Lacrimas Profundere - Antiadore

Review

Es gibt sie. Diese Tage, an denen man sich seiner Sterblichkeit bewusst wird und merkt, dass man alt geworden ist. Man erinnert sich an seine Anfänge im Metal/Rock-Genre, schwelgt in Erinnerungen. Seinerzeit waren es „Memorandum“ und „Burning: A Wish“, die den noch selten auf Härte geprüften Ohren LACRIMAS PROFUNDERE aus Traunstein vorstellten. Zur Veröffentlichung des neuen Albums „Antiadore“ allerdings sickert abermals durch, dass die Gothic Metaller geraume Zeit später mit „Ave End“ und „Filthy Notes For Frozen Hearts“ einige stärkere Kurskorrekturen vornahmen und schnell in Verrufung gerieten, was ihnen allerdings Unrecht tat.

Vom einstigen Doom Metal ward nicht’s mehr übrig geblieben, stattdessen ersuchte die Band um Oliver Nikolas Schmid ihren Heiland im Gothic Rock/Gothic Metal und wurde dort vieler Unkenrufe zu Trotz auch fündig. Nach kleineren Anlaufschwierigkeiten des Neu-Sängers Rob Vitacca mit „Songs For The Last View“, zeichnete sich in „The Grandiose Nowhere“ ein deutlicher Aufwärtstrend ab – die Integration schien vollzogen, die Anpassungsschwierigkeiten gänzlich ausgeräumt. Mit „Antiadore“ will man nun wieder voll angreifen.

„An dem Vorhaben, Melancholie und Härte zu vereinen, sind schon einige Bands gescheitert, aber LACRIMAS PROFUNDERE schaffen diesen Kraftakt auf „Antiadore“ nahezu mühelos.“ heißt es im Pressetext und man zielt genau auf die Eigenschaften ab, die die Band stets stark gemacht haben. Auch wenn man bei so etwas häufig auch mal skeptisch sein darf, trefflicher hätte man es kaum formulieren können, wenn man beim Opener „My Release In Pain“ direkt von heftigen Gitarrenwänden überrumpelt wird und man im Verlaufe dessen sogar einige Screams vernimmt, die den Überraschungsmoment definitiv auf ihrer Seite haben. Eingängiger funktioniert der Titeltrack, der das Tempo in den Strophen stark drosselt und einen großartigen Refrain auffährt. Nach diesem Schema verfahren die Bayern auch in „What I’m Not“, wohingegen man hier mit diversen Reizen etwas subtiler und elegischer umgeht. Nicht nur hier zeigen LACRIMAS PROFUNDERE ihre Stärke, die darin besteht, Songs zu inszenieren die zu keiner Zeit weinerlich oder vor Kitsch und Klischees triefend aus den Boxen wabern, sondern durchaus von Gehalt und Langlebigkeit geprägt sind – dafür sind die beiden schwermütigen Halb-Balladen „Still In Need“ und „Head Held High“, aber auch die atmospährische Nummer „My Chest“ die treffendsten Beispiele.

Egal wie, egal wann, egal wo – LACRIMAS PROFUNDERE spielen sich immer wieder ins Gedächtnis meiner einer zurück. Sicherlich ist die Truppe über die Jahre griffiger geworden und sieht sich dabei hin und wieder auch mal an diversen bekannteren Acts inspiriert. Im Kern aber hat man sich die eigene Note bestehend aus einem harten Rock-Fundament und melancholischen Melodiebögen bewahrt. „Antiadore“ macht wie schon seine Vorgänger zu keiner Zeit den Eindruck, als wolle man nächstes Jahr jedes größere Festival headlinen und die Charts stürmen, nein. Es handelt sich dabei um ein frisches Goth-Rock-Album, welches sich kaum Ausfälle leistet und eine hervorragende Mischung aus balladeskem und metallisch-rockendem Liedgut bietet.

27.06.2013
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