Iron Maiden - Fear Of The Dark

Review

Nach dem enttäuschenden „No Prayer For The Dying“ sowie dem Ausstieg von Gitarrist Adrian Smith, stellt „Fear Of The Dark“ den nächsten Einschnitt in der Karriere von IRON MAIDEN dar. Erstmalig steuert nämlich nicht Derek Riggs das Artwork zum Album bei. Stattdessen darf der englische Künstler Melvyn Grant Eddie in Szene setzen. Aufgenommen wird die Platte, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, in einem richtigen Studio. Zum letzten Mal sitzt dabei Produzent Martin Birch hinter den Regeln. Im Anschluss an „Fear Of The Dark“ wird er in Rente gehen. Doch zuvor sorgt er für ein letztes Aufbäumen der Band vor ihrem vorläufigem Abstieg.

Eröffnet wird „Fear Of The Dark“ vom knackigen „Be Quick Or Be Dead“. Komponiert haben das Stück Bruce Dickinson und Janick Gers, der damit sein Songwriting-Debüt bei IRON MAIDEN gibt. Der harte, aggressive Einstieg ins Album wirkt wie eine gelungenere Version von „Invaders“, welches seinerzeit „The Number Of The Beast“ eröffnet hat. Ohnehin machen kurze Stücke, die direkt auf den Punkt kommen, den Großteil des Songmaterials auf „Fear Of The Dark“ aus. So geht auch die Mitsing-Nummer „From Here To Eternity“ direkt nach vorne. Auffällig ist, dass Dickinson in vielen Songs weitaus rauer singt, als von ihm gewohnt. Sein opernhafter Gesangstil kommt auf dem neunten IRON MAIDEN-Langdreher ungewöhnlich selten zum Einsatz. Der Ausnahmefrontmann passt seine Stimme an die harten und schnörkellosen Songs an.

Iron Maiden haben für jeden etwas dabei

Trotzdem kommen natürlich auch die Fans der epischen MAIDEN-Songs voll auf ihre Kosten. Der erste davon ist „Afraid To Shoot Strangers“, einer der wenigen Songs, die es auch nach der „Fear Of The Dark Tour“ noch in die Setlist der Band schaffen sollten. Inspiriert wurde der Text vom Anfang der 90er wütenden Golfkrieg. Dementsprechend baut die Band hier eine düstere und bisweilen melancholische Atmosphäre auf. Trotzdem liefert der Song  jede Menge MAIDEN-typischer Melodien und der Refrain setzt sich sofort ins Ohr.

Doch der große Wurf der Platte gelingt der Band mit dem Titelstück. „Fear Of The Dark“ ist der absolut perfekte MAIDEN-Epic. Mitsing-Parts en masse treffen auf catchy Riffs und Dickinson singt sich die Seele aus dem Leib. Von leisen Tönen bis heftigen Schreien ruft er die gesamte Bandbreite seines Könnens ab. Derweil peitschen Harris und McBrain die Band mit treibenden Rhythmen nach vorne. Gekrönt wird der Song von mitreißenden Soli des Duos Murray/Gers.

Die Kurve nicht ganz gekriegt

Bevor die Platte zu ihrem grandiosen Abschluss kommt, dümpeln IRON MAIDEN aber lange Zeit im Mittelmaß vor sich hin. Bis auf die wenigen schon genannten Highlights, gelingen den Engländern auf „Fear Of The Dark“ kaum Songs, die sich wirklich in den Gehörgängen festsetzen. Viele Stücke, wie etwa „Fear Is The Key“ oder „The Fugitive“, kommen nicht über das Prädikat „okay“ hinaus. Mit „Childhood’s End“ gelingt der Band zumindest noch ein einprägsamer Refrain. Doch der Biss früherer MAIDEN-Alben fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Insgesamt bewegt sich das Songmaterial aber klar über dem des Vorgängers „No Prayer For The Dying“ und auch die Produktion ist wieder weitaus fetter geraten.

„Fear Of The Dark“ ist eine zweischneidige Sache. Klar, eine Verbesserung gegenüber der letzten Platte ist das Album auf jeden Fall. Die Klasse ihres 80er-Materials erreichen IRON MAIDEN trotzdem nur selten. Solche Höhepunkte können am Ende aber nicht über die weitestgehend durchschnittliche Qualität des Albums hinwegtäuschen, weswegen „Fear Of The Dark“ der Eintritt in die absolute Klassiker-Liga verwehrt bleibt.

29.11.2017

"Irgendeiner wartet immer."

Exit mobile version