Letzte Instanz - Das Weisse Lied

Review

Nun muss ich ja erstmal beifügen, dass ich die allgemeine Akustikwelle unter deutschsprachigen Folk-Rock-Bands ziemlich cool finde, weil brutal riffende Metalklampfen doch ziemlich oft die Noten zwischen den Zeilen im Keim zerquetschen. Merkwürdig wird es aber dann, wenn kaum ein Projekt wirklich 100%ig in Ordnung geht, weil oft einfach nur die Instrumentierung und nicht das Gefühl verändert wird (man erinnere sich an den Versuch von SCHANDMAUL). Glücklicherweise geht „Das Weiße Lied“ von der LETZTEn INSTANZ in eine ganz andere Richtung. Ärgerlicherweise aber in eine, bei der man sich ganz extrem fragen muss: Was für ein seichter Mist ist da eigentlich aus meiner Lieblingsband geworden?

Denn eins steht fest: Wer den Sprung von „Götter auf Abruf“ zu „Ins Licht“ schon nicht mochte (und ich gehöre auf jeden Fall dazu), wird mit dem weißen Lied rein gar nichts anfangen können. Klar muss man der Band immer noch einen hohen Anspruch und viel Muße zusprechen, aber wo man früher den Finger auf Missstände legte, sich über Dinge lustig machte oder Zweifel und Melancholie in ein druckvolles Hammergewand steckte, plätschern die Songs heute mehr oder weniger nur noch vor sich hin – was leider auch von vorne bis hinten auf jenes Akustikalbum zutrifft. Man hört zwar deutlich, dass in viele verschiedene Richtungen gegangen wurde, so klingen Songs zum Beispiel mal folkig, mal klassisch und mal jazzig (richtig cool in „Morgenrot“), aber richtig begeistern tun mich nur wenige. Das ist schade, denn die Idee, nicht einfach nur 13 Stücke umzubearbeiten und in den Handel zu stellen, sondern eine dreiteilige Liedersammlung über Liebe (sortiert in die Kategorien „eros“, „philia“ und „agape“) auf CD zu pressen, hat schon etwas ziemlich eigenständiges. Zugleich wurden wirklich Songs aus jedem Kapitel der Bandgeschichte beachtet und mit neuen Stücken ergänzt, was den Vorwurf der Fanverarsche definitiv aushebelt.

Aber abgesehen von großartigen Neubearbeitungen wie „Ohne Dich“, „Jeden Morgen“, „Du und Ich“ und erwähntem „Morgenrot“ hätte ich im Allgemeinen mehr erwartet. Das Konzept und die Atmosphäre passt zwar, aber wie schon auf den letzten beiden Rockplatten fehlt einfach der zündende Biss. Das soll jetzt aber auch nicht zu einem „werdet wieder wie früher“-Monolog ausarten. Da der Erfolg der Band unbestreitbar ist, muss es auf jeden Fall Menschen geben die sich mit dem neuen Stil identifizieren können, und vielleicht haben jene Individuen auch mit dem weißen Lied Freude.

15.12.2007
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