteil: durch gut platzierte, dennoch rare folkloristische Elemente schaffen sie es, dem Album eine zusätzliche Ebene zu geben, die hier und da immer wieder durchscheint, und so zu der Frische beiträgt, die das Album vermittelt. Angesichts der Tatsache, dass es sich hier erst um das Zweitwerk der Buben handelt, darf man sicher gespannt sein, was die Zukunft noch alles bringen mag. Für den jetzigen Zeitpunkt haben sie die Grenzen des Genres schön ausgelotet und die Regeln zu ihrem Vorteil ausgelegt. Bleibt zu hoffen, dass ihnen für die Zukunft nicht die Ideen ausgehen!

19.04.2004
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