Moonspell - Sin/Pecado

Review

Als TIAMAT „A Deeper Kind Of Slumber“ herausbrachten, spaltete diese CD die Anhängerschaft in zwei Lager, obwohl eine solche Entwicklung eigentlich über Jahre hinweg vorhersehbar war. Bei MOONSPELL kommt diese Entwicklung nach drei CDs, die sich vom Black Metal hin zum Death Metal bewegten, allerdings sehr überraschend und es erscheint umso unglaubwürdiger – „Sin/Pecado“ wird mit Sicherheit mehr Staub aufwirbeln, als „Slumber“. Diese CD teilt sich, ähnlich der „Wildhoney“ von TIAMAT in einen Drittel metallische und zwei Drittel langsame und gefühlvolle Songs auf. Und hier beginnt das Dilemma, was mich vor die Frage stellt, ob ich der CD 9 oder 3 Punkte geben soll:

Die gesamte CD klingt wunderschön und gehört zu den herausragendsten Werken, die mir in letzter Zeit untergekommen sind, allerdings klingen die metallischen Songs wie eine 1:1-Kopie von „Full Moon Madness“ der „Irreligious“ mit sanfteren Vocals („handmadeGod“). Der Rest erweckt den Eindruck, Century Media hätte MOONSPELL zusammen mit Johan Edlund und einigen bewußtseinserweiternden Substanzen in ein Studio gesperrt: Langsame, sehr gefühlvolle Songs, die unterlegt sind mit allerlei teils „spacigen“ Effekten („Flesh“ und „Magdalene“). Dazu gesellen sich langsame, sanfte Vocals, die allerdings nicht die Intensität der Stimme Johans erreichen und nach einiger Zeit aufgrund ihres monotonen und leiernden Klanges sehr an den Nerven zehren.

Also bleibt als Fazit: MOONSPELL liefern eine herausragend schöne CD ab, die leider wie ein billiger Abklatsch ihrer vorherigen und TIAMATs aktueller klingt. Schade eigentlich, aber mir ist bisher noch nie eine CD untergekommen, der eine dermaßen niedrige Existenzberichtigung zugewiesen werden kann (um einmal nicht das Wort „überflüssig“ zu verwenden…).

Anspieltips sind „handmadeGod“, „Magdalene“, „EuroticA“ und „Mute“. Man darf gespannt sein auf die Live-Darbietung dieses Materials. Die Shows von MOONSPELL zeichnen sich seit ca. zwei Jahren durch einen ausgeprägten Mangel an Inspiration und Innovation aus und erscheinen langweilig, fade und eintönig – was für ein solches Material mehr als tödlich ist.

17.01.1998
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