Insomnium - Songs Of The Dusk

Review

Nachdem INSOMNIUM im Februar ihr aktuelles Album „Anno 1696“ veröffentlicht hatten, folgt nun mit „Songs Of The Dusk“ eine neue EP. Wobei, wirklich neu?

„Songs Of The Dusk“ – bisher nur als Bonus erhältlich

Die Songs der „Songs Of The Dusk“ EP waren bereits Teil des Ltd.-Deluxe-2CD-Artbooks von „Anno 1696“. Für alle Fans, welche nicht in den Genuss dieser limitierten Ausgabe kamen, gibt es nun diese EP. Aufgenommen in derselben Session wie das Album, gemischt von Jaime Gomez Arellano in den Orgone Studios. Das Mastering übernahm Tony Lindgren in den Fascination Street Studios. Und, Achtung Spoiler, es lohnt sich! Denn nicht umsonst wurden INSOMNIUM mit „Anno 1696“ damals unser Soundcheck-Sieger.

INSOMNIUM – die Finnen erleben ihren zweiten Frühling

Es ist so etwas wie ein zweiter Frühling, den INSOMNIUM da erleben. Solch eine positive Redewendung für ein wieder einmal finsteres Werk voller Melodic Death Metal der finnischen Dauer-Melancholiker zu verwenden, mag nur auf den ersten Blick unpassend sein. Tatsache ist aber, dass „Anno 1696“ das stärkste Album seit „Shadows Of The Dying Sun“ (2014) ist, einige wenige Neuerungen einführte und gleichzeitig auch viele alte Fans der Band wieder abgeholt hat. Und logischerweise schlägt „Songs Of The Dusk“ in dieselbe Kerbe.

Inhaltlich erzählen INSOMNIUM die von Fronter Niilo Sevänen erdachte epische Geschichte weiter, in welcher die dunkle, unruhige Vergangenheit Nordeuropas mit Hexen, Aberglauben, Blutlust, Wahnsinn und Werwölfen thematisiert wird. Die EP bietet so etwas wie ein alternatives Ende, etwas weniger tragisch, im INSOMNIUM Kontext versteht sich – alle sind tot außer den Wölfen. Zweiter Frühling!

INSOMNIUM finden die Schönheit in der eisigen Kälte

„Songs Of The Dusk“ startet mit „Flowers Of The Night“ gleich typisch INSOMNIUM – feinster finnischer Melodic Death Metal, wie man ihn von den Finnen gewohnt ist. Dynamisch zwischen Härte und emotional ergreifender Melancholie. Kraftvolle Growls, Akustik-Gitarrenparts mit folkigen Melodien, feine Leads, groovige Rhythmen. Insbesondere den Gitarren wurde hier viel Raum gegeben, das Stück hätte ähnlich auch gut auf „Heart Like A Grave“ (2019) gepasst. Das epische, fast siebenminütige „Stained In Red“ ist rhythmisch vertrackt, etwas progressiver und wechselhaft, viel Double-Bass, einnehmende Harmonien, Bombast und mit dem zusätzlichen Orgel-Einsatz auch wieder ziemlich originell und gleichzeitig einer der härtesten Songs von INSOMNIUM. Der dynamische, cineastisch angelegte Titelsong erstreckt sich über neun Minuten und lebt von seinen zahlreichen Stimmungen, Wechseln und Wandlungen und einem fast schon versöhnlichen Ende. Natürlich finden wir darin die für die Finnen so typischen harmonischen und melodiösen Gitarrenparts und den akzentuierenden klaren Gesang. Alles, was man an INSOMNIUM schätzt, findet man hier in komprimierter Form. Die Finnen sind perfekt darin, die Schönheit in der eisigen Kälte zu finden und in atmosphärisch dichte Musik zu gießen.

„Songs Of The Dusk“ glänzt genauso, wie es „Anno 1696“ seit Anfang des Jahres tut. INSOMNIUM sind weiter gereift und überraschen dennoch in ihrem musikalischen Kosmos, so dass auch diese EP wunderbar frisch klingt und eine tolle Bereicherung des Gesamtkatalogs der Finnen ist.

28.10.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version