Iron Maiden - Rock In Rio

Review

Ich denke, es macht hier und jetzt wenig Sinn über die Notwendigkeit oder Unnötigkeit von Livealben zu streiten. Ich persönlich denke, es ist für eine Band wie Iron Maiden durchaus legitim, nach zehn Jahren mal wieder einen Konzertmitschnitt zu veröffentlichen, auch wenn sie schon diverse dieser Art unters Volk gebracht haben. Wenn es sich dann auch noch um ein so außerordentliches Event wie das letztjährige Rock in Rio handelt, das das letzte Konzert der aktuellen Tour war und dem eine mächtige Menschenmasse von ca. 250000 Leuten beiwohnte, sind die Voraussetzungen für ein packendes, stimmungsvolles Konzert allemal gegeben. Genauso superb präsentiert sich diese Livescheibe der „eisernen Jungfrauen“ dem geneigten Hörer dann auch. Im cool aufgemachten Pappschuber mit geilem 3-D-Cover fällt das optische Gewand schon mal äußerst gelungen aus. Kommen wir aber nun zum wichtigsten Argument, der Musik. Wer Maiden auf der 2000er „Brave New World“-Tour gesehen hat, der weiß, dass sie über die Jahre nichts von ihrer erhabenen Klasse eingebüßt haben. Das merkt man diesem Output unmissverständlich an Klassikern wie „Wrathchild“, „The Trooper“, „Number Of The Beast“, Hallowed Be Thy Name“ oder dem abschließenden „Run To The Hills“ an, die mit unheimlicher Freude und Power in die gierige Menge geholzt werden und einen Bruce Dickinson in absoluter Bestform präsentieren. Auch das aktuelle Studioalbum „Brave New World“ kommt mit dem gleichnamigen Titeltrack, „The Wicker Man“, „Ghost Of The Navigator“, „Blood Brothers“, „The Mercenary“ und „Dream Of Mirrors“ natürlich nicht zu kurz, wobei ich sagen muss, dass diese Songs live noch besser funktionieren als normal. Die Höhepunkte auf „Rock In Rio“ stellen in meinen Augen die beiden langen, episch angelegten Stücke „Sign Of The Cross“ und „The Clansman“ aus der Blaze Bayley-Ära dar, die mit Bruce am Mikro erst ihren vollen Glanz entfalten und vorher unterschätzt worden sind. Das absolute, unumstößliche Highlight ist jedoch das geniale „Fear Of The Dark“. Unglaublich, wie das Publikum hier mitgeht, die Melodie mitsingt, sich mit der Band gegenseitig zur Höchstleistung hochschaukelt und eine unheimlich gänsehauterzeugende Atmosphäre schafft. Göttlich! Weiterhin ist positiv zu vermerken, dass die sechs Metal-Veteranen gänzlich auf das Verwenden von Overdubs und Ähnlichem verzichtet haben, was einige, kleine Spielfehler und Stimmwackler beweisen. Dies verleiht „Rock In Rio“ einen sehr authentischen Touch. Die vollkommene Vollbedienung erfährt der Fan dann noch in Form von zwei Enhanced-Video-Tracks, die auch auf der bald erscheinenden „Rock In Rio“-DVD enthalten sein werden. 1985 setzten Dickinson und Co. mit „Live After Death“ Maßstäbe im Bereich der Livealben. 2002 setzen sie diesem Meilenstein mit „Rock In Rio“ noch einen drauf und haben das beste Livedokument geschaffen, das ich je gehört habe. In diesem Sinne: „Iron Maiden Can’t Be Fought!“ Up The Irons!

28.03.2002
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